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Nachwuchs Neue Jugendclubs in den Ortschaften

Ein Konzept zur Jugendarbeit, über das der Genthiner Stadtrat entscheidet, wurde in den Ausschüssen vorgestellt und diskutiert.

Von Kristin Schulze 22.04.2017, 01:01

Genthin l Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in den Genthiner Ortschaften verändert sich. Ein „Konzept der offenen Kinder- und Jugendarbeit“ wurde im Bildungs- und Hauptausschuss vorgestellt. Am 27. April stimmt der Stadtrat darüber ab, in den Ausschüssen zeichnet sich ein „Ja“ zum Konzept ab.

Hintergrund: Im vergangenen Jahr wurde über freiwillige Leistungen der Stadt diskutiert, auch was man zukünftig in Jugendarbeit investieren wolle.

Ein Arbeitskreis bestehend aus Vertretern des Landkreises, des Stadtrats und Pädagogen wurde ins Leben gerufen. Besonders die Erfahrungen von Beate Rente, sie leitet die Kindertagesstätte in Tucheim, Marina Wöhling, Leiterin des Tucheimer Jugendclubs, und Andre Eikel, Leiter des Thomas Morus Hauses, sind eingeflossen.

Was steht nun im Konzept? Das Ziel sei es, ein Angebot für Kinder und Jugendliche in den Ortschaften zu schaffen. Eine Bestandsaufnahme verdeutlicht, welche Räumlichkeiten vorhanden sind: das Gemeindezentrum der Feuerwehr in Schopsdorf, die Dorfgemeinschaftshäuser in Paplitz und Dretzel, das Feuerwehrhaus in Parchen sowie das Preußenhaus in Mützel, außerdem das Gebäude am Tulpenweg in Genthin-Süd und der Vorraum der Schwimmhalle.

Bürgermeister Thomas Barz (parteilos) sagte: Unabhängig von dem neuen Konzept läuft die Arbeit im Jugendhaus Thomas Morus und im Tucheimer Jugendclub. Dort geht alles wie gehabt weiter.

In den Ortschaften soll laut Konzept ein offenes Angebot, für jeden zugänglich, mit geringem Verpflichtungsgrad etabliert werden. So sollen „Flächen und Räume bereit gestellt werden, die situativ durch Kinder und Jugendliche nutzbar sind“. Das Angebot richtet sich an die Zielgruppe zwischen 7 und 14 Jahren im ländlichen Raum.

Die genannten Räumlichkeiten stehen allen Kindern und Jugendlichen zu bestimmten Zeiten zur Verfügung.

Als Ziele sind im Konzept unter anderem definiert: Stärkung von Kompetenzen, Persönlichkeitsentfaltung, Unterstützung bei schulischen Aufgaben sowie Alkohol- und Drogenprävention.

Gemacht werden soll also ein „niederschwelliges Angebot, ausgerichtet nach dem Situationsansatz“. Das heißt, Alltagssituationen der Kinder und Jugendlichen werden aufgegriffen und umgesetzt. Sie planen und gestalten ihre Aktivitäten selbst. „Die pädagogische Fachkraft wirkt unterstützend, begleitend und ergänzend“.

Die Betreuer sind ein Kernpunkt des Konzepts, es sollen nur noch Fachkräfte zum Einsatz kommen. Konkret handelt es sich dabei um zwei Erzieherinnen, die ab August bei der Stadt angestellt sind.

Was diese den Jugendlichen anbieten, ist offen. Ideen gibt es bereits einige: sportliche und kulturelle Angebote nutzen, Firmen besuchen, Erlebnistage, wandern, basteln...

Die Kosten trägt die Stadt, für Kinder und Jugendliche ist das Angebot kostenlos.

Vorausgesetzt der Stadtrat stimmt der Umsetzung zu. Unerwartet emotional diskutiert wurde das Thema im Bildungsausschuss am Dienstag.

Lisa Wolf (Linke) hatte sich schriftlich vorbereitet und verlas eine Erklärung, in der sie das Konzept heftig kritisierte: Es sei „nicht tiefgründig“, es fehle „die Situations- und Ressourcenanalyse.“ Auch die Vorstellungen der Jugend seien nicht berücksichtigt. Die Meinung des Jugendforums müsse eingeholt werden, außerdem seien zwei Stunden in vierzehntägigem Rhythmus zu wenig. Auch dass als Quelle Wikipedia angegeben wurde, missfiel Lisa Wolf. Kurzum forderte sie eine gründliche Überarbeitung des Konzepts.

