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Schüleraustausch Mit Knusperflocken zurück nach Amerika

Kenneth Ventress aus Arkansas lebte ein Jahr lang in Jerichow. Jetzt geht es zurück in die USA.

Von Julia Irrling 20.07.2020, 08:00

Genthin l Wenn Kenneth Ventress heute zurück in seine Heimat in den USA fliegt, darf eine Sache im Gepäck nicht fehlen: Knusperflocken. In dem Jahr, das er bei seiner Gastfamilie im Jerichower Land verbrachte, hat der Austauschschüler seine Liebe zu den süßen Schokoladenhäppchen entdeckt.

Neben der Schokolade nimmt er aber auch viele Erinnerungen mit nach Hause in Arkansas. Ein Jahr lang besuchte der 18-Jährige das Bismarck-Gymnasium in Genthin, zusammen mit seiner Gastschwester Maya. Ob er sie und seine Gastmutter Nicole Förste vermissen wird? „Ganz bestimmt“, ist sich Kenneth sicher, der mittlerweile richtig gut Deutsch sprechen kann.

Zusammen mit Familie Förste reiste er auch viel in Europa herum: England, Tschechien, Frankreich, Schweden und zum Skifahren nach Österreich. „Eigentlich wollten wir noch nach Italien, aber da kam Corona dazwischen“, erzählt Nicole Förste.

Fast hätte die Ausbreitung des Corona-Virus auch ein vorzeitiges Ende von Kenneths Aufenthalt in Deutschland bedeutet. Das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) des Bundestages und die Organisation Youth For Understanding (YFU), die den Austausch des jungen Amerikaners ermöglicht hatten, beendeten das Programm kurzfristig aufgrund der Corona-Pandemie.

„Am 12. März erhielten wir eine E-Mail, dass alle Austauschschüler am nächsten Tag ab Frankfurt nach Hause fliegen müssen“, sagt Nicole Förste. Die Aufregung war groß, sie kontaktierte die YFU und erhielt die Auskunft, dass Kenneth nicht zur Ausreise gezwungen werden könne, da er bereits 18 Jahre als sei.

Also beschloss Familie Förste, das Austauschprogramm in Eigenregie zu Ende zu bringen und übernahm die Versicherungskosten für den jungen Mann. Von der Ausländerbehörde gab es grünes Licht, und auch Schulleiter Volker Schütte stimmte zu, dass Kenneth das Schuljahr auf dem Bismarck-Gymnasium beenden darf. „Herr Schütte erklärte direkt, dass er ihm keine Steine in den Weg legen möchte“, sagt Nicole Förste. So konnte der US-Amerikaner noch ein wenig mehr Zeit in Deutschland verbringen.

Viel über das Land wusste er vor seiner Reise nicht. „Meine Mutter erzählte mir, dass die Deutschen sehr sauber seien und auf Mülltrennung achten“, erzählt er.

Zum Thema Essen gingen die Meinungen auseinander: „Manche sagten, es sei sehr lecker, andere meinten, es schmecke nicht.“ Bei Familie Förste lernte er typische regionale Gerichte kennen: „Süß-saure Eier sind sehr lecker“, findet er.

Im Unterschied zu den US-Amerikanern habe er außerdem festgestellt, dass die Menschen in Deutschland oft reservierter sind. Auch die Freundeskreise seien anders aufgebaut. Es sei schwerer, ein Teil von ihnen zu werden, wenn man es geschafft habe, seien die Freundschaften dafür aber inniger.

Der Aufenthalt bei seiner Gastfamilie habe ihm sehr gefallen, das Leben hier sei ein anderes als in Arkansas. „Manchmal habe ich das Geschrei vermisst“, sagt Kenneth mit einem Lächeln. Zuhause ist er der älteste von sieben Geschwistern. Bis er sie und seine Eltern wiedersehen kann, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Wenn er zuhause angekommen ist, muss er erst einmal in Quarantäne, bis er einen negativen Corona-Test vorlegen kann.