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Rassegeflügel 15 Mal „vorzüglich“ zum Abschied

Die 21. Fienerlandschau in Parchen war die letzte Veranstaltung dieser Art in der Klapperhalle.

Von Kristin Schulze 01.11.2016, 05:00

Parchen l „Sag‘ beim Abschied leise Servus“, sang schon Peter Alexander. Servus klinge nicht so hart wie Adieu oder Lebewohl, außerdem würde mitschwingen, dass es schön war, auch wenn es nun vorbei ist.

So hielt man es auch in Parchen. Die 21. Fienerlandschau sollte die letzte in der Klapperhalle sein. Hauptgrund ist der Mangel an Nachwuchs. Trotzdem wollte man zum Abschied nicht klagen, sondern Zuschauern und Züchtern eine gewohnt hochklassige Schau bieten.

Die Bestnote in der Rassegeflügelzucht, das wonach ein jeder Züchter strebt, ist das V, das für vorzüglich steht. In Parchen gibt es dafür nicht nur einen feuchten Händedruck, sondern auch einen Silbernen Hahn. „Der ist deutschlandweit einmalig“, sagt der Vorsitzende Jürgen Stämmler und zeigt den massiven Pokal, der in der vergangenen Woche extra für die Parchener gegossen wurde. Jeder Züchter mit einem V-Tier bekam einen. Zum Beispiel die erst achtjährige Anna Hoffmann aus Mahlenzien für ihre Zwerghühner oder der Genthiner Züchter Uwe Balzer für seine Tauben. Der Möckeraner Joachim Rühling räumte gleich zwei Silberne Hähne für seine Elsterkröpfer ab. Der Züchter erklärt, warum gerade diese Tauben ihn begeistern: „Die müssen nicht nur dem Zuchtstandard so nahe wie möglich kommen, sondern in die Wertung fließt auch ein, wie sie sich präsentieren.“ Das heißt, die Tauben dürfen nicht verängstigt flattern, wenn die Preisrichter ihr Urteil fällen, sondern müssen sich mit stolzer Brust zeigen. Dafür werden sie trainiert. „Präsenz im Taubenschlag zeigen, Federn streicheln und gut zureden“, sagt Rühling auf die Frage, wie er seine Tauben auf ihre großen Auftritte vorbereitet.

Die Parchener ließen aber nicht nur ihre Gäste hochdekoriert abreisen, auch die Gastgeber waren sehr erfolgreich. Lennart Kühne gewann den Pokal für den besten Jungzüchter und auch der große Wanderpokal für den erfolgreichsten Aussteller blieb in Parchen. Er ging an den Vereinsvorsitzenden Jürgen Stämmler. 384 Punkte hatten seine Tiere gesammelt. Stämmler bewies nicht nur bei der Auswahl seiner Tiere ein glückliches Händchen. Auch für den Wanderpokal, dessen Wanderschaft mit dem Aus für die Parchener Schau beendet ist, fand er einen angemessenen Platz. Er reichte ihn an seinen Vorgänger Horst Kühne weiter, bei dem der Pokal nun in den Ruhestand geht.

Wo sonst sollte dieses Schmuckstück, das seit 1999 an den besten Aussteller der Fienerlandschau geht, einen dauerhaften Platz finden als bei Kühne? Der 82-Jährige ist quasi der Vater der Parchener Geflügelzucht, brachte das Rassegeflügel in sein Dorf, ist Gründungsmitglied des Vereins und etablierte die Parchener Schau als eine der beliebtesten im Kreis. Untrennbar mit Kühne verbunden ist auch seine Lieblingsrasse, die der Niederrheiner Hühner, mit denen er unzählige Erfolge errang. Acht Tiere hatte er in diesem Jahr in Parchen ausgestellt, mit 380 Punkten gehörte er zur Spitzengruppe der Schau.

Den Parchener Rassegeflügelzuchtverein gibt es seit 1960. „Viele Züchter von damals sind noch dabei“, sagt Jürgen Stämmler. „Sie sind heute zwischen 75 und 92 Jahre alt.“ Der hohe Altersdurchschnitt im Verein sei es auch, der die Mitglieder zum Aufhören zwinge. „Vorbereitung und Durchführung so einer Schau bedeutet eine Menge Arbeit, das schaffen wir nicht mehr“, sagt Jürgen Stämmler, der in seiner Eröffnungsrede auch die Höhepunkte der Veranstaltung, nämlich die Jahre um 1999, in denen bis zu 1000 Tiere in der Klapperhalle ausgestellt wurden, ins Gedächtnis rief.

Genthins Bürgermeister Thomas Barz lobte in seinem Grußwort das Engagement der Züchter. „Ehrenamt ist nicht, eine Idee zu haben und die Stadt bezahlt dafür. Ehrenamt ist genau das, was Sie hier machen.“ 523 Tiere waren in Parchen zu sehen, eine Zahl die den hohen Stellenwert der Geflügelzucht im Jerichower Land zeigt. „Damit trägt jeder Züchter auch zum Erhalt alter Rassen bei, die in der Massentierhaltung keine Verwendung mehr finden“, sagte Barz. Und regte an, dass sich einzelne Vereine wie die Genthiner oder Tucheimer Züchter mit den Parchener zusammentun könnten, um eine Schau zu veranstalten. „Denn die Location Klapperhalle ist ideal“, urteilte der Bürgermeister.

Jürgen Stämmler versicherte, dass der Verein auf jeden Fall weiter arbeiten würde, auch wenn nach der 21. Fienerlandschau (zunächst) Schluss ist.

Ein bisschen Trost spendet das Lied von Peter Alexander, heißt es doch dort: „Und gibt es auch kein Wiedersehen. Einmal war es doch schön.“