Thomas Barz (parteilos) war offensichtlich überrascht von den Ausführungen. Er nannte die Art der Kritik „höchstverwerflich“. „Der Arbeitskreis tagt seit einem dreiviertel Jahr, sie hätten sich doch einbringen können. Oder uns Fragen und Anmerkungen zukommen lassen können.“

Barz schlug vor, dass Wolf den Antrag stellen solle, das Konzept von der Tagesordnung nehmen zu lassen.

Lisa Wolf erwiderte, das sei „Erpressung“, weil es wegen ihres Antrags dann nicht zur Umsetzung kommen würde. Ihren Vorwurf bekräftigte sie allerdings erneut: „Der Arbeitskreis hat nicht richtig gearbeitet.“

Gordon Heringshausen (CDU-Fraktion) bezeichnete die Kritik von Lisa Wolf als „nicht konstruktiv“ und sagte: „Ich rate dringend davon ab, den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen.“ Die offene Jugendarbeit sei eine gute Sache, nur der Versuch würde zeigen, wie es angenommen wird. Dem schloss sich Rüdiger Feuerherdt (WG Mützel) an. „Lassen Sie uns das nicht zerreden, sondern probieren.“

Günter Sander (Die Grünen) sagte: „Ich finde das Konzept grundsätzlich gut.“ Er wies darauf hin, dass man Dopplungen vermeiden solle. Thomas Barz erwiderte, dass man die in den Dörfern bestehenden Strukturen wie Kinder- und Jugendfeuerwehren berücksichtigt hätte und keine Konkurrenz, sondern ein zusätzliches Angebot schaffen wolle.

Günter Sander ergänzte: „Sehr gut finde ich, dass Süd V berücksichtigt wurde. Das ist auch eine neue Chance für die Jugendarbeit dort.“

Der Bildungsausschuss stimmte für die Annahme des Konzepts. Auch Lisa Wolfs Bedenken schienen sich erledigt zu haben, denn sie stimmte ebenfalls dafür. So fiel die Entscheidung einstimmig aus.

Volle Zustimmung für das Konzept hatte auch der Hauptausschuss erteilt.

Im Verlaufe der Beratung betonte Bürgermeister Thomas Barz, dass nach einem Jahr das „Konzept der offenen Kinder- und Jugendarbeit“ noch einmal auf dem Prüfstand kommen solle. „Die Praxis muss zeigen, ob es funktioniert.“ Nach einem Jahr hätte man profunde Kentnisse.

In dem Zusammenhang betonte Barz auch im Hauptausschuss, dass es Anliegen des Konzeptes sei, die Kinder und Jugendarbeit in der Einheitsgemeinde Stadt Genthin zu verzahnen. Die Einrichtungen sollten nicht in Konkurrenz zueinander gebracht werden.

Lutz Nitz benannte die im Konzept formulierte Forderung, pädagogische Fachkräfte in den Einrichtungen einzusetzen, als ein „Problem, das wir nicht aus den Augen verlieren sollten.“ Daraufhin erwiderte Thomas Barz - ähnlich wie im Bildungsausschuss -, dass es für den Bereich der Kindergärten gelungen sei, ausgebildete Fachkräfte zu bekommen. Gleichzeitig verwies er auch darauf, dass die Stadt schlechte Erfahrungen mit AGH-Maßnahmen gesammelt hätte.

Lutz Nitz (Die Grünen) hob daraufhin noch einmal auf den avisierten Einsatz von Fachkräften ab. „ Hier sehe ich ein Ausrufezeichen.“ Die Schließung des Frauenhauses und anderer Einrichtungen nahm er zum Anlass darauf hinzuweisen, dass durch das Fehlen von Fachkräften irgendwann die Gefahr bestehen könnte, eine Einrichtung schließen zu müssen. Wenn Fachkräfte, eingestellt werden, dann müsse man sie schließlich auch ordentlich bezahlen, unterstrich Nitz.

Andy Martius (CDU-Fraktion) warb an dieser Stelle dafür, junge Leute für eine Ausbildung als Jugendleiter zu gewinnen. „Diese Möglichkeit sollte man nicht verteufeln. Eine solcher Lehrgang ist gut.“