1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Einschlag für das Trappen-Wohl

Pappeln Einschlag für das Trappen-Wohl

Derzeit werden im Fiener Bruch wieder Pappelfällungen in Betracht gezogen.

Von Simone Pötschke 25.08.2017, 04:00

Paplitz l Im Fiener Bruch sollen wieder Pappeln fallen, was auf eine Initiative der Landwirte im Zuge des Bodenneuordnungsverfahrens zurückgeht.

Aber noch ist gebremster Schaum angesagt. Denn das Verfahren, als verantwortliche Flurneuordnungsbehörde agiert das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Altmark (ALFF Altmark), ist aktuell noch nicht abgeschlossen, so dass es noch keinen Termin für die Fällungen gibt.

In den zuletzt im Rahmen der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange vorgelegten Unterlagen, dazu gehört der Wege- und Gewässerplan, wird die Fällung von zirka 70 Hybridpappeln und zirka 30 Pyramidenpappeln an Gräben vorgeschlagen. Das bestätigte Kreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann auf Volksstimme-Nachfrage, nachdem eine eventuelle Fällung in der Sitzung des Bau- und Vergabeausschusses kurz Erwähnung fand.

Die Pappeln befinden sich im von der EU besonders ausgewiesenen „Vogelschutzgebiet Fiener Bruch“, das Bestandteil des europäischen Natura 2000-Netzes ist.

Claudia Hopf-Koßmann hob hervor, dass hier vorrangig die Großtrappe zu beachten sei, für die das Vogelschutzgebiet der bedeutendste Jahreslebensraum in Sachsen-Anhalt ist.

Das Fällen der Pappeln sei aus der Sicht der unteren Naturschutzbehörde eine sinnvolle Maßnahme. Denn die früher gepflanzten Pappelreihen würden inzwischen die ehemals unzerschnittenen Lebensräume von sogenannten Offenlandarten wie Großtrappe, Großer Brachvogel und Kiebitz entwerten, so Kreissprecherin Claudia Hopf-Koßmann gegenüber der Volksstimme.

Für das „Vogelschutzgebiet Fiener Bruch“, einschließlich Fauna, Flora, Habitat (FFH)-Gebiet „Fiener Bruch“, liege ein Managementplan vor, in dem die Fällung der Gehölzreihen als ein notwendiges Vorhaben betrachtet wird, um den Lebensraum der Großtrappe zu verbessern.

Bevor die Pappeln fallen, sollen sie artenschutzfachlich untersucht werden. Dabei wird beispielsweise zu klären sein, ob die Pappeln durch Fledermäuse genutzt werden oder ob sie als Horstbäume dienen.

Die geplante Pappel-Fällaktion stößt beim Förderverein Großtrappenschutz nicht unerwartet auf Zustimmung. Die positiven Effekte dieser Maßnahme überwiegen im Urteil des Diplom-Geoökologen Marcus Borchert.

Seine Argumentation unterscheidet sich nicht wesentlich von der der unteren Naturschutzbehörde.

Nach dem Dafürhalten Borcherts werde mit der Fällung ein Beitrag zur Wiederherstellung der ursprünglich im Fiener Bruch vorhandenen Offenlandschaft geleistet.

„Somit wird den Großtrappen ein Teil ihres Lebensraumes zurückgegeben, der an anderen Stellen beispielsweise durch die Errichtung immer neuer Windkraftanlagen immer weiter eingeengt wird.“ Befürchtungen vor einer damit einhergehenden verstärkten Winderosion seien aus Sicht des Fachmanns unbegründet, da die Flächen um die zur Fällung vorgesehenen Pappeln als Grünland bewirtschaftet werden.

Durch die vorhandene Vegetationsdecke sei der Boden vor Abtragung geschützt. Darüber hinaus, darauf weist Marcus Borchert hin, werde durch die Pappelentnahme den Seeadlern und Habichten die Ansitzmöglichkeiten genommen, von den sie ihre Jagdflüge auf die Großtrappen und andere Wiesenbrüter starten können. Auch die Funktion der Pappelreihen als Leitlinien für Raubsäuger, wie Fuchs, Waschbär und Marderhund entfalle. Der Fachmann kommt zu dem Schluss, dass insgesamt der Lebensraum Grünland im Fiener Bruch durch diese Maßnahmen ökologisch deutlich aufgewertet werde.

Hartmut Wittig, Forstingenieur und Jäger aus Paplitz, steht dem Einschlag positiv gegenüber, weil die Pappeln, um die es geht, nicht standortgerecht sind.

„Sie stehen auf Moorboden und sind Flachwurzler“, erklärt Wittig. Wenn sie jetzt noch größer werden, befürchtet er, könnten sie eines Tages umfallen und den Landwirten großen Ärger bescheren. Die betreffenden Reihen seien mit Erlen unterpflanzt, so dass keine Winderosion entstehen könne.

Die Paplitzer Jäger würden seine Auffassung teilen, sagt Hartmut Wittig.