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Lesung Gedichte über das Mögen

Mit Gedichten unterhielt Bodo Lilienthal alias Otto Mögenthal in der Genthiner Stadtbibliothek. Zudem warb er für die Aktion "Poetry kids".

Von Mike Fleske 09.02.2017, 07:00

Genthin l „Es muss nicht allen mein ‚Mögen‘ gefallen, doch mir gefällt es sehr, was will ich mehr?“ Mit Gedichten und kleinen Geschichten begeisterte der Hobbyautor Bodo Lilienthal die zahlreichen Besucher des Lesecafès in der Bibliothek. Weil er so viele Gedichte über das Mögen schreibt, nennt sich der Genthiner als Verseschmied Otto Mögenthal. Er las während der guten Stunde eine Auswahl aus seinen 200 Gedichten und rund 50 Tiergeschichten, die er in gut fünf Jahrzehnten verfasst hat. Viele davon in seiner Zeit als Seemann auf einem Schiff. „Dort entstanden nachdenkliche Zeilen und Frustgedichte“, erzählte der 73-Jährige und unternahm in Reimen eine Zeitreise durch sein Leben.

„Ich bin ein Bürgermeisterkind, bin immer ganz höflich, bin immer ganz lieb, zeige den Dorfmenschen auch niemals einen Piep“, reimte er über seine Kindheit als Sohn einer Ortsbürgermeisterin, die leider viel zu früh verstarb. Jedoch spielten Frauen in Lilienthals Leben eine wichtige Rolle, wie etwa die Dorfschönheit: „Immer dann geh ich da rüber, mit einem Strauß zur schönen Frieda, doch die, die freut sich nicht drüber.“ Die verschmitzten Verse über eine verschmähte Liebe wurden bereits „Gedicht der Woche“ im Lyriksalon Graal-Müritz, wo sich Lilienthal gemeinsam mit seiner Frau Margrit in den Sommermonaten gern aufhält.

Seine Zeit als Seemann war natürlich auch Bestandteil seines Vortrages. Etwa die Haifischjagd auf hoher See. „Wir holten die Zähne aus des Haifischsmaul Schädel - als Kette für unsere Mädel.“ Lilienthal reimt mit viel Humor und lässt auch die Zeitumstände wie Mauerbau und Mauerbau in seine Verse einfließen. Auch das Zusammenleben zwischen Ost und West nach der Wende sind ihm Zeilen wert und so macht sich der Autor Gedanken darüber, dass die vom Westen einst verschmähten Errungenschaften des Ostens, wie Kinderkrippen oder grüner Pfeil doch nicht so schlecht seien.

Immer wieder sorgte Lilienthal mit seinen Reimen für Lacher und kam auch mit seinen lebensklugen Kurzversen bestens an: „Auf ewig wolln wir nicht veralten, auf ewig wolln wir nicht verkalken. Doch ewig bleiben wir nicht erhalten“, meinte er und sprach den zumeist älteren Zuhörern durchaus aus der Seele. Zum Schluss seiner Veranstaltung hatte Bodo Lilienthal noch ein besonderes Anliegen. Mit dem Verkauf von eigens gestalteten Lesezeichen sammelte er in einer großen Spardose Geld für eine von ihm erfundene Aktion.

„Ich möchte das Projekt Poetry kids anschieben, bei dem begabte Kinder motiviert werden, selbst Verse zu schreiben und Gedichte zu verfassen.“ Mit dem ersten gesammelten Geld überraschte Lilienthal Cornelia Draeger von der Bibliothek. „Wir sind nun fest für einen Workshop verabredet“, meinte diese in einer ersten Reaktion. „Wir werden nun mit Schulklassen in Verbindung treten, für das Projekt werben und hoffentlich einige Kinder begeistern und zum Mitmachen bewegen.“

Die Idee zu dem Projekt hatte der Genthiner schon während seiner Dienstzeit auf See. „Als Chief Ingenieur war ich an Bord auch für die Ausbildung der Azubis verantwortlich und die waren über meine Gedichte über die Seekuh Liese so begeistert, dass sie mich zu einer Kinderbuchveröffentlichung drängten“, erinnert er sich.

„Ich gründete an Bord einen Poeten Club, wo meine Auszubildenden Gedichte verfassen mussten, die sie dann am Sonntag vortrugen.“ Dabei habe es ganz wunderbare Ergebnisse gegeben und die beteiligten großen Spaß am Verse schmieden gehabt. Das soll nun mit Kindern aus Genthin fortgesetzt werden. „Wer die Aktion unterstützen möchte, ist dazu immer willkommen.“