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Ladesäulen Zum Strom tanken nach Burg

In Burg werden Anfang Juli Ladesäulen errichtet, um die Elektromobilität zu fördern. In Genthin gibt es solche Vorstöße nicht.

Von Mario Kraus 11.06.2020, 01:01

Burg/Genthin l Die Stadt Burg will den Umstieg von Verbrennungs- auf Elektroautos forcieren. Das aber gelingt nur, wenn auch ausreichend Ladestationen zur Verfügung stehen und diese auch publik gemacht werden. Ob und wie das funktioniert – dafür ist die Stadt ein Pilotprojekt eingegangen, das gemeinsam mit der Uni Magdeburg, dem Fraunhofer-Institut und den Stadtwerke-Energienetzen Burg gesteuert wird.

„Wir sind froh, Teil dieses Forschungsvorhabens zu sein und profitieren direkt davon“, sagte Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD) auf der jüngsten Stadtratssitzung in Burg. Das nennt sich Inkola und heißt „Infrastrukturkopplung – Platzierung und Betrieb von Ladestationen aus Verkehrs- und Energienetzsicht“. Eine stattliche Fördersumme in Höhe von 375.000 Euro steht dafür zur Verfügung.

In Genthin gab es solche Umsetzungen nicht. „Wir betreiben keine Ladesäulen“, erklärt Avacon-Kommunalreferent Carsten Birkholz. Bei der Avacon, die in der Region Genthin für die Strominfrastruktur zuständig ist, seien Netz und Vertrieb getrennt. „Was wir machen dürften, ist im Auftrag eines Kunden Ladesäulen zu errichten, die von diesem Auftraggeber betrieben werden.“

Möglich sei etwa, dass ein Geschäftsinhaber eine Wohnungsbaugesellschaft oder ein Tankstellenbetreiber sich dazu entschließe im Rahmen der Kundenbindung eine solche Stromtankstelle anzubieten. „Es hat in Genthin bereits Überlegungen und auch schon einmal eine Anfrage gegeben, leider ohne Ergebnis“, bedauert Birkholz. Dass sich die Stadt Genthin engagiert, ist derzeit eher unwahrscheinlich. „Ich sehe derzeit keine Möglichkeit, dass die Stadt zu ihrem Vorteil in diesem Bereich tätig werden kann“, meint Genthins Bürgermeister Matthias Günther. „Ich meine nicht, dass die Stadt als Betreiber von Stromtankstellen auftreten sollte, dass ist eine Sache, die der Markt selbst regulieren muss, wenn etwa Tankstellenbetreiber die Notwendigkeit sehen, tätig zu werden, die Kommune sollte nicht als Marktteilnehmer in den Wettbewerb eingreifen.“

In Burg indes schreiten die Vorbereitungen voran. Inkola hat in den vergangenen Monaten mehrere Problembereiche unter die Lupe genommen: Wo soll das Auto geladen werden, wenn es tagsüber benutzt wird? An welchen Stellen müssen mit Blick auf Verkehrsfluss und Stromnetz Ladesäulen gebaut werden, um die Fahrzeuge optimal nutzen zu können? Denn je nach Bauart und Modell reicht eine Ladung bislang nur wenige hundert Kilometer weit.

Die Stadt Burg hat zwischenzeitlich die Standorte der Ladestationen benannt. Auf dem Rolandplatz, dem Parkplatz Mauerstraße, auf dem Gelände der Alten Kaserne und auf dem Parkplatz des Burger Ballspiel Clubs (BBC) 08 neben dem Flickschupark. Die Federführung dafür übernehmen die Stadtwerke-Energienetze, bestätigte Geschäftsführer Mathias Holzberger.

Konkret werden vier Ladesäulen mit je zwei Mal 22 kW (AC-Wechselstrom) gestellt. Es handelt sich hierbei um Schnellladesäulen. Wobei: „Der Begriff Schnellladung ist natürlich relativ. Wir haben im so genannten AC-Bereich Ladesäulen beziehungsweise Wallboxen von 3 bis 44 kW, im DC-Gleichstrombereich gibt es Schnellladesäulen von 50 bis demnächst 350 kW. Allerdings wird die Masse der Elektrofahrzeuge noch nicht in der Lage sein, in diesen Dimensionen schnell zu laden“, erläutert Holzberger. Nach Auskunft von Robert Feldberg, Projektleiter Beleuchtung der Stadtwerke, werden die entsprechenden Stationen Ende dieses Monates geliefert und dann Anfang Juli installiert. Dazu werde es noch notwendige Informationen, etwa auch zur Bedienung, geben. Stadt-Pressesprecher Bernhard Ruth ist indessen froh, dass das Vorhaben nun ganz praktisch umgesetzt werden kann. „Daraus lassen sich dann für die Zukunft neue Erfahrungen sammeln.“

Die Gesamtzahl an Elektrofahrzeugen ist im Jerichower Land noch überschaubar. Zum Ende des Jahres 2019 waren im Landkreis insgesamt 79 reine Elektrofahrzeuge registriert. Das teilte die Kreisverwaltung auf Nachfrage der Volksstimme mit. Dazu zählen allerdings keine Plug-in-Hybride, also Fahrzeuge mit Akku und Verbrennungsmotor, teilte Pressesprecherin Claudia Hopf-Koßmann mit. Die Anzahl könnte steigen, wenn es tatsächlich verstärkt Kaufanreize durch den Bund gibt.

In Sachsen-Anhalt ist die Zahl der Ladestationen in den vergangenen Jahren gestiegen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa zufolge gab es im Dezember 2019 rund 340 solcher Stromtankstellen. Das waren 53 Prozent mehr als noch Ende 2018. Im ungefähr gleich großen Nachbarland Thüringen gab es Ende vorigen Jahres rund 600 Stromtankstellen. In Deutschland sind bislang 24.000 Ladepunkte registriert.