1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Auf Spurensuche in Berlin

Reise Auf Spurensuche in Berlin

Auf einen Streifzug durch Berlin begaben sich Teilnehmer aus den Morushäusern Genthin und Düren.

Von Mike Fleske 23.05.2018, 01:01

Genthin/Berlin/Düren l Eine Reise durch den Ost- und Westteil Berlins unternahmen 22 Teilnehmer aus den Morushäusern Genthin und Düren (Nordrhein-Westfalen).

„Vor zehn Jahren gab es den ersten Besuch der Dürener in Genthin, deshalb haben wir uns diesmal ein besonderes Programm überlegt“, erzählt Sebastian Kroll vom Jugendhaus in Genthin.

In der Kulturbrauerei sahen die Besucher die Ausstellung „Seid bereit“, in der Geschichten von Kindern und Jugendlichen aus der DDR gesammelt wurden. „Das ist schon ganz anders als unser heutiges Leben“, fanden die jungen Besucher.

Besonders fasziniert waren die Jugendlichen von der Kreativität der DDR-Bevölkerung, dass was es durch das eingeschränkte Warenangebot nicht gab, selbst zu bauen – oder auch zu schneidern. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Menschen Pariser Mode selbst nachnähten“, fand ein Mädchen.

„Die Jugendlichen sind allesamt nach der Wende geboren und kennen die Zeiten der deutschen Teilung nur noch aus Geschichtsbüchern“, sagt Wolfgang Bauer vom Morushaus in Düren (Nordrhein-Westfalen).

Er hat festgestellt, dass es bei allen jungen Leuten so etwas wie Ost-West-Animositäten nicht mehr gibt. „Allerdings ist die Zeit vor der Wende bei den meisten auch kaum ein Thema, weder im privaten Umfeld noch in der Schule.“

Bauer war von dem Besuch besonders beeindruckt, da er als Schüler mit seiner Klasse eine Reise durch die DDR unternommen hatte und einiges der Ausstellung noch aus eigener Anschauung kannte.

Sehr ruhig wurde es in der Gruppe als man die Gedenkstätte Berliner Mauer besuchte. In der Bernauer Straße am ehemaligen Grenzstreifen wird an die deutsche Teilung erinnert. Besonders betroffen waren die Jugendlichen, dass mitten in Berlin einst Menschen zu Tode kamen, darunter auch Kinder. „Das wussten wir vorher noch nicht“, meinten die Jugendlichen. Neben den Besichtigungen, unternahm die Gruppe auch eine Fototour durch Berlin und begaben sich auf Spurensuche dorthin, wo die Teilung in der Stadt noch sichtbar ist.

Die Tour durch Berlin war natürlich nicht nur geprägt durch ein Informationsprogramm, sondern auch dadurch, dass die Teilnehmer die Hauptstadt selbst erkunden konnten. „Diese Fahrt war erfahrungsreich und bewegend“, meinte Emy vom Jugendhaus Genthin. Dort gab es den krönenden Abschluss des diesjährigen Besuchsprogrammes, als der frühere Jugendhausleiter Bernd Neumann mit einem Geschenk geehrt wurde.

2007 fand Neumann mit einer Internetrecherche heraus, dass es in Düren ebenfalls ein Morus-Haus gibt, welches sich ebenfalls in freier Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde befindet. Neumann nahm Kontakt zu dessen Leiter Wolfgang Bauer auf und 2008 kam es zum ersten Besuch einer Dürener Gruppe in Genthin. Für viele der jungen Leute aus Nordrhein-Westfalen war es damals der erste Besuch in den neuen Bundesländern. Von diesem Zeitpunkt an wurde der jährlich wechselnde Besuch zur Tradition.

Sogar so sehr, dass heute die Jugendlichen über soziale Netzwerke selbst Kontakt halten und dem kommenden Besuch entgegenfiebern. „Es ist eine herzliche Freundschaft, der auch die Entfernung von 520 Kilometern nichts anhaben kann“, betont Sebastian Kroll. Im kommenden Jahr werden die Genthiner wieder Düren bereisen.

Aber es gibt noch eine Einladung: „Ich hoffe, dass 2019 zum 25-jährigen Bestehen des Jugendhauses in Genthin eine Delegation aus Düren anreist.“