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Mastanlage Schweinezucht erhitzt die Gemüter

Kontrovers wurde im Bau- und Vergabeausschuss über die Erweiterung der Schweinezuchtanlage in Gladau diskutiert.

Von Mike Fleske 20.06.2018, 11:30

Genthin l „Wir befürchten eine Mehrbelastung für die Bürger, mehr Gülle, mehr Transporte, auch die Lärmbelastung nimmt zu“, malte der Gladauer Ortsbürgermeister und Ausschussmitglied Klaus Voth (CDU) ein Szenario aus, das vielen Einwohnern der Ortschaft vor Augen steht, wenn sie an die geplante Erweiterung der Schweinezuchtanlage denken.

Konkret geht es den Gladauern bei ihren Bedenken um die von der LFD-Holding angestrebte Erhöhung von derzeit 7200 auf möglicherweise 9750 einzustallenden Tieren. Nicht zuletzt deshalb hatte sich der Gladauer Ortschaftrat gegen die planungsrechtlichen Voraussetzungen für eine Erweiterung entschieden.

LFD-Geschäftsführer Jörn. F. Göbert, der in den vergangenen Wochen in Fraktionen und Ausschüssen vorsprach und für die Position seines Unternehmens warb, erhob auch im Bauausschuss das Wort: „Wir wollen eine Verbesserung der Situation der Bürger in Gladau und Dretzel.“

Mit der Erweiterung und dem damit verbundenen Einbau von modernen Abluftfilteranlagen könnte zum ersten Mal die Belastung deutlich gesenkt werden. Sowohl die Geräusch- als auch Geruchsimmissionen sollten deutlich minimiert werden.

Dass es durch die höhere Tierzahl auch mehr Gülle geben werde, bestritt Göbert nicht. „Diese wird auf mehr Fläche aus Sattelschleppern statt aus Traktoren ausgebracht, um die Belastung zu verringern.“

Er räumte ein, dass es mehr Transporte geben werde, jedoch sei eine andere Strecke, die den Ort nicht mehr tangiert, vorgesehen. Er verstehe nicht, wenn gesagt werde, es solle so bleiben wie es ist.

Doch das sorgte für Widerspruch bei Klaus Voth, der sich für seine Ortschaft ins Zeug legte. „Die Abluftreinigungsanlage muss ohnehin im Zuge des BimSCH-Verfahrens zum Immissionsschutz eingebaut werden, es wird hier nichts in Größenordnungen extra eingebaut“, kritisierte er.

Er monierte auch, dass sich die SPD bereits vor der Ortschaftsratssitzung für die Erweiterung der Anlage positioniert hatte, das sei wenig hilfreich. SPD-Fraktionschef Horst Leiste, der die Beratung des Gladauer Ortsrat besucht hatte, bekräftigte erneut den Standpunkt seiner Partei: „Wir müssen im Sinne der Stadt entscheiden und wollen den besten Weg beschreiten.“ Er erinnerte daran, dass die Umweltbelastungen der Gladauer Anlage in früheren Zeiten viel stärker gewesen seien.

Franz Schuster (LWG Fiener) erinnerte daran, dass die Stadträte zum Wohle der Bürger und nicht der Stadt entscheiden sollten. Er sei bei diesem Thema zwischen Baum und Borge und werde sich enthalten. Schuster schlug vor, die Bürger in Gladau und Dretzel zu befragen, um ein Meinungsbild der Bevölkerung zu erheben. Das stieß auf Widerstand seiner Ausschusskollegen.

„Es wäre nur ein halbdemokratisches Verfahren, man müsste alle Bürger der Einheitsgemeinde befragen“, warf Birgit Vasen (Die Linke) ein. Sie befand, dass man den informationen der Verwaltung und des Unternehmens trauen müsse. "Wir können nur so nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden."

Gerd Mangelsdorf (CDU) fügte hinzu, dass der Stadtrat auch deshalb bereits entscheiden könne, da es eine Vielzahl von Informationen gegeben hätte. Letztlich wurde das Ansinnen Schusters verworfen und über die sechs Beschlüsse, unter anderem Änderungen der Flächennutzungspläne und vorhabenbezogenen Bebauungspläne, abgestimmt.

Alle fanden eine Mehrheit und wurden dem Stadtrat damit zur Annahme empfohlen. Ob der Stadtrat in seiner Sitzung am 21. Juni ebenfalls entscheidet, ist offen. Im Vorfeld gab es Diskussionen über eine Verschiebung der Entscheidung.