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Mühlentag Zwischen Natur und Geschichte

Zum Mühlentag gab es in Parchen das Jubiläum des Heimatvereins, in Mützel Führungen durch die Bockwindmühle.

Von Mike Fleske 11.06.2019, 07:00

Parchen/Mützel l Ein waschechtes Dorffest an der Bockwindmühle, hatte der Parchener Heimatverein aus Anlass seines 25-jährigen Bestehens auf die Beine gestellt. „Das geht nur, weil uns befreundete Vereine tatkräftig unterstützt haben“, erklärte Michael Karbe, Vorsitzender des Heimatvereins. So gab es vom Morgen an bis zum Nachmittag ein dicht gestecktes Programm.

Angefangen bei dem vom Geflügelzuchtverein Parchen ausgerichtetem Hähnewettkrähen, über eine Freilufttheatervorführung des Genthiner Amateurtheaters, das dem Publikum mit einem Hans-Sachs-Stück viel Spaß bereitete, bis zum Gesangsauftritt des Bergzower Frauenchores.

„Nicht fehlen durfte natürlich unser Buchweizentortenwettbewerb und das Karnickelwettrennen“, zählte Karbe auf. Sportverein, Angler, Ortsfeuerwehr und andere Heimatvereine machten rund um die Mühle ihre Aufwartung. Denn das Jubiläum des Parchener Heimatvereins sollte ganz besonders begangen werden. Marika Schröder und Elke Lendner berichteten aus der Chronik des am 25. Mai 1994 ins Leben gerufenen Natur- und Heimatvereins.

Besonders vom Publikum empfangen wurden zwei Altvordere: Der ehemalige Ortsbürgermeister Horst Kühne und Horst Köppe. Letzterer war seinerzeit als Ortspfleger tätig und war Initiator der Vereinsgründung, für die er damals 21 Parchener gewinnen konnte. Heute ist der Heimatverein eine feste Größe im Ortsleben, auch wenn die Mitgliederzahl sinkt.

Einer der Höhepunkte für den Verein ist in jedem Jahr der Mühlentag an Pfingsten. Hunderte Besucher waren wieder auf dem Gelände und viele warfen einen Blick in die Bockwindmühle, die 1840 nach Parchen kam. Heute steht sie unter Denkmalschutz und wird oft von Besuchergruppen besichtigt.

„Wir hatten am Vormittag ein wenig Sorge, dass das Wetter nicht hält, aber es ist sonnig und die Leute sind da“, freute sich Ortsbürgermeister Hubert Schwandt. Auch in diesem Jahr wurde Mühlenbrot gebacken. „Dafür haben wir einen Bäcker aus Möser gewinnen können“, verriet Andrea Kampe, die den Besuchern belegte Brote anbot.

Kulinarisch ging es auch gleich um die Ecke zu, dort hatte Ernst-Adolf Kampe seine Leinölmühle geöffnet und präsentierte aus Anlass des Aktionstages eine ganz neue Kreation: Buchweizen-Risotto. „Der Clou ist, dass wir das Risotto im Waffelbecher servieren, Sie können die Verpackung mitessen“, meinte Kampe.

Dessen Leinölkreationen in Kuchen oder Quark sind mittlerweile genau so gefragt wie der Lupinenkaffee. Kampe hatte für die Besucher ein fünf Hektar großes Blühfeld mit roten, blauen und gelben Blumen geöffnet und einen Experten eingeladen, der das historische „Baum-Harzen“ vorführte, also eine Möglichkeit, wie früher Baumharz gewonnen wurde, um etwa Kunst- oder Klebstoffe herzustellen. „Wir wollen die Facetten der Natur zeigen und den Menschen etwas andere Eindrücke verschaffen“, so der Öko-Landwirt.

Das ging auch bei Kremser-Rundfahrten mit dem Traktor der Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen. Besonderheit: Am Mühlentag fuhr Chef Patrick Wolter die Gäste selbst.

Auch in Mützel war am Mühlentag Betrieb. Dort war es etwas ruhiger rund um die 1815 aus Scharteucke nach Mützel gebrachte sogenannte „Kageler Mühle“. Noch im vergangenen Jahr führte Mühlenbesitzer Klaus Kageler die Besucher durch das Baudenkmal. „Leider ist er einige Zeit danach verstorben“, berichtete Fritz Fabert vom Mützeler Heimatverein.

Ein Ehepaar aus Magdeburg ist mittlerweile Besitzer des Mühlengeländes samt Mühle. „Die Eheleute waren im Vorfeld sehr kooperativ und möchten, dass die Besichtigungsmöglichkeit bestehen bleibt“, erläuterte Fabert, der die Besucher in diesem Jahr im Zwei-Stunden-Takt führte. Die Mühle war bis in die 1950er Jahre in Betrieb. Faszinierend für die heutigen Besucher: Fast alles in den Mühlen ist aus Holz gebaut. So war der Mühlentag 2019 wieder ein Tag, an dem Geschichte ein klein wenig erlebbar gemacht wurde.