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Ortschaftsrat Kiesabbau bewegt die Parchener

Ein Unternehmen aus Thüringen will die Weichen für den Kiesabbau in Parchen stellen.

Von Simone Pötschke 11.09.2017, 22:06

Genthin l Die Begeisterung des Parchener Ortschaftsrates hielt sich in Grenzen, als Fachbereichsleiterin Dagmar Turian das Gremium über den beabsichtigten Kiesabbau auf einer Fläche von 110 Hektar in unmittelbarer Nähe von Wiechenberg informierte.

Das Kiesabbauunternehmen habe ein altes Bergbaurecht aus dem Jahre 1994 aktiviert, schickte sie ihren Ausführungen voraus. Planungsrechtlich, sagte sie, sei der gegenwärtige Stand jedoch sehr konfliktreich. Denn zurzeit gebe es im Flächennutzungsplan „keinen verpflichtenden Hinweis auf den Abbau von Kies“. Er weise bisher kein Aufsuchungsfeld aus, was zunächst gegen den Kiesabbau spreche. Aber, versuchte Dagmar Turian klarzumachen, daraufhin werde es zwischen der Kommune, die den Flächennutzungsplan aufstellt, und dem Bergamt, das das Bundesrecht auf seiner Seite hat, zu einem „Abwägungsprozess“ kommen. Anders gesagt: In die Sache wird Bewegung kommen und Bundesrecht wird sehr schwer zu kippen sein. Bisher hat das Unternehmen aus Thüringen zunächst lediglich eine Umweltverträglichkeitsprüfung beantragt. Das langwierige Genehmigungsprozedere befände sich gegenwärtig erst in einer Vorstufe zum Planfeststellungsverfahren, gab die Fachbereichsleiterin zur Auskunft und konnte damit die aufgebrachten Parchener Ortschaftsräte nur bedingt beruhigen. Auch ihr Hinweis, dass sich bei dem angekündigten Kiesabbau in Mützel seit mittlerweile 20 Jahren nichts bewege, vermochte den Ortschaftsrat nicht zu besänftigen. Ob das Unternehmen bereits Gespräche mit den Grundstückseigentümern geführt habe, entziehe sich ihrer Kenntnis, sagte Dagmar Turian auf Anfrage.

Andererseits musste sie einräumen, dass einige Vorstellungen des Unternehmens bereits ziemlich konkret seien. Das betrifft zum Beispiel den Abtransport des Fördergutes, der mit Lkw über die B 1 erfolgen soll. Der Abbau, das wurde bekannt, sei auf einer Tiefe bis zu 7.50 Meter geplant. Das Unternehmen plant, dass nach dem Abbau kein Oberflächenwasser zurückbleiben soll. Es beabsichtigt, nach dem Abbau wieder landwirtschaftliche Nutzfläche herzustellen. Aussagen, die letztlich die Ortschaftsräte irritierten. Vor allem Landwirt Hermann Meyer (CDU) meldete heftigen Protest gegen den Kiesabbau an. Er stellte die Sinnhaftigkeit des Vorhabens, seiner Meinung nach handele es sich bei der avisierten Erschließungsfläche als die größte im Jerichower Land, generell in Frage. Große Bedenken des Ortschaftsrates gelten dem geplanten Schwerlasttransport auf der innerörtlichen B1, von dem eine Gefährdung der Anlieger und Passanten ausginge. „Die Bevölkerung wird leiden“, sagte ein aufgewühlter Hermann Meyer.

In der aufgeregten Diskussion wurden auch die Folgen des Kiesabbaus für das Grundwasser thematisiert. Die Fachbereichsleiterin wollte sich auf Drängen des Ortschaftrates nicht festlegen, räumte aber ein, dass möglicherweise eine Grundwasserabsenkung durch den Kiesabbau zu erwarten sei.

Mit den Kiesen aus Parchen will die Thüringer Firma eigene Umschlagplätze für Schüttgut in Brandenburg und Berlin einrichten.