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Schüleraustausch Genthin bleibt im Herzen verankert

Abschiedsstimmung beim Rotary Club Burg-Genthin: Zwei Gastschüler wurden in ihre Heimatländer verabschiedet.

Von Mike Fleske 21.06.2019, 09:51

Genthin/Burg l Einen Abend mit Abschieden und freudiger Aufbruchsstimmung erlebten die Mitglieder des Rotary Clubs Burg-Genthin im Hotel Wittekind in Burg. Die beiden Gastschüler Marina Leonardi aus Brasilien und Yannie Jong Yeon aus Südkorea kehren nach einem Schuljahr in ihre Heimatländer zurück. Gelebt haben sie in den vergangenen Monaten bei den Gastfamilien Büttner, Schulz, Teske und Werner in Genthin, Brettin und Schlagenthin. Rotary-Präsident Frank Ruth bedankte sich besonders auch bei ihnen für das Engagement.

Es sei eine Zeit voller Erlebnisse gewesen, berichteten die beiden Austauschschüler, die viele neue Freunde in der Schule, aber auch in ihren Gastfamilien gefunden hätten. „Ich habe bei drei Gastfamilien gelebt, die sehr viel für mich getan haben, dadurch weiß ich jetzt wie viel auch meine Familie in Brasilien für mich tut“, fasste es die 18-jährige Marina zusammen.

Insbesondere den Anfang hätten beide Schüler als schwierig empfunden. „Wenn man die deutsche Sprache nicht spricht , bleibt einem vieles fremd“, fügt Yanni hinzu. Marina sagt: „Am Anfang war es sehr schwer mit der deutschen Sprache umzugehen, gerade wo ich Deutsch perfekt verstehe, muss ich wieder nach Hause fliegen.“

Auch Yanni hatte mit der Sprache so seine Schwierigkeiten: „Heute verstehe ich Deutsch und kann mit anderen Menschen lachen oder auch weinen.“ Alle Gefühle, die es in einem solchen Austauschjahr geben könne, hätten die beiden durchlebt, berichtete der Rotary-Jugendbeauftragte Stefan Karnop. Sie seien daran gewachsen. „Das macht mich sehr stolz“, lobte er. „Ihr seid prima junge Leute.“

Yanni sei am Anfang distanzierter gewesen und habe mehr Zutrauen gefunden, Marina sei in ihrer aufgeschlossenen Persönlichkeit weiter gereift.“ Mit viel Freude berichteten die Schüler über ihre Reisen durch Deutschland zwischen Berlin und Rostock, Magdeburg und Hamburg. Auch die Tour durch sieben europäische Länder war beiden noch bestens in Erinnerung. „Das war sehr anstrengend, aber auch schön weil wir mit vielen anderen Austauschschülern zusammengekommen sind“, erzählte Marina.

Während ihrer Zeit bei den Gastfamilien stürzten sie sich mitten hinein in das Treiben in und um Genthin und wunderten sich wie viel in der ländlichen Region in Deutschland doch los ist, kommen doch beide aus Großstädten. So waren sie beim Weihnachtskonzert des Bismarck-Gymnasiums Akteure, nahmen am Silvesterlauf im Volkspark teil und besuchten Weihnachtsmärkte.

Für Yanni war die Schule in Deutschland wesentlich entspannter als in seiner Heimat, wo er oft bis zum späten Abend mit Lernen beschäftigt ist. „In Deutschland ist es am Nachmittag vorbei.“ Gemeinsam mit Familie Teske startete Yanni beim Marathon in Berlin und schaffte 25 Kilometer in zwei Stunden und 22 Minuten.

Eine besondere Ehre wurde dem begeisterten Hobbymusiker in Hamburg zuteil, als er bei der Rotary-Convention vor mehr als 500 Zuhörern Flöte spielen durfte. „Wir nehmen ganz viele Eindrücke mit und vergessen Genthin nicht, es bleibt in unseren Herzen“, zog Marina Bilanz. Ihre Gastfamilien wollen mit ihnen in Verbindung bleiben. „Das ist schon, als hätte man ein weiteres Kind, dass man ziehen lässt“, bestätigte Familie Büttner.

Während für Marina und Yanni der Austausch bald beendet sein wird, machen sich zwei Schülerinnen aus dem Jerichower Land bereit für ihren Aufenthalt in den USA. Charlotte Dittmann aus Möckern wird am neu geschaffenen Kurzaustausch teilnehmen und für rund acht Wochen nach Oregon in die Vereinigten Staaten reisen. „Die Stadt hat 53 000 Einwohner, das ist dann etwas Großstadtfeeling für mich Dorfkind“, witzelte sie. Für zehn Monate macht sich Melissa Ditfurth-Siefken aus Detershagen auf die Reise nach Bloomfield im Staat New York. „Ich freue mich schon und bin gespannt was auf mich zukommt.“

Vielleicht eine lange Verbindung mit den Gasteltern, wie sie der ehemalige Austauschüler Martin Schafföner selbst immer noch pflegt. „Ich war kürzlich wieder zu Besuch“, berichtete er. Schafföner übernimmt in diesen Tagen das Amt des Jugendaustauschbeauftragten beim Rotary-Club Burg-Genthin von Stefan Karnop, der sich nach zehn Jahren aus diesem Abend verabschiedet. „Ich habe das sehr gern gemacht und sehe jetzt neuen Aufgaben entgegen“, sagte er. 42 Schüler hätte er während seiner Amtszeit betreut, 21 aus dem Ausland in Deutschland, 21 aus dem Jerichower Land, die ins Ausland gegangen sind.

Nur zwei mal wurde der Austausch vorzeitig abgebrochen. „ES waren tolle Erlebnisse und eine spannende Zeit. Ein wenig Wehmut kam zwischendurch bei allen Anwesenden auf, als Friedegard Föltz, Councelor der Rotarier, den Schülern das Hermann-Hesse-Gedicht „Stufen“ auf den Weg mitgab: „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“