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Neue Medien Digitale Erkundung mit Hürden

Noch immer lässt sich die Geschichte des Jerichower Landes nicht mit dem Smartphone erkunden.

Von Mike Fleske 04.05.2016, 11:00

Genthin l Die sogenannte digitale Entdeckertour Jerichower Land wurde als große Projekt zur Geschichtsvermittlung angekündigt. Im Februar ist eine Internetseite mit der Auflistung der historischen Denkmäler und Gebäude online gegangen. 50 Bauwerke im Landkreis werden dort vorgestellt. Das Ziel, geschichtliche Informationen mittels sogenannter Quick-Response-Codes (QR-Codes) auf das Handy zu bekommen, wurde nicht erreicht. Mit einer speziellen Software soll das Handy zum Audio-Guide werden, Kurzvorträge über die Geschichte der historischen Gebäude sollen auf Deutsch, Englisch und Russisch abrufbar sein.

Jedoch sind die Tafeln mit den QR-Codes noch immer nicht montiert worden, sodass die eigentliche Nutzung bei Schulausflügen, Stadtrallyes oder touristischen Führungen nicht möglich ist. Bald soll es so weit sein, verspricht Genthins Bürgermeister Thomas Barz, bei dem die Fäden der Projektplanung zusammenlaufen. „Am 23. Mai gibt es eine Runde der Bürgermeister in Gommern, in der den Stadtvertretern die Schilder ausgehändigt werden.“

Allerdings wird das Smartphone dann immer noch nicht sofort zum Audio-Guide. „Zum Teil müssen noch Standorte für die Anbringung der Schilder gefunden werden“, schränkt Barz ein. Das Projekt befindet sich seit längerem in der Arbeitsphase. Initiiert worden war es Ende 2014 vom Fremdenverkehrsverein Genthin. Zunächst stimmte der Begleitausschuss des Lokalen Aktionsplans (LAP) Genthin/Jerichow dem Vorschlag „Entdecke deine Stadt“ zu, danach gab es grünes Licht für das Projekt „Denk!mal“ vom LAP Jerichower Land. Beide Projekte wurden zusammengeführt und sollten damit ganz unterschiedliche Bauwerke von historischer Bedeutung im ganzen Jerichower Land abbilden. Jedoch kam das Anliegen im Jahr 2015 nicht recht voran.

Die technische Umsetzung habe sich schwieriger gestaltet als erwartet, geben die Verantwortlichen der Firma Maxi-Werbung in Burg zu. Dort liegt die technische Betreuung. Informationen über die Objekte mussten gesammelt, die Fakten verifiziert werden. „Dazu kamen die professionellen Aufnahmen der Audio-Clips“, so Robert Pohlmann von Maxi-Werbung. Die Informationen wurden von Ortschronisten und Heimatforschern als zum Teil sehr verkürzt kritisiert, zudem würden markante Bauwerke wie die Schinkelkirche in Kleinwusterwitz, die Kirche in Schlagenthin oder die Altenplathower Kirche fehlen.

„Das ist für uns schon schade, da wir an der Straße der Romanik gelegen sind“, sagt Lars Bonitz, Vorsitzender des Fördervereins der Altenplathower Kirche. Er wolle sich mit den Verantwortlichen in Verbindung setzen und die Möglichkeit ausloten, dass das Altenplathower Bauwerk ebenfalls in das Projekt aufgenommen wird. Ulrike Strobach aus Burg, die sich ehrenamtlich in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen engagiert und hauptberuflich in einer Schule tätig ist, wünscht sich eine stärkere Berücksichtigung der Türme, etwa Wasserturm, Hexenturm, Freiheitsturm oder Berliner Torturm. „Ich kann mir vorstellen die Entdecker-Tour als Grundlage für Geländespiele zu verwenden und so sehr ansprechend und professionell Kinder über unsere Stadt zu informieren“, findet sie.

Interessant wäre es ihrer Meinung nach, Gebäude aus Burg aufzunehmen, die heute in einer anderen Nutzung bekannt sind, etwa die Pieschelsche Anstalten (früher Waisenhaus, heute Seniorenzentrum) oder das ehemalige Wilhelm- und Augusta-Hospital (heute Pionierhaus). Obwohl bereits nach der offiziellen Vorstellung des Projektes im Februar über fehlende Objekte informiert wurde, ist bislang nichts geschehen. Marila Zielke-Jabs von Maxi-Werbung hatte kürzlich auf die Internetseite des Projektes verwiesen. „Dort gibt es auch die Möglichkeit, mit uns Kontakt aufzunehmen.“

Hinweise und Ergänzungen könnten dort ebenfalls eingegeben werden. Eine Überarbeitung ist bislang nicht erfolgt, dabei hatten die Macher bei der Vorstellung der Planungen Ende 2014 dargelegt, dass das System technisch leicht zu pflegen und auf einem neuen Stand zu halten sei. Auch könnten Erweiterungen ständig vorgenommen werden. Ein weiterer Kritikpunkt einiger Heimatforscher ist das hohe Budget, das 40 000 Euro beträgt. Die Kosten zu Beginn seien der kompletten Neuerstellung des digitalen Angebotes geschuldet, hieß es seitens Maxi-Werbung. Kosten entstanden unter anderem bei der Recherche, der Produktion der Audiosequenzen, des Aufbaus der Internetseite sowie bei Gestaltung, Herstellung und Montage der Schilder.

Zum Vergleich: Die Stadt Freiburg (Baden-Würtemberg) hat für 61 Informationstafeln rund 50 000 Euro ausgegeben. Dort lassen sich die Informationen auf Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch abrufen. Das Projekt beschränkt sich dort auf den historischen Stadtkern. Im Jerichower Land sollen die Tafeln hingegen in acht Kommunen ausgehängt werden. Es liegt buchstäblich in den Händen der Bürgermeister, ob das gelingt. Weitere Informationen im Internet unter www.entdeckertour-jl.de.