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Schwimmen Auf dem Weg zum Seepferdchen

Ein neuer Schwimmkurs hat am Wochenende in Genthin begonnen.

Von Kristin Schulze 20.03.2017, 07:00

Genthin l Sonntagmorgen halb zehn in Genthin: Während für andere gerade Zeit für ein Frühstückchen ist, stehen Franziska Stollberg und Martin Bessert in der Schwimmhalle. Ihre Mission: Sieben Nichtschwimmer seepferdchentauglich machen.

Die beiden DLRG-Mitglieder betreuen den Schwimmkurs für Kinder, Termin ist sonnabends und sonntags von 9 bis 10 Uhr. Am Wochenende startete eine neue Runde.

Kurz vor neun nehmen die Kinder mit ihren Eltern im Vorraum der Schwimmhalle Platz. Franziska Stollberg erklärt die Formalien. „Das hier ist eine Einführung, an deren Ende die Seepferdchen-Prüfung steht.“ Der Kurs, der 80 Euro kostet, umfasst 14 Einheiten von jeweils 45 Minuten. Gut investierte Zeit, denn in Deutschland sind im vergangenen Jahr mehr als 500 Menschen ertrunken. „Darum ist es so wichtig, dass Kinder richtig schwimmen lernen“, sagt Franziska Stollberg.

Den Jungs gibt sie noch einen modischen Tipp mit auf den Weg. „Lange Badehosen sind sehr chic, aber wahnsinnig unpraktisch. Da ist die Hose oft schwerer als das ganze Kind.“ Sie rät zur guten, alten, engen Badehose.

Als es endlich los geht, heißt es für die Eltern, draußen bleiben. „Sie dürfen nicht mit rein“, sagt Stollberg. „Ablenkungsgefahr.“

Die ersten zwei bis drei Stunden des DLRG-Kurses stehen im Zeichen der Wassergewöhnung. „Danach widmen wir uns der Beinbewegung, die kombinieren wir zum Schluss mit den Armen“, erklärt Stollberg. Ob der haltgebende Schwimmreifen mit den Klötzern abkommt, wird für jedes Kind individuell entschieden.

Wie individuell die Kinder auf Wasser reagieren, wird schon beim Betreten der Schwimmhalle deutlich. Ein Junge fängt spontan an zu weinen, ein anderer muss vom Reinspringen abgehalten werden. Aus der Ruhe bringt das hier niemanden. Kind A wird getröstet, Kind B darf an den Anfang der Reihe und sich als Erster an den Übungen probieren.

Franziska Stollberg ist Profi, die 26-jährige Erzieherin arbeitet im DRK-Hort der Uhland-Grundschule. Beim DLRG ist sie stellvertretende Jugendwartin. Mit ihrer bestimmten, aber herzlichen Art hat sie die Kinderherzen im Sturm erobert.

Als Assistent steht ihr heute Martin Bessert zur Seite. Für den 28-jährigen Betriebsingenieur eine Premiere. Er schwimmt für die Brandenburger Wasserfreunde im Masterbereich. Bis zu seinem Abschluss bereicherte er auch das Wettkämpferteam der Magdeburger Universität.

Nach dem Studium zog es ihn im vergangenen Jahr zurück nach Genthin. Auch hier sollte der Schwimmsport einen Platz in seinem Leben bekommen. „Seitdem bin ich Mitglied in der DLRG und trainiere donnerstags die Großen.“ Statt Fitness und Schwimmtechnik für die Profis steht heute Wassergewöhnung für die Minis auf dem Programm. „Mit einem Kind komme ich gut klar, für so viele fehlt noch ein bisschen die Erfahrung“, sagt er und wird prompt von Franziska Stollberg korrigiert: „Quatsch, du machst es super.“

Super machen sich auch die Kinder im Wasser. Onni, Mina, Emil, Loris, Elias und Eric halten sich am Rand fest und planschen mit den Beinen, was das Becken hergibt. Dann wird gehangelt. „Von Leiter zu Leiter, so verlieren sie die Scheu vorm Wasser“, erklärt Franziska. Nächste Übung: Die Kinder halten sich an einem Stock fest und werden von den Rettungsschwimmern durchs Wasser gezogen.

Emil macht sich lang, so wie Franziska es erklärt hat. „Genau so ist es richtig“, sagt Martin. „Du hast schon eine sehr ordentliche Wasserlage.“ Die erste Stunde endet mit Trockenübungen. „Anhocken, grätschen und lang zusammen“, fasst Franziska die Beinbewegung zusammen und macht sie vor. Die Kinder tun es ihr gleich. Bei so viel Engagement kommt kein Zweifel auf, dass das beim nächsten Mal auch im Wasser klappt.