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Mysterium Parchener Grabstein gibt Rätsel auf

Bei der Parchener Bockwindmühle wird ein Grabstein gefunden, obwohl der örtliche Friedhof in der Nähe ist. Weitere Fragen bleiben offen.

Von Martin Walter 08.08.2019, 06:00

Parchen l Da staunten die Mitglieder des Parchener Natur- und Heimatvereins nicht schlecht, als sie das Gelände an der Bockwindmühle für den Mühlentag herrichteten. Bei den Erdarbeiten kam ein Grabstein zum Vorschein, dessen Existenz den Parchenern bislang unbekannt war.

„Das hat uns vor ein Rätsel gestellt“, sagt Elke Lendner, die zehn Jahre Vorsitzende des Heimatvereins war. Um dieses zu lösen, wurde der Stein beim Mühlenfest den Besuchern gezeigt. Die Hoffnung war groß, dass einer der älteren Parchener etwas darüber zu berichten weiß. Dem war jedoch nicht so. „Keiner wusste etwas von dem Stein oder wie er hier hergekommen sein soll“, sagt Elke Lendner schulterzuckend. „Jeder war verwundert, erstaunt und ratlos“, gibt sie die Reaktionen wieder. „Mit so etwas hat keiner gerechnet.“ Ebensowenig wusste der ehemalige Besitzer des Geländes von dem Stein.

Auch Ernst-Adolf Kampe kann sich keinen Reim darauf machen. Der Betreiber der Parchener Leinölmühle ist ebenfalls Mitglied im Heimatverein. „Das ist schon sehr mysteriös“, sagt er. Nur wenige Meter vom Fundort des Steins entfernt hat er vor einiger Zeit mit Kindern aus dem Ort ein Biotop für Zauneidechsen hergerichtet. Dabei wurde auch einiges an Erde bewegt, dort jedoch nichts Besonderes vorgefunden.

Die Entschlüsselung der Inschrift gestaltete sich schwierig und gelang zunächst nur unvollständig. Denn an einigen Stellen war der Stein so verwittert und beschädigt, dass ein paar Wörter nicht gedeutet werden konnten.

Aufgrund der starken Verwitterungsspuren an der Unterseite der Steinplatte schließt Antonia Beran, dass sie einmal aufrecht gestanden hat. Wie sie jedoch auf das Gelände der Bockwindmühle gelangt ist, weiß auch die Leiterin des Kreismuseums nicht zu beantworten.

Dass sich an dieser Stelle einmal ein Friedhof befunden haben soll, schließen jedenfalls sowohl die Mitglieder des Heimatvereins als auch Antonia Beran aus. „Es gibt mehrere Beispiele, bei denen Grabsteine abgeräumt und für andere Zwecke wiederverwendet wurden. Vielleicht ist das auch hier der Fall“, nennt sie eine Möglichkeit.

Dank Antonia Beran ist nun immerhin die vollständige Entzifferung des Textes gelungen. Die Inschrift lautet: „Das Grab ist tief und stille, deckt alle Schmerzen zu. Des Höchsten weiser Wille gab Ihr die ewige Ruh.“ Die Lösung war indes recht einfach, genügte doch eine Google-Suche mithilfe der Wörter zu Beginn des Textes, die recht einfach zu lesen sind.

Dadurch wurde auch der vorherige Verdacht der Museumsleiterin bestätigt, die die Inschrift auf die Mitte des 19. Jahrhunderts datiert hat. Denn die Suche im Internet fördert ein digitalisiertes Buch aus dem Jahr 1853 zutage, in dem der Spruch enthalten ist. Es trägt den Titel „Grabschriften und Denkverse auf Todtenkränze“ sowie den Zusatz „eine auserlesene Sammlung für alle vorkommende Fälle, insbesondere für Bild- und Steinhauer, Maler geeignet“ und wurde von einem Th. Wedekind herausgegeben. Damit ist jetzt endgültig belegt, was bereits zuvor einhellige Meinung der Parchener war: Bei der Platte handelt es sich um einen Grabstein.

Doch wem wurde er gewidmet? Auch wenn es die wahrscheinlichste Lösung ist, muss es sich nicht einmal um einen Grabstein zu Ehren eines Menschen handeln, gibt Antonia Beran zu bedenken. Sie erinnert beispielsweise an Friedrich II., der seine geliebten Windhunde würdevoll bestatten ließ und deren Gräber Sandsteinplatten mit den Namen der Tiere aufweisen.

Um die Frage zu beantworten, wer der Verstorbene ist, dem mit dem Grabstein gedacht wurde, empfiehlt sie eine Bergung: „Ich bin neugierig, ob was auf der Rückseite steht. Denn wem der Stein gewidmet ist, findet sich bestimmt dort.“