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Musik „Tricolor“ begeistert in Zerben

Ein hochkarätiges Konzert erlebten Gäste im Schloss Zerben mit dem „Tricolor-Ensemble“ aus Leipzig.

Von Sigrun Tausche 31.03.2017, 11:00

Zerben l Eigentlich wären es noch etliche Gäste mehr gewesen, die das Konzert gern besuchen wollten, wusste Hartmut Glöckner aus Genthin, der diesen Abend organisiert hat. Leider haben etliche seiner Bekannten aus terminlichen Gründen oder wegen Krankheit nicht kommen können. Und so ist fast schon sicher, dass das Ensemble noch mindestens einmal wieder in die Region kommen wird. Zwei von ihnen – die Pianistin Sarolta Boros Gyevi und die Sopranistin Irina Küppers – waren bereits im Juni 2016 beim Open-Air-Konzert auf dem Gelände des AWO Fachkrankenhauses Jerichow dabei.

Ohne eine solche persönliche Initiative wie die von Hartmut Glöckner ist es freilich schwierig, solche Kunst aufs Land zu holen – das hat dieses Konzert erneut gezeigt. Das Ehepaar Glöckner ist hier auch als Sponsor aufgetreten – schon beim Stimmen des Klaviers und dann auch bei der Finanzierung des Konzerts. Denn allein aus Eintrittsgeldern und dem Inhalt des Spendenkörbchens wären die Kosten nicht zu decken gewesen. Die Frage nach dem „Warum“ ist für Hartmut Glöckner allerdings leicht zu beantworten: Für ihn sind solche wunderbaren Abende eine Freude, die umso größer ist, wenn er sie mit anderen Menschen teilen kann. Er wisse, sagt er, dass andere für ihre „Hobbys“ weit mehr Geld ausgeben.

Dies war nicht das erste Konzert im Zerbener Schloss, das er organisiert und gefördert hat. Im Herbst waren es die polnischen Künstlerinnen Urszula Stanczyk (Klavier) und Beata Warykiewicz–Siwy (Violine), die hier ein fantastisches Konzert gaben. Sehr gern würde Hartmut Glöckner das Zerbener Schloss noch viel mehr zu einem kulturellen Zentrum machen, denn das Ambiente hier sei ein ganz besonderes, schwärmt er. Die Elbauenlandschaft direkt vorm Fenster ergänze dies noch. Und er sei nicht der Einzige, der so empfindet, betont er. Auch andere Förderer der Kultur hat er schon „angesteckt“.

Man könnte aus dieser Örtlichkeit eine Menge machen, weiß Glöckner, der von 1992 bis 1994 Bürgermeister in Genthin und davor fast ein Jahrzehnt Kurdirektor auf der Nordsee­insel Langeoog war und dort ganz viele Erfahrungen auch auf kulrurellem Sektor gesammelt hat. Dazu bräuchte es freilich Mitstreiter in der Region, die sich engagieren. Nach wie vor ist er zuversichtlich, diese zu finden. Auf seiner Seite hat er auf jeden Fall Elbe-Pareys Bürgermeisterin Nicole Golz, die sich – zusammen mit ­ihrer Familie – auch diesmal persönlich in die Organisation des Konzertabends eingebracht hat.

Dass Glöckners bei der Auswahl der Künstler durchaus ein „gutes Händchen“ haben, zeigte sich an diesem Abend erneut recht schnell. Jede der drei Musikerinnen – Irina Küppers (Gesang), Karolin Ketzel-Grüneberg (Klarinette) und Sarolta Boros Gyevi (Klavier) – ist für sich eine Könnerin ihres Fachs, und alle drei zusammen sind aufs Beste aufeinander eingestimmt und offenbarten gleich im ersten Stück eine Freude des gemeinsamen Musizierens, die sofort aufs Publikum übersprang.

Dass ausgerechnet dieses erste Lied – „Hirtenlied“ genannt – ein deutsches Lied war, obwohl romatische französische Kammermusik angekündigt wurde, das erklärte Irina Küppers: Der Komponist Giacomo Meyerbeer hieß eigentlich Jakob Liebmann Meyer Beer und ist in der Mark Brandenburg geboren. Er änderte später seinen Namen und war dann eben doch einer der Hauptvertreter der romantischen französischen Musik.

Dies und vieles mehr erfuhren die Zuhörer im Verlaufe des Abends, wodurch das Verständnis für das Hören der Musikstücke erleichtert und der Hörgenuss bereichert wurde.

Im Wechsel bot das Trio aus Leipzig zu zweit und zu dritt die Werke, die im Programm angekündigt waren, dar – von Camille Saint-Saens die Sonate für Klarinette und Klavier opus 167, von Héctor Berlioz aus „Les nuits d’été“ opus 7, von Claude Debussy die Première rapsodie pour clarinette en si – b-moll und schließlich von Jules Massenet „Pleurez! pleurez, mes yeux…“, die Arie der Chimène aus der Oper „Le Cid“.

Um das Publikum nicht so „dramatisch“ in den Frühlingsabend zu entlassen, hatten die drei Künstlerinnen auch noch eine Zugabe im Gepäck – ein Lied von einem eher unbekannten französischen Meister, das „eine einzige Liebeserklärung“ darstellte, wie Irina Küppers betonte.

Mit begeistertem Applaus bedankte sich das Publikum herzlich dafür.