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Reisen  Bootstour entlang der Halong-Bucht

Einmal im Jahr packen Ronald Stobbe und seine Lebensgefährtin ihre Koffer, zuletzt ging es nach Vietnam, mitten ins Leben der Einheimischen.

Von Simone Pötschke 24.02.2018, 07:00

Scharteucke/Genthin l Wenn der Scharteucker Ronald Stobbe, in Genthin bekannt als „Struppi“, und seine Lebensgefährtin Regina aus dem Urlaub zurückkehren, haben sie einen leeren Koffer im Gepäck. Den Inhalt haben sie an bedürftige Kinder verteilt.

Einmal im Jahr hebt Ronald Stobbe mit seiner Lebensgefährtin Regina ab. Meist gleich zu Beginn des Jahres bleibt seine Feldküche, mit der er sonst von Markt zu Markt unterwegs ist und auch in Genthin fürs leibliche Wohl sorgt, kalt. Er reist gern in die Ferne und das nicht nur, weil er früher als Lkw-Fahrer viel und oft auf Achse war.

Viele Länder hat das Paar schon bereist, zum Beispiel die Dominikanische Republik, Indien, Sri Lanka oder Kenia. Bittere Armut besonders unter Kindern habe er in diesen Ländern erlebt, vor allem 2006 in Thailand, erinnert sich Ronald Stobbe. Seitdem bleibt immer ein Koffer in seinem Reisegepäck frei für Mitbringsel, die er an notleidende Kinder verteilt.

Malutensilien, Bekleidung, Mützen, Schals, Spielzeug, Strümpfe - Stobbe und seine Lebensgefährtin „schleppen“ jedes Jahr aufs Neue mit, was irgendwie geht.

Die beiden Scharteucker beschränken sich deshalb bei ihrer Urlaubsgarderobe nur auf das Notwendigste, um so genügend Platz für die Mitbringsel zu haben.

Geschicktes Packen ist da gefragt, denn mittlerweile unterstützen Freunde und Bekannte die private Hilfsaktion nach Kräften. Soviel wie möglich muss deshalb mit auf Reisen gehen. Auch bei der jüngsten Urlaubsreise.

Noch auf dem Flughafen in Frankfurt, kurz vor Antritt des Fluges nach Vietnam, habe ihn jemand aus Genthin angerufen, der Sachen abgeben wollte, erzählt Ronald Stobbe.

Das Paar tauscht auf seinen Fernreisen gern für einige Tage das bequeme Hotelleben gegen Ausflüge „in das wirkliche Leben“ des Landes ein. Mit dabei immer der Koffer mit Sachen, die für bedürftige Familien bestimmt sind.

Auf der Halong-Bucht unternahm das Paar diesmal eine dreitägige Bootstour immer am Schilf entlang. Es lernte bei Ausflügen Dörfer auf Pfählen und die dort lebenden Menschen kennen, die sonst keinen Kontakt mit Touristen haben und fernab von Wohlstand leben.

Dort gibt es keinen Fernseher, kein Telefon, Strom liefert nur ein Notstromaggregat“, beschreibt Ronald Stobbe das Leben in diesen Dörfern.

Verständlich, dass bei den vietnamesichen Kindern die Freude groß über die Mitbringsel aus Deutschland, zum Beispiel Kuscheltiere, war. „Es war wieder einmal einfach beeindruckend, wie sich diese Kinder freuen können“, erzählt Ronald Stobbe.

Wieder an Land setzte das Paar seine Reise anschließend nach Hanoi und später nach Saigon fort. Es besuchte Museen, die den vietnamesisch-amerikanischen Krieg thematisieren. „Für dieses Land, das immer noch an den Folgen des Krieges leidet, braucht man wirklich starke Nerven“, sagt der ansonsten robuste Scharteucker.

Er traf in zwei Reiseleitern Vietnamesen, die in der ehemaligen DDR gelernt hatten und gut die deutsche Sprache beherrschten. Einer von ihnen hatte in Magdeburg Maschinenbau studiert, der andere arbeitete bei der Schwarzen Pumpe in Hoyerswerda.

Mittlerweile habe seine Urlaubs-Geschenkaktion solche Bekanntheit erlangt, dass die gesammelten Sachen nicht mehr nur in einem Koffer zu verstauen sind, erzählt Ronald Stobbe.

Deshalb will er Kleiderspenden und Spielzeug auch an seriöse Hilfsorganisationen als Paketsendungen versenden. Aber auch dies sei teuer. Um die Unkosten dafür aufzubringen, will der Scharteucker in diesem Jahr einige Artikel auf dem Flohmarkt anbieten, um so die Versandkosten zu finanzieren. „Nach nur wenigen Wochen haben sich nämlich schon wieder eine Menge Sachen angesammelt, die einfach zu schade zum Entsorgen sind.“

Trotzdem : Ein großer Koffer wird wieder gepackt. Vielleicht geht es Anfang nächsten Jahres nach Kambotscha. Mal sehen, meint das Paar.