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Krankenhaus Trauermarsch um Genthiner Innenstadt

Genthiner Geschäftsleute initiieren aus Anlass der Krankenhausschließung einen Trauermarsch, der am Freitag stattfindet.

Von Simone Pötschke 03.06.2017, 01:01

Genthin l Für Willi Bernicke, Geschäftsmann und Stadtrat mit dem Mandat der Linken, und Christine Guschok-Halidi, ist mit der angekündigten Schließung des Krankenhauses eine Schmerzgrenze erreicht.

Mit dem Aus des Krankenhauses befürchten die Beiden, dass der Domino-Effekt an Schließungen für die Institutionen, Unternehmen und Geschäfte in der Innenstadt weiter an Fahrt aufnimmt.

Christine Guschok-Halidi und Willi Bernicke haben schnell etliche Beispiele parat, die die Ernsthaftigkeit dieser Befürchtung bekräftigen. Das Amtsgericht schloss in Genthin seine Türen, die IKK ging, das Reformhaus Ballarin ist wie die Glaserei Rennebarth Geschichte, eine Reihe weiterer Beispiele ließe sich beliebig weiterführen.

„Die Schließung des Genthiner Krankenhauses ist für uns ein sicheres Zeichen dafür, dass es für die Genthiner Innenstadt mittlerweile fünf vor zwölf ist. Das fordere das Engagement sowohl der Geschäftsleute, aber auch der Einwohner Genthins heraus, sagen Christine Guschok-Halidi und Willi Bernicke.

Beide rufen deshalb zu einem Trauermarsch am Freitag, 9. Juni, auf, der um 11 Uhr am Marktplatz startet und zum Krankenhaus an der Karower Straße führt. Ein symbolischer Sarg wird dem Marsch vorangestellt. Er werde den Marsch am Dienstag im Rathaus anmelden, sagte Willi Bernicke. In den nächsten Tagen wird mit Plakaten in der Öffentlichkeit für eine breite Teilnahme geworben.

Christine Guschok-Halili versucht, möglichst viele Genthiner für eine Teilnahme an demMarsch zu begeistern. „Für uns als Geschäftsinhaber ist es relativ leicht, in andere Städte umzuziehen. Burg und Magdeburg bieten genügend freie Gewerbeflächen an. Und ein Umzug ist arbeitsmäßig an einem Wochenende geschafft. Die Verliererin ist dabei jedoch die Innenstadt Genthins, die immer mehr ausgedünnt wird.

Natürlich kämpfe ich dabei auch für meine Angestellten, denen ich weitere Anfahrtswege zur Arbeit mit einem Umzug ersparen möchte. “ Die Geschäftsfrau wagt einen wenig erfreulichen Ausblick. „Wenn sich alle Ladeninhaber an dem Marsch beteiligen und dafür nur eine Stunde schließen, könnte dies einen Eindruck davon vermitteln, wie die Innenstadt zukünftig aussehen könnte, nämlich tot.“

Es sei das Anliegen des Marsches, eine öffentliche Diskussion zur Zukunft der Innenstadt auf den Weg zu bringen, hieß es. „Wir müssen Gehör finden und brauchen dringend Hilfe“, erklärten die Initiatoren.

Es ginge nicht um Schuldzuweisungen für die eine oder andere Entscheidung. „Wir wollen niemanden an den Pranger stellen. Wir brauchen eine andere Politik für Genthin, ehe es zu spät ist. Eine Lösung muss her“, formuliert Willi Bernicke.

Nach dem Marsch, so die Vorstellung der Organisatoren, sollten alle Händler und interessierten Bürger an einen Tisch kommen, um Thesen zur Zukunft der Innenstadt auszuarbeiten. Einen großen Protestmarsch erlebte Genthin letztmalig im Jahr 2009, als Henkel seinen Standort am Elbe-Havel-Kanal aufkündigte.