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Lesung in Genthin Renate Bergmann trotzt der Technik

"Wir brauchen viel mehr Schafe", hieß es im Genthiner Union Kino. Twitter-Oma Renate Bergmann war mit einer Lesung zu Gast.

Von Mike Fleske 12.12.2017, 00:01

Genthin l Zum ersten Mal machte die muntere Twitter-Oma das Genthiner Union Kino unsicher. „Ich bin ordentlich aufgeregt“, hatte ihr geistiger Vater, der Autor Torsten Rohde, kurz vor Beginn der Veranstaltung zugegeben. Durchaus mit gutem Grund, denn Rohdes einstige Heimatstadt Genthin war für eine Live-Übertragung ins Internet auserkoren. Doch kaum, dass Autor Rohde und Schauspielerin Anke Siefken die kleine mit Weihnachtsbaum, Tisch und Stuhl dekorierten Bühne vor der Leinwand betreten hatten, begannen die technischen Unbillen.

Siefkens Kopfmikrofon kratzte und rauschte, Torsten Rohde sprang ihr mit einem Handmikrofon zur Seite und sorgte für einen hörbaren Ton. „Früher hat man sich einfach so unterhalten, heute geht nichts mehr ohne Mike“, konstatierte Siefken trocken, um dann in eine lockere Plauderei überzuleiten, die eine Art Best of Renate Rergmann war: „Ich habe 217 Folgen ,Denver Clan‘ und vier Ehemänner überlebt.“

Natürlich durften auch Geschichten über die besten Freunde Ilse und Kurt sowie Tochter Kirsten in diesen Geschichten nicht fehlen. Kurts Fahrkünste mit dem „Koyota“ und Tochter Kirstens Arbeit als Tiertherapeutin waren genau so Thema, wie Bergmanns gebrochene Hüfte und die Kreuzfahrt mit Freundin Gertrud. Auch das berühmte Tomatentelefon, „hinten ist eine angebissene Tomate drauf und vorn ist das Bild“, gehörte zwingend zur Twitter-Oma. Denn berühmt geworden ist Renate Bergmann einst über ihre Sprüche, die sie mit dem Kurznachrichtendienst in die Welt schickte.

Aber in erster Linie ging es um die Planung des Krippenspiels in der Kirche und die Anzahl der Schafe und Kinder. „Ilse hätte am liebsten nur Kinder dabei gehabt, die getauft sind, weil es schließlich ein Fest der Kirche ist. Aber das kam gar nicht in Frage, finden Se mal heutzutage getaufte Kinder. Man muss schon dankbar sein, wenn die alle geimpft sind.“ Lustig ging es im Genthiner Kino zu, auch dank der Routine von Anke Siefken, die die technischen Probleme locker überspielte, Loriots schwarzhumoriges Adventsgedicht vortrug und den Zuschauern als Erfrischung Kölnisch Wasser zufächerte.

 

Hinter den Kulissen herrschte hingegen reger Betrieb. Plötzlich klappte die Live-Übertragung nicht mehr. Waren die ersten 20 Minuten noch zu sehen, gab es danach eine zehnminütige Unterbrechung, bevor die Übertragung mit gutem Ton und einwandfreiem Bild weiterlief. „Wir sind maßlos traurig über die technische Panne, die unerklärlich bleibt“, meinte Torsten Rohde am Ende etwas enttäuscht.

Jedoch hätten alle unter dem Motto: „Eine Renate Bergmann jammert nicht, sondern macht das Beste aus dem, was das Leben ihr hinwirft“, zusammengearbeitet. „Das gilt auch für das gesamte Team, auf das ich verdammt stolz bin, alle haben die Nerven behalten und ,die Kuh vom Eis‘ geholt.“ So gab es nach der Veranstaltung unzählige lachende Gesichter und viel Lob: „Das war eine richtig tolle Lesung“, meinte eine Besucherin. „Renate Bergmann, Popcorn und ein schöner Adventssonntag, mehr braucht es nicht“, befand ein anderer. „Eine sehr schöne Veranstaltung“, lobte auch Kinobetreiber Lars Hoffmann. Er könne sich durchaus vorstellen, so etwas wieder einmal anzubieten.

Allerdings geht das „Bergmann-Team“ nach 70 erfolgreichen Lesungen in diesem Jahr erst einmal in den Urlaub. „Ganz sicher werden wir auch 2018 wieder nach Genthin kommen“, verspricht Torsten Rohde und greift Hoffmanns Idee gern auf: „Bestimmt machen wir auch wieder eine Adventslesung, da haben wir noch eine Rechnung offen und wollen beweisen, dass wir es perfekt können.“

Unter www.facebook.com/RenateBergmann82 kann die Aufzeichnung aus dem Union Kino angeschaut werden.