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Kulturausschuss Bahnhof in „katastrophalem“ Zustand

Der Zustand des Genthiner Bahnhofs war Thema im Kulturausschuss. Größtes Ärgernis: stinkende Rinnsale.

Von Massimo Rogacki 19.06.2016, 11:00

Genthin (ro) l Der Putz am Bahnhofsgebäude blättert ab, in einer Regenrinne klafft ein großes Loch, die Unterführung ist verdreckt. Der Genthiner Bahnhof ist in einem beklagenswerten Zustand. Zu dieser Einschätzung ist in dieser Woche der Bildungs-, Kultur- und Sozialausschuss der Stadt gelangt. Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Alexander Otto (CDU) bezeichnete den Zustand des Bahnhofs in einer Anfrage als „katastrophal“. Otto weiter: „Wenn wir wollen, dass Menschen zu uns kommen, um die Region zu erkunden, führt kein Weg am Bahnhof vorbei.“

Der stellvertretende Ausschussvorsitzende kam auf den mit Schmierereien übersäten Boden in der Unterführung zu sprechen. Außerdem, so Otto, trete im Bereich der Fahrkartenschalter eine stinkende, schwarze Flüssigkeit aus. „Ich finde, das ist ein Zustand, der nicht länger andauern darf“, erklärt der CDU-Mann. Dieser Meinung schloss sich Horst Leiste (SPD) an. Auch er bezeichnete den Zustand als „katastrophal“. Ein Bahnhof sei immer auch ein „Eintritt zur Stadt“, erklärt Leiste. Wir brauchen nicht über Tourismus und Visionen zu sprechen, solange der Bahnhof so aussieht“, sagt Leiste.

Bürgermeister Thomas Barz sicherte zu, die Situation prüfen zu wollen. Er deutete allerdings an, dass die Deutsche Bahn als Eigentümerin des Bahnhofs für das Objekt verantwortlich sei. „Ich bitte um Verständnis, dass uns die Hände gebunden sind, da es sich nicht um unser Gelände handelt.“ Trotzdem wolle er gewährleisten, dass Reisende trockenen Fußes den Bahnhof passieren können, so Barz. Bedauerlicherweise habe er bis dato von den Mängeln „nichts gewusst“, sagt der Bürgermeister.

Zumindest der Verwaltung müsste der Zustand des Bahnhofs allerdings bekannt gewesen sein. Im Bürgerportal „Sag’s uns einfach!“ auf der Internetseite der Stadt Genthin beklagt ein Einwohner am Montag vergangener Woche, die Stadt - beziehungsweise die Bahn als Eigentümer - vernachlässige den Zustand des Bahnhofes. So sei das „Glasdach von einem Moosteppich überzogen“ und „eine ekelhaft riechende Brühe“ ergieße sich über den Gehweg. Der Bürger spricht zudem vom Zustand des Tunnels, von Unkraut, demolierten Fahrrädern, die nicht beseitigt würden. Die Anfrage wurde auf der Internetseite mit dem Status „In Bearbeitung“ markiert.

Bürgermeister Barz appellierte an die Stadträte und Ausschussmitglieder, man müsse damit aufhören, die Stadt „immer nur in den Dreck zu ziehen“. In der derzeitigen finanziellen Situation der Stadt habe er zuvorderst „die Vision, liquide bleiben zu wollen“.

Horst Leiste pflichtete zunächst bei, viele Menschen sähen mitunter nicht mehr, was im letzten Jahr allein in der Stadt geschaffen wurde und nannte als Beispiele Straßenbaumaßnahmen, den Erhalt der Schwimmhalle, die Abdeckung mit Kindergärten und Schulen. Trotzdem, so Leiste, müsse das Thema doch gerade in einem Ausschuss angesprochen werden dürfen. Es helfe nicht, wenn „bestimmte Punkte negiert werden, die die Bevölkerung an uns heranträgt. Das zur Sprache zu bringen, muss rechtens sein.“

Einen Tag nach dem Ausschuss tut sich etwas: Eine Tiefbaufirma hebt einen Rohrgraben am Bahnhof aus. Bernd Kremkau, Technischer Leiter des Trink- und Abwasserverbandes (TAV) Genthin, bestätigt, Ursache für den Gestank und den Austritt der dunklen Flüssigkeit sei ein Schaden am Abwasserhausanschluss des Bahnhofsgebäudes gewesen. Die Arbeiten ausgelöst habe der Eigentümer des Gebäudes, sagt Kremkau. In der kommenden Woche wird der TAV weitere Arbeiten durchführen.

Der Eigentümer des Gebäudes prüfe nach Aussage von Bürgermeister Barz derzeit, „ob weiterer Handlungsbedarf“ bei Reparaturen besteht. Vom Eigentümer, der Investment- und Immobilienfirma Main Asset Management aus Hessen, wurde die schriftliche Anfrage der Volksstimme am Freitag nicht beantwortet. Eine Sprecherin bestätigte lediglich, man suche seit einiger Zeit einen Käufer für das Objekt.