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Musik Ein Fan der Kanalstadt

Pianist Lambis Vassiliadis spielt immer wieder in Genthin. Warum die Stadt für den Musiker etwas besonderes ist.

Von Martin Walter 06.05.2019, 07:00

Genthin l Melodisch beginnt es mit Christoph Willibald Glucks „Orpheus und Eurydike“. Ungestüm und beinahe kakophonisch geht es im nächsten Stück, einer Sonate von Alexander Skrjabin, zu und trifft damit genau das Stadium: „Chaos“. Denn die Ausdeutung der vier Stadien einer „Auseinandersetzung mit dem Unvermeidlichen“ sind das Thema des Konzerts, welches Lambis Vassiliadis im Konzertsaal Jerichower Land gibt. Neben Chaos sind die weiteren Stadien „Verletzung – Wunde“, „Überleben und Wahnsinn“ und „beide Gesichter Gottes“, die durch Werke von Nikolai Medtner, Robert Schumann und Johann Sebastian Bach verkörpert werden.

„Als meine Eltern erkrankten, habe ich das mit Musik verarbeitet. Die Musik verbindet sich mit dem Leben und meine Inspiration kommt aus meinem Leben“, erklärt Lambis Vassiliadis, wie es zu seiner persönlichen Auseinandersetzung mit dem Unvermeidlichen kam und Anstoß zu seinem diesjährigen Konzertprogramm gab. Für dieses habe er Werke mit symbolischer Bedeutung gewählt, die sehr transzendental und poetisch seien.

Der Grieche ist Weltenbürger, hat bereits in Deutschland, Großbritannien und den USA gelebt. Derzeit wohnt er auf Korfu, wo er an der Ionischen Universität Musik lehrt. Der Pianist hat schon in den großen Konzertsälen mehrerer Weltstädte gespielt. Doch gerade die Auftritte in kleinen Städte hätten für ihn ihren besonderen Reiz.

So auch sein nunmehr 24. Konzert in Genthin. „Noch bin ich kein Genthiner, aber es ist eine besondere Stadt“, sagt er verschmitzt. Hier werde ihm viel Aufmerksamkeit und Achtsamkeit entgegengebracht.„Hier ist eine besondere Wärme da“, sagt Lambis Vassiliadis. „Wenn ich bekannte Gesichter sehe, fühle ich mich motiviert.“ Und in Genthin habe er inzwischen einige gute Bekannte, mit denen er sich vor und nach den Konzerten gerne unterhalte.

Während seiner Besuche habe er auch schon einiges von Genthin gesehen. „Und vom Umland“, fügt Marina Conradi hinzu und erinnert an eine gemeinsame Ausfahrt mit dem Trabant in den 90er Jahren.

Die Leiterin der Genthiner Touristinformation hat Lambis Vassiliadis vor 24 Jahren in Hamburg kennengelernt und war sofort begeistert von seinem Klavierspiel. Als sie sich anschließend unterhielten, habe er schnell zugesagt, ein Konzert in Genthin zu geben. „Ohne Marina ginge es nicht. Menschen wie sie tragen sehr viel dazu bei, Kultur zu erhalten“, lobt Lambis Vassiliadis die Veranstaltungsorganisatorin der Stadt, die ebenfalls nur positive Worte für ihn findet: „Wir können stolz sein, solch einen Freund zu haben.“

Anfangs seien es noch wenig Besucher bei den Konzerten gewesen. „Da haben wir den Flügel in die Mitte des Saals gestellt und die Zuhörer haben sich darum gesetzt“, erinnert sich Marina Conradi. Doch „seine Musikfreunde sind von Jahr zu Jahr gewachsen.“

Ein paar Stühle mussten jedoch auch beim 24. Konzert des Pianisten in Genthin leer bleiben. „Einige haben wegen Krankheit abgesagt“, bedauert Marina Conradi. Das sei aber zugleich ein Zeichen für die starke Verbindung der Genthiner mit dem Pianisten. „Ansonsten müssten die Leute ja nicht unbedingt absagen.“

Ein besonderes Ritual vor seinen Konzerten habe Lambis Vassiliadis indes nicht. Er fokussiere sich auf das Thema des Abends und höre dann bereits die Musik in seinen Ohren. „Ein Musiker ist wie ein Schauspieler, aber mit Tönen anstatt Worten“, sagt Lambis Vassiliadis.

Der Künstler freut sich bereits auf eine 25. Auflage im kommenden Jahr und greift damit noch einmal das Thema des Abends auf: „Solange ich gesunde bleibe, komme ich wieder!“