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Schweinzucht Gladauer Schweinezuchtanlage vor Umbau

Die neuen Chefs der LFD-Holding in Gladau halten an den Plänen der Vorgänger fest, die Zahl der Tiere zu erhöhen - trotz Protesten.

Von Mike Fleske 14.08.2020, 01:01

Genthin/Gladau l Seit März ist die Terra Grundwerte AG Eigentümerin der LFD-Holding (Landwirtschaftliche Ferkelproduktion Deutschland), die unter anderem die Schweinezuchtanlage in Gladau betreibt. Damit einher gingen personelle Veränderungen. Zum ersten Mal stellten sich die neuen Verantwortlichen vor zwei Wochen einer größeren Öffentlichkeit im Genthiner Stadtrat vor: Heidrun Spengler-Knappe ist die Nachfolgerin des ausgeschiedenen Jörn Göbert als Geschäftsführerin der LFD Holding. Stefan Beckers ist Projektleiter und mit der Umsetzung der geplanten Investitionen betraut. Beckers erläuterte: „Die Firma Terra Grundwerte AG hat die Firma Lindhorst aus Winsen gebeten, die Projektleitung hier vor Ort zu übernehmen, da sie selber nur Investor ist und mit Tieren und Schweinen bislang nicht so viel zu tun hatte.“

Die Lindhorst-Gruppe sei hingegen sehr viel im landwirtschaftlichen Bereich tätig und übernehme nun für den neuen Gesellschafter den operativen Bereich. „Der Gesellschafter hat dieses Unternehmen deshalb erworben, weil er eine Zukunft darin sieht und investieren möchte.“

Derzeit habe man 18 Standorte, von denen Gladau einer sei. „Auch diesen Standort wollen wir weiterentwickeln, auf ein Maß, das für alle Parteien passend sein kann.“ Beckers regte den Dialog mit Stadtrat und Bürgern an. Denn immer wieder hatte es in der Vergangenheit Unmut über die einst vom niederländischen Unternehmer Adrianus Straathof betriebene Anlage gegeben. Er ist nicht mehr in Genthin aktiv, seitdem die LFD Holding den Betrieb 2015 übernommen hatte. Straathof war damals mit einem nationalen Berufsverbot belegt wurde. Ihm wurden Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und Mängel bei der Haltung der Schweine vorgeworfen. Der danach für die LFD tätige Geschäftsführer Jörn Göbert hatte den Kontakt zu Stadtrat und Bevölkerung gesucht, seine weiteren Pläne erläutert, konnte aber die Vorbehalte insbesondere in der Gladauer Bevölkerung nicht mindern.

Letzter Höhepunkt der Auseinandersetzungen war eine Entscheidung des Stadtrates im November 2019: Dieser hatte den Weg für eine Kapazitätserweiterung frei gemacht. Die LFD beabsichtigt dabei, die Zahl der Tierplätze von bisher 27 233, darunter 7000 Sauen, auf 42 784 Tierplätze, davon 9750 Sauen, aufzustocken. Gleichzeitig will sie zirka 3,5 Millionen Euro in immissionssenkende Maßnahmen, zum Beispiel in eine komplette Ausstattung der Ställe mit Abluftreinigungsanlagen, investieren.

Die Gladauer blieben Ende 2019 bei ihrer ablehnende Haltung. Deutlich wurde diese in einer Unterschriftenaktion, die dem Stadtratsvorsitzenden Gerd Mangelsdorf (CDU) übergeben wurde. Von 500 Befragten hatten Ende letzten Jahres 370 Unterzeichner (292 aus dem Ort und weitere 78) gegen die Erweiterung der Schweinezuchtanlage votiert. Befürchtet wird von den Anwohnern eine höhere Lärm- und Umweltbelastung durch stärkeren Transportverkehr sowie eine höhere Schadstoffbelastung durch den Betrieb der Anlage. Etwa werden höhere Nitrat- und Stickstoffwerte im Boden erwartet.

„Wir sind nicht gegen die Schweinezuchtanlage generell, sondern gegen den Ausbau“, hatte der Gladauer Ortsbürgermeister Klaus Voth mehrfach verdeutlicht. Doch dieser Ausbau der Schweinekapazitäten wird kommen. Man werde an der Bauplanerweiterung festhalten, die Anlage aber nicht vergrößern, hat Heidrun Spengler-Knappe im Juli 2020 erklärt. „Wir wollen die Planung so umsetzen, wie Sie vorgestellt wurde, das bedeutet, das wir mehr Tiere haben als jetzt, aber bedeutend weniger als es noch vor 2008 der Fall war. Die Zahlen, die jetzt im B-Plan festgeschrieben sind, sollen auch so umgesetzt werden, nicht mehr und nicht weniger.“

Zum Vergleich: Im Jahr 2008 gab es in der Anlage einen Bestand von 50 131 Tierplätzen. Diese Zahl waren rechtlich umstritten und nachdem die Stadt erfolgreich Klage gegen eine Genehmigung des Landesverwaltungsamtes Halle eingereicht hatte, galt wieder die Zulassung von 2003.

Ob sich mit den neuen Investoren ein Konsens erzielen lässt, wird sich erst in einiger Zeit zeigen. Der Stadtrat wird mehrfach in die Umsetzung der weiteren Entwicklung eingebunden werden. Der gesamte Prozess der Überarbeitung der Anlage solle laut LFD bis Anfang, dass der gesamte Prozess bis Anfang 2023 dauern werde. Man wolle, hieß es seitens der LFD, während dieser Phase mit den Beteiligten auch weiterhin im Gespräch bleiben. Auch für eventuelle Bürgergespräche wolle man künftig bereit stehen.