Krebskranke Frauen Schön und stark

Ein Brandenburger Projekt fotografiert kostenfrei krebskranke Frauen aus ganz Deutschland. Auch Betroffene aus der Burger Region.

Von Natalie Preißler 17.08.2020, 23:01

Altbensdorf l „Gänsehautmoment!“ entfährt es Make-up-Artist Audry Romano, als sie mit dem Stylisten-Team die Aufnahmen zum Abschlussfoto für „Schön & Stark - Frauen mit Krebs“ beobachtet. 26 Frauen aus ganz Deutschland und Belgien waren angereist, um in der Dorfidylle der Altbensdorfer Mühle für ein neues Mutmacherfoto des Brandenburger Projektes zu posieren. Sie alle eint das Schicksal einer Krebserkrankung.

Zwischen 24 und über 50 Jahre alt, nach oder inmitten einer Chemo- oder Strahlentherapie, aber voller Lebensfreude, waren die Frauen, die sich ablichten ließen, um zu zeigen, dass ein Frauenkörper auch in Zeiten von Krankheit schön und vor allem stark ist. „Die Frage nach dem Warum habe ich mir nie gestellt“, sagt Sophie Gerber aus Chemnitz. Die 33-Jährige bekam im Februar 2020 die Diagnose Brustkrebs. Zudem wurden in ihrer Lunge zahlreiche Metastasen gefunden. Im Wochentakt Chemotherapien und zuhause vier Kinder, vom Kleinkind bis zum 13. Lebensjahr. „Ich habe als Krankenschwester selbst lange auf der Onkologie gearbeitet und wusste, was diese Diagnose bedeutet“, so die Chemnitzerin.

Über den Termin zum Shooting erfuhr sie über soziale Netzwerke und findet es wichtig zu zeigen, dass der Krebs kein Todesurteil sein muss. „Ich werde daran nicht sterben“, betont sie voller Zuversicht. Eine große Stütze sind ihre Kinder und ihr Mann. „Schlimmer als der Fakt, selbst schwer krank zu sein, ist, dass man um Gelder kämpfen muss“, sagt die Berlinerin Mandy Grohke. Und das ihre damals vierjährige Tochter alles miterleben musste. Sie erhält im Oktober 2016 die Diagnose Brustkrebs. Dass bei der OP eine Brust entfernt werden musste, nehme ihr keineswegs das Gefühl von Schönheit und Weiblichkeit.

„Jeder muss seinen eigenen Weg finden“, bringt es Sindy Rehwagen (31) auf den Punkt. Die Chemnitzerin sagt: „Wenn mich der Krebs nicht umbringen konnte, schafft es auch nichts anderes.“ Sie sei mutiger geworden, geradezu risikofreudig. Im Juli 2016 stand sie kurz vor der Einschulung ihres Sohnes, als sie die Diagnose bekam. „Entweder die Chemo hilft, oder sie sind tot“, so wurde es ihr gesagt. Momentan gehe es ihr gut.

Neben dem Organisatoren-Team um die Brandenburger Fotografin Franziska Günther wurde das Foto-Event auch von Sabine Gaßner, selbst Betroffene aus dem Jerichower Land, unterstützt.

Sie erfuhr auf der Brandenburger Frauenwoche 2019 vom Projekt und war selbst beim Einzelshooting. „Die dabei entstandenen Bilder haben mich berührt, mir unwahrscheinlich viel Kraft gegeben und mir gezeigt, dass es auch nach all den Strapazen, den Ängsten, Operationen und persönlichen Veränderungen weiter geht, dass ich mich noch immer attraktiv fühlen kann und dass ich mit all meinen Problemen nicht allein bin“, sagt Gaßner.

Ihre Diagnose: Brustkrebs mit genetischer Mutation. Es folgte eine beidseitige Mastektomie (teilweise oder vollständige Entfernung von Brustgewebe) mit anschließendem Brustaufbau. Viele Komplikationen, viele Operationen, aber keine Metastasen.

„Für mich als Fotografin ist es unglaublich positiv zu sehen, wie die Frauen zueinander sind. Es gibt keine Konkurrenz und auch kein Mitleid. Die vorherrschenden Gefühle sind Mitgefühl, Liebe und Zuversicht - für das Leben stehen“, sagt Günther.

Immer wieder begegneten ihr im Studio Frauen, die sich mit schönen Fotos für ihren Kampf gegen die Krankheit belohnen wollten. Im Herbst 2017 fand sich ein Projektteam zusammen, welches es sich fortan zur Aufgabe gemacht hat, eben diesen Wunsch Frauen auf Spendenbasis zu erfüllen. Bis Corona im März 2020 den Lockdown bedingte, standen nahezu wöchentlich Frauen aus ganz Deutschland in Günthers Studio vor der Kamera.

„Es herrschte eine schöne und entspannte Stimmung. Die Frauen konnten sich austauschen und ihre Erfahrungen teilen“, resümiert Günther zum Event.

„So viele schwere Schicksale und doch so viel Lebensfreude und Lachen habe ich selten erlebt“, ergänzt Gaßner.

Aktuell werden dringend Spendengelder benötigt, um weiteren Frauen einen Fototermin zu ermöglichen. Betroffene Frauen und interessierte Unterstützer können sich auf www.schönundstark.de ein Bild von dem Fotoprojekt machen.