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Medizin Bei Krebs nichts unversucht lassen

Noch läuft eine Bundestagspetition, die fordert, Forschungsgelder für Studien zu Methadon als Mittel gegen Krebs freizugeben. Burger nehmen Teil.

Von Andreas Mangiras 06.07.2018, 01:01

Burg l „Ich unterstütze die Petition, weil ich denke, es muss erforscht werden. Wir brauchen Sicherheit“, findet Michaela Schmitt und trägt sich auf der Liste ein.

Katja Olschewski (33) freut sich über die nächste Unterschrift. Über 1000 hat sie in gut vier Wochen gesammelt.

Sie trommelt um Unterstützung für eine Petition, die den Bundestag dazu bewegen soll, sich mit dem inzwischen patentfreien Schmerzmittel und Drogenersatzstoff Methadon bei der Krebsbekämpfung zu beschäftigen. Um dies hieb- und stichfest zu belegen, braucht es klinische Studien, sagt Katja Olschewski. „Und die kosten Geld. Das soll der Bundestag bewilligen.“ Selbst wenn Methadon nicht gegen Krebs helfen sollte, verbessere es doch die Lebensqualität, sagt sie. Darum müsse es untersucht werden.

„Mit dem Thema Krebs ist doch jeder in irgendeiner Form konfrontiert“, sagt die Burgerin, die aus Jerichow stammt, zu ihrem Engagement. Auch in ihrem nahen Umfeld kennt sie Betroffene. Da will sie „etwas unternehmen, nichts unversucht lassen“.

„Es ist erforderlich, neue Behandlungsstrategien zu entwickeln, um den therapeutischen Erfolg gegen eine Krebserkrankung zu verbessern“, betonte Alexander Schaible, der Initiator der Petition, aus Erbach bei Ulm (Baden-Württemberg). Es könnte die Anzahl der Behandlungen und die Dosierung der meist teuren Medikamente reduzieren und damit ganz neue Optionen ermöglichen. Bei Krebsbehandlungen kommen im Jahr schnell 100.000 Euro je Patient zusammen.

Schaible und Olschewski verweisen auf langjährige Studien der Chemikerin Dr. Claudia Friesen am Institut für Rechtsmedizin der Universität Ulm. Die Wissenschaftlerin hat erforscht, dass Methadon in der Kombination mit Chemotherapeutika das Wachstum von Krebszellen hemmt.

Unumstritten ist das nicht. „Wir sind der festen Überzeugung, dass es den Patienten nicht hilft“, sagte Wolfgang Wickert, Hirntumorspezialist am Universitätsklinikum Heidelberg und Sprecher der Neuroonkologischen Arbeitsgemeinschaft, jüngst im Deutschlandfunk.

„Aus unserer Sicht sind endlich ernsthafte klinische Studien nötig, anstatt die langjährige Grundlagenforschung in Frage zu stellen und Dr. Friesen persönlich anzugreifen“, sagt Dr. med. György Irmey, Ärztlicher Direktor der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK). Deshalb unterstütze die Gesellschaft die Online-Petition im Bundestag.

Methadon wird seit Jahren erfolgreich zum Entzug von Drogen genutzt, seine Patentrechte sind abgelaufen. Da sich der Wirkstoff nicht mehr als Neuentwicklung vermarkten lässt, sei das wirtschaftliche Interesse von Unternehmen gering, heißt es in der Petition.

„Angesichts der großen Not vieler Krebspatienten in fortgeschrittenen Stadien ihrer Erkrankung halten wir es für unbedingt notwendig, dass jeder erfolgversprechende therapeutische Ansatz gezielt wissenschaftlich erforscht wird“, erklärte Dr. Irmey in einer Mitteilung der GfBK. „Umso mehr, wenn es kein wirtschaftliches Interesse von Unternehmen gibt, in die Forschung von Methadon zu investieren.“

Bis zum 10. Juli können Unterstützer die Petition unterzeichnen. Das geht online auf der Bundestagsseite. 50.000 Unterschriften sind nötig. Dann muss sich der Bundestag mit der Frage befassen. Wann das im Erfolgsfall sein würde und mit welchem Ergebnis, ist offen. Am Donnerstagnachmittag gab es online 6338 Unterstützerzeichnungen.

Katja Olschewski weiß, dass bundesweit viele wie sie unterwegs sind. Ab heute sammelt sie die Unterschriftenlisten ein, die sie in Burg etwa bei Ärzten, in Apotheken oder im SKZ auslegen durfte. Am Wochenende will sie die Listen an den Bundestag schicken. „Das geht auch per Fax“, sagt die junge Frau. Die Zeit läuft.