1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Genthin, ein Weihnachtsmärchen

Kultur Genthin, ein Weihnachtsmärchen

Traditionell tourt das Genthiner Amateurtheater in der Weihnachtszeit durch die Region. Höhepunkt ist das Heimspiel am Heiligen Abend.

Von Kristin Schulze 27.12.2017, 00:01

Genthin l Für die Genthiner ist es ein liebgewonnenes Ritual: Vor der Bescherung wird im Kulturhaus das Weihnachtsmärchen angesehen. Alljährlich aufgeführt vom Ensemble des Amateurtheaters, das in diesem Jahr unter der Regie von Jürgen Wagner „Die silberne Lilie“ zeigte. Was das weihnachtliche Vergnügen für Darsteller, Techniker, Bühnenmaler, Maske, Schneider und Souffleuse bedeutet, lässt sich aus dem Zuschauerraum nur erahnen.

Ob Haupt- oder Nebenrolle, vor oder hinter der Bühne, alle Gat-Mitglieder eint, dass ihre Weihnachtszeit geprägt ist vom Märchen der Saison.

Für Laura Krause, die morgen ihren elften Geburtstag feiert, war es das erste Mal auf so einer großen Bühne. „Ich spiele das kleine Mädchen und bin nur wenig dran“, erzählt sie und dass sich der Aufwand zum Lernen der Texte deshalb in Grenzen hielt. Aufregend war es trotzdem: „Die große Bühne, vor vielen Leuten reden, laut genug sein, richtig stehen, das ist schon kompliziert, macht aber riesigen Spaß.“

Zeitlich ist man als Gat-Mitglied gerade in der Adventszeit eingespannt. „Auf dem Weihnachtsmarkt waren wir in diesem Jahr nicht“, erzählt Lauras Mutti Nicole Krause. An jedem Wochenende gab es einen, manchmal auch zwei, Auftritte. Immerhin tourt das Gat mit dem Märchen durch das ganze Jerichower Land, macht Halt in Möckern, Burg und Tucheim.

An den Abläufen am Heiligen Abend hat sich für Laura dagegen nicht viel verändert. „Bei uns war es schon immer Tradition, dass Papa und ich das Weihnachtsmärchen angesehen haben“, erzählt sie. „Ich fand es jedes Mal richtig toll, darum hat sich für mich nicht viel geändert.“

Im Saal des Stadtkulturhauses hat einst schon Mutti Nicole Platz genommen. „Auch bei uns war es so, dass ich mit meinem Papa zum Märchen ging, danach war Bescherung.“

Weil Laura in diesem Jahr auf der Bühne steht, sitzt selbstverständlich die komplette Familie im Zuschauerraum, Uroma, Großeltern, Mama, Papa und Brüderchen Enno. Für den Dreijährigen ist es die erste Theateraufführung.

Neben den Neulingen setzen Gat-Chef Eckhard Neumann und Regisseur Jürgen Wagner natürlich auf die „alten Hasen“ des Ensembles, zum Beispiel Marina Conradi, Rita Wagner, Frank Zelmanski oder Kathleen Lemke. Letztere steht seit etwa einem viertel Jahrhundert in der Weihnachtszeit auf der Bühne. In diesem Jahr gibt sie „Minister von Leisetritt“, war aber auch schon Hexe, Räuber, Prinzessin, Fisch oder Storch. „Ich kenne es nicht anders, für mich gehört das Märchen zur Weihnachtszeit wie für andere die Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt“, sagt die 40-Jährige.

Am Heiligen Abend wird im Hause Lemke traditionell der Baum geschmückt. Dann gilt es, pünktlich im Kulturhaus zu sein. „Ohne Unterstützung geht es natürlich nicht, als die Kinder klein waren, sind immer mein Mann oder die Omas eingesprungen“, sagt Kathleen Lemke. Heute sind die Kinder groß und stehen selbst auf der Bühne. Die 15-jährige Elisa spielt die Fee Ostara, der 11-jährige Felix schlüpft in die Rolle eines Nachbarn.

Heiligabend ist immer Gänsehaut, sagt Gat-Chef Eckhard Neumann, der in diesem Jahr den Goldschmied spielt. „Das ist eine ganz spezielle Atmosphäre, man muss es spüren, das kann man nicht beschreiben.“ Und tatsächlich ist es ein besonderes Gefühl, wenn die Menschen im ausverkauften Saal zum Schlussapplaus ansetzen oder wenn Manfred Göbel mit allen Kindern „Schneeflöckchen“ für den Weihnachtsmann anstimmt.

Ob Neuling oder Vollprofi - in einem weiteren Punkt sind sich Laura Krause und Kathleen Lemke einig. Auch 2018 wollen sie am Heiligen Abend wieder auf der Bühne des Stadtkulturhauses zu finden sein, das hat in Genthin schließlich Tradition.