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Radweg Parchener bleiben verstimmt

Zauneidechsen durchkreuzen weiter den Wunsch der Parchener nach einem baldigen Bau des Radweges nach Genthin.

Von Simone Pötschke 04.10.2019, 08:00

Parchen l Klarheit, warum die Parchener seit fast 25 Jahren vergeblich auf den Bau des Radweges nach Genthin warten und immer wieder von Termin zu Termin vertröstet werden, konnte eine Info-Veranstaltung mit Mitarbeitern des Landesstraßenbaubehörde (LSBB), Regionalbereich Mitte, am Dienstag im Feuerwehrdepot nicht bringen.

Der Ortschaftsrat hatte über die Verwaltung eine Gesprächsrunde speziell zu der Zauneidechsen-Problematik angeregt, die in den vergangenen Wochen und Monaten noch einmal zusätzlich die miese Stimmung anheizte.

Viel Verständnis für die Umsiedlung der Zauneidechsen im Vorfeld des Radewegebaus hatten die Mitarbeiter der Landesstraßenbaubehörde nicht zu erwarten, auch wenn sie das Bundesnaturschutzgesetz auf ihrer Seite hatten.

Im Gegenteil.

Die Zauneidechsen hätten das Projekt zusätzlich verzögert und seien „aus dem Hut gezaubert“ worden. Davon ließen sich die Parchener, die mit Protestaktionen ihrer Radweg-Forderung Nachdruck verliehen hatten, nicht mehr abbringen. In dieser Gewissheit traten die Gäste des Abends trotz aller Erklärungsversuche der Mitarbeiter der Landesstraßenbaubehörde nach gut 60 Minuten auch wieder den Heimweg an. Die Geduld der Parchener ist in all den Jahren und nach etlichen leeren Minister-Versprechungen überstrapaziert worden.

Wenn es um Bauverzögerungen ging, hoben die Mitarbeiter des Landesbaubetriebes auf das Planfeststellungsverfahren ab, das notwendig geworden war, um Baurecht herzustellen zu können. Bereits Anfang 2010 sei die Straßenbauverwaltung davon ausgegangen, die Flächen für den Radweg und für die erforderlichen Kompensationsmaßnahmen einvernehmlich von den Eigentümern zu erwerben. Das sei an örtlichen Widerständen gescheitert, so dass der Weg über ein förmliches Baurechtsverfahren, ein langwieriges Planfeststellungsverfahren, gegangen werden musste, hieß es. Eröffnet wurde dies im September 2016 und erlangte Ende vergangenen Jahres Rechtskraft. Mit diesem Beschluss wurde schließlich die Zulässigkeit des Radwegebaus bestätigt.

Die Erfassung der Reptilien sei bereits mit Beginn der Radweg-Planungen Anfang des Jahres 2010 in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde ein Thema gewesen, versuchte Dr. Wetzel den Parchenern zu erklären.

Bei drei Begehungen im Sommer 2010 seien durch ein Ingenieurbüro in vier Abschnitten entlang der gesamten Baustrecke 21 Zauneidechsen nachgewiesen worden. Nach Erfahrungen der Unteren Naturschutzbehörde sei eine Population von etwa 40 Individuen zu erwarten.

Nach 2010 gab es keine weitere Bestandsuntersuchungen mehr, was die Parchener zu der Vermutung veranlasst, dass es in dem Bereich inzwischen gar keine Zauneidechsen mehr gebe könnte. Zu einer erneuten Begehung habe es in der Zwischenzeit jedoch keine Veranlassung gegeben, entgegnete Dr. Wetzel darauf.

Er informierte, dass im Sommer 2020 die Umsiedlung von zirka 40 Eidechsen, die in zehn Fanggängen entlang des Baufeldes eingesammelt werden, auf die angelegte Schutzfläche bei Wiechenberg erfolgen soll. Diese Fläche wird durch einen Schutzzaun bis zur Freigabe des Radweges eingegrenzt. Der soll die Rückwanderung der Eidechsen in das Baufeld verhindern. Mit Raunen wurde die Info begleitet, dass sich der Umsiedlung ein Monitoring anschließen werde. Ende 2020, das gab Stefan Hörold vom LSBB zur Auskunft, können dann „wirklich“ mit dem Bau des Radweges, zunächst mit der Holzung, begonnen werden. Technologisch beginne der Bau im Frühjahr 2021. Damit blieb Hörold bei einem bereits bekannten Termin.

Hörold zeigte sich zuversichtlich, dass die Schutzfläche tatsächlich wie angekündigt Anfang 2020 fertiggestellt und dann „bezugsfertig“ sei. „Wir haben gut geplant und gehen davon aus, dass die Maßnahme prinzipiell funktioniert“, sagte er. Zweifel bei den Parchenern konnte er damit allerdings nicht ausräumen. Im ersten Quartal des Jahres 2020, informierte Hörold zum weiteren Prozedere des Vorhabens, müssten mit den Flächeneigentümern Bauerlaubnisverträge abgeschlossen werden. Das löste unter den Gästen des Abends allerdings die Sorge aus, dass der Bau des Radweges doch noch am Widerstand der Flächeneigentümer scheitern könnte. Stefan Hörold versuchte, den Parchenern diese Sorge zu nehmen. Diese Verträge, erklärte er, seien über den Planfeststellungsbeschluss rechtlich abgesichert. Im Planfeststellungsverfahren habe es keine Klagen von Eigentümern gegeben. „Das zeigt uns, dass ein Einvernehmen hergestellt ist.“

Die Finanzierung des Radwegebaus auf einer Strecke von 4,6 Kilometern sei gesichert, sagten die LSBB-Mitarbeiter auf Nachfrage.