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Neugestaltung Spurensuche im Genthiner Volkspark

Ein Gutachten soll das Potenzial des Volksparks in Genthin zeigen. Das Areal soll attraktiver werden für Einheimische und Touristen.

Von Julia Irrling 19.06.2020, 10:29

Genthin l An einem Wochentag wie diesem ist im Volkspark nicht viel los. Ein paar Jogger drehen ihre Runden, ein Fahrradfahrer saust vorbei. Auf dem Spielplatz spielt eine Mutter mit ihrem Sohn. Im Grunde, das findet Genthins Bürgermeister Matthias Günther (parteilos), wird der Park zu wenig genutzt. Für die Zukunft des Geländes würde er sich wünschen, dass das Areal nicht nur von den direkten Anwohnern besucht oder als Abkürzung auf dem Weg zur Innenstadt durchquert wird. Er ist überzeugt davon, der Volkspark hat Potenzial, auch touristisch. „Vieles liegt im Dornröschenschlaf verborgen“, sagt Günther.

Um die Möglichkeiten der Landschaftsgestaltung aufzuzeigen, wird derzeit ein Gutachten von der Berliner Gartenbauarchitektin Katharina Baumgart erstellt. Dieses soll dann für zukünftige Veränderungen als Anleitung dienen und wird den Baumbestand und die historische Substanz berücksichtigen. Bei der Ortsbegehung am Donnerstag begaben sich Baumgart und Günther auf eine Spurensuche.

Der Park, der im 19. Jahrhundert zum Grundbesitz der Kaufmannsfamilie Pieschel gehörte, ist vermutlich um 1840 herum umgestaltet worden. Auch der berühmte Gartenkünstler Peter Joseph Lenné soll beteiligt gewesen sein. Auch wenn seine Signatur auf dem Plan fehlt, der bei der Sammlung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verwahrt wird, zeugen einige Strukturen von der Handschrift Lennés. „Baumgruppierungen sind sehr typisch für die Gartengestaltung Peter Joseph Lennés“, erklärt Katharina Baumgart, mit einem Blick auf fünf Eichen, die eng beieinander stehen.

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Park aber auch stark verändert. So ist die Wegeführung, davon zeugen die verwendeten Betonplatten, nicht mehr die aus dem 19. Jahrhundert. Auch den ursprünglichen Teich gibt es nicht mehr. Laut Baumgart soll er sich in der Nähe des Schwanenteichs befunden haben, den es wiederum erst seit den 1960er Jahren gibt.

Die Parkanlage bildete ursprünglich ein Ensemble mit dem Gutshof. Dazu gehörte die heutige Pflegeschule der Johanniter, der benachbarte Landmaschinenhändler und die Bauten auf der anderen Straßenseite, die U-förmig angeordnet sind.

Das eigentliche Kernstück des Parks oder auch die „Seele“, wie es Gartenexpertin Baumgart nennt, bildet das Grundstück hinter der Pflegeschule. Heutzutage weist wenig darauf hin, dass hier einst eine repräsentative Anlage zu finden war. Der Brunnen mit Fontäne in dessen Mitte ist zugewachsen bis zur Unkenntlichkeit, die runde Sonnenuhr ragt gerade noch aus dem umgebenen Buschwerk heraus. „Die ist etwas Besonderes“, findet Baumgart. Denn derartige Sonnenuhren sehe man selten.

Das Areal, dessen Eigentümer der Landkreis ist, soll mit in das Gutachten einfließen. „Durch die Schließung der Pflegeschule haben wir hier eine ganz neue Situation“, sagt Günther. Sein Wunsch sei es, das Herzstück des historischen Ensembles für die Öffentlichkeit zu öffnen und so auch einen besseren Zugang zum restlichen Park zu schaffen. Ob und wann der Volkspark jedoch im alten Glanz erstrahlt, bleibt ungewiss. Das Gutachten zumindest soll im März fertig sein.