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Mitfahrgelegenheit Wie soll man künftig mobil sein?

Die Schopsdorfer diskutieren über eine Mitfahrbank und die Anschaffung eines Dorfautos. Die Ideen sorgen für Kontroversen.

Von Mike Fleske 15.10.2020, 06:00

Schopsdorf l Die Idee einer Mitfahrbank und eines Dorfautos hat der Schopsdorfer Ortsvorsteher Nils Rosenthal jüngst aufgebracht. Während der Bürgerrunde wurden die Vorschläge erstmals mit Einwohnern diskutiert. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, die Mobilität aus und in dem Ort zu erhöhen. Auf der Mitfahrbank können Interessenten, die von Autofahrern mitgenommen werden möchten anzeigen, wohin sie wollen, um dann in die umliegenden Ortschaften zu gelangen.

Es wäre also eine elegante Form des klassischen Trampens. Das Dorfauto sollte über einen neuen Verein getragen werden, um den Vereinsmitgliedern ein Fahrzeug für Wege zum Einkaufen oder zum Arzt zur Verfügung zu stellen. Mit dem Fahrzeug könnten sich auch ältere Personen, die sich selbst nicht mehr hinters Steuer setzen wollen, von Angehörigen oder Nachbarn fahren lassen. Beide Vorschläge wurden in der Runde kontrovers diskutiert. „Ich setze mich doch nicht auf eine Bank und warte, bis zufällig jemand vorbeikommt und mich mitnimmt, auch weiß ich ja gar nicht, wie ich wieder zurückkommen soll“, meinte etwa eine Anwohnerin kritisch. „Natürlich muss sich solch ein System erst einmal entwickeln, solch ein Angebot funktioniert nicht von heute auf morgen“, musste der Ortsvorsteher einräumen. Er könne sich vorstellen, dass es etwa im Vorfeld Absprachen gäbe, man wisse im Dorf häufig, wer wann unterwegs sei. Das Problem der Rückfahrt könne ein Problem sein, aber möglicherweise könnten auch in den Nachbarorten solche Bänke eingerichtet werden, sodass eine Rückfahrt möglich würde. Doch den Einwohnern behagte die Idee nicht.

„Wir sind hier im ländlichen Gebiet, es ist fraglich, ob genügend Autos unterwegs sind und die Fahrer überhaupt anhalten wollen.“ Auch empfanden insbesondere die Älteren den Gedanken unangenehm, bei fremden Menschen ins Auto einzusteigen, für Kinder und Jugendliche hielten sie dieses System für völlig ungeeignet. „Man muss mit niemandem mitfahren, wenn man nicht möchte“, versuchte Nils Rosenthal seine Idee zu verteidigen, stieß aber in dieser Runde eher auf Anlehnung.

Auch die Idee eines Dorfautos sorgte für Diskussionen. Dafür könnte eine Förderung des Energieversorgers Avacon in Anspruch genommen werden. „Die wollen aber auch bestimmte Nutzzahlen haben, wenn die nicht erreicht werden, ziehen sie das Fahrzeug wieder ab“, war ein Einwand eines Einwohners. Schopsdorf sei zu klein, war hier das Hauptargument, zudem hätte fast jeder, der mit dem Auto fahren darf und will, ein eigenes Fahrzeug.

„Jüngere könnten das Auto ihrer Eltern nutzen, ältere werden auf dem Land nicht auf ihre individuelle Mobilität verzichten und fahren so lange, wie es geht“, begegneten Einwohner dem Argument, dass es möglicherweise weniger private Autos im Ort geben könnte. Am Ende wurden die Ideen nicht gänzlich verworfen, aber man einigte sich auf eine Art digitale Variante der Mitfahrbank. Demnach solle eine Online-Gruppe gebildet werden, die als Pool von möglichen Mitfahrgelegenheiten via Smartphone kontaktiert werden können, umgekehrt könnte auch ein Mitfahrwunsch in die Runde gegeben werden.

Für den stellvertretenden Ortsvorsteher Jan Michelmann war die Runde eine gute Gelegenheit, die Ideen erst einmal in die Öffentlichkeit zu bringen. „Möglicherweise kann darüber noch diskutiert werden und wir schauen, welche Möglichkeiten der Mobilität für den Ort geeignet sind.“

Aus der Diskussion heraus bildeten sich erneut die Wünsche nach einer Verbesserung des Nahverkehrs. Vor etwa einem Jahr hatten sich die Ortsvorsteher bereits mit dem Thema beschäftigt und waren im Gespräch mit der Nahverkehrsgesellschaft. Diesmal wurde etwa moniert, dass man zwar mit dem Bus zwar ins Umland komme, der Bus aber auf dem Rückweg aufgrund des Fahrplans in Magdeburgerforth ende. „Dann muss man sich wirklich mitnehmen lassen oder die zwei Kilometer zu Fuß laufen“, erläuterte eine ältere Dame.

Auch wurde angemerkt, dass das Angebot der Rufbusse ausgebaut werden sollte. Tatsächlich können solche Hinweise zum öffentlichen Nahverkehr an die Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land (NJL) weitergegeben werden. „Wir haben für solche Anregungen eine eigene E-Mail-Adresse, auch können wir angerufen werden“, erklärt Daniela Kramper von der NJL. Derzeit sei man in der Bearbeitung der neuen Fahrpläne, die ab Dezember gelten sollen.

Erreichbar ist die NJL unter der E-Mail-Adresse: Anfragen@NJL-Burg.de oder der Telefonnummer: 039 21/93 590.