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Schwimmsport Drei Damen vom Zernausee

Drei Damen aus Genthin springen täglich in den Zernausee. Auch bei eisigen Temperaturen.

Von Susanne Christmann 18.01.2021, 00:01

Mützel l „Das ist unser Jungbrunnen!“ rufen Evelyn Sander, Vera Perlberg und Marlies Donak und entledigen sich in Nullkommanichts ihrer warmen Winterbekleidung. Dann steigen sie unter fröhlichem Geschnatter in den Zernausee und machen in dem eiskalten Wasser ein paar Schwimmzüge. So