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Ortschronik Tucheimer Geschichte in vielen Bildern

Vor einem Jahr starb der Hobbyfotograf Hans-Joachim Ahlert. Er dokumentierte das dörfliche Leben in Tucheim und besondere Menschen.

Von Simone Pötschke 02.08.2020, 01:01

Tucheim l Heute jährt sich zum ersten Mal der Todestag des Tucheimer Hobby-Fotografen Hans-Joachim Ahlert (1925 bis 2019). Sein fotografischer Nachlass, dem er noch zu Lebzeiten dem Heimatverein überlassen hat, ist so umfangreich, dass er bisher noch nicht vollständig von den ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern erfasst und digitalisiert werden konnte. Hans-Joachim Ahlert wird für die Tucheimer so auch zukünftig für manche Überraschung gut sein. Denn Pläne, wie sein fotografisches Erbe der Öffentlichkeit weiter zugänglich gemacht wird, gibt es genügend.

Dass Hans-Joachim Ahlert bis auf den heutigen Tag in der Traditionspflege des Heimatvereins seinen Platz gefunden hat, liegt nicht allein daran, dass sein Porträt in der Fotogalerie des alten Schulhauses, in dem der Heimatverein sein Domizil hat, gegenwärtig ist. Wenn in Veröffentlichungen, Ausstellungen, Broschüren und Chroniken Tucheims Heimatgeschichte thematisiert wird, gehören Ahlerts analoge Fotografien einfach dazu. Der Fundus, über den der Verein verfügen kann, ist riesig. Eine genaue Übersicht, wie viele Fotografien in den Besitz des Vereins übergegangen sind, gibt es nicht.

Dank des Nachlasses von Hans-Joachim Ahlert ist der Verein in der komfortablen Situation, über mehrere Jahrzehnte nahezu lückenlos alle Bereiche des Tucheimer gesellschaftlichen Lebens fotografisch belegen zu können.

Dörfliches Leben, Feuerwehr, Sport, Straßenbauarbeiten, Dorffeste, Handel und Gewerbe, aber auch Fauna und Flora rund um den Fiener – Ahlert fotografierte mit seiner Praktika alles, was ihm vor die Linse kam. Die Filme entwickelte er in seinem privaten Labor, zog eigenhändig zig Abzüge, die der Nachwelt erhalten geblieben sind. Wobei der Heimatverein ausschließlich Fotomaterial in seinen Besitz übernommen hat, die das öffentliche Leben abbilden. Noch zu Lebzeiten Ahlerts wurde hier eine Auswahl getroffen. Wir wissen sehr wohl den Nachlass zu schätzen, sagt Monika Böhl, die einen tiefen Einblick in das fotografische Schaffen Ahlerts hat.

Hin und wieder gebe es zwar Probleme, Aufnahmen zeitlich zuzuordnen, doch das schmälere nicht den ideellen Wert, den dieser Nachlass für den Heimatverein darstelle. Derzeit arbeitet der Verein an einer Ausstellung zur Landwirtschaft im Fienerdorf, deren Fertigstellung und Präsentation sich coronabedingt verschoben hat. Auch hier finden Fotos aus dem privaten Atelier von Ahland Eingang. Seine Fotos stehen über seinen Tod hinaus als zeitgeschichtliche Dokumente der DDR.

Im hohen Alter trennte sich Ahlert auch von unzähligen Fotos, die zu privaten Anlässen in Tucheim und Umgebung entstanden waren. Gemeinsam mit Wolfgang Schüler, der gemeinsam mit seiner Ehefrau den Hobby-Fotografen im hohen Alter betreute, wurden die privaten Aufnahmen, darunter Fotos von Geburtstagen, Einschulungen und Hochzeiten, gesichtet und sortiert. Das sei eine riesige Arbeit gewesen, erinnert sich Schüler. Aufnahmen, auf denen die abgebildeten Personen noch namentlich zuzuordnen waren, wurden eingetütet, und – soweit noch möglich – den abgelichteten Tucheimern zugeleitet. „Manche haben wirklich nicht schlecht gestaunt und waren auch sehr überrascht“, erinnert sich Wolfgang Schüler. Ahlert prägt so auch seine Weise die ganz persönliche Erinnerungen der Tucheimer und ihrer Familien.

Ahlert, gelernter Ofensetzer, und später, nach einer Umschulung, im Magdeburger Messgerätewerk tätig, kam über die Arbeitsgemeinschaft Foto im Kulturbund zur Fotografie. Zu DDR-Zeiten mehrfach ausgezeichnet, machte sich Ahlert insbesondere auch als Bildautor des Genthiner Rundblicks einen Namen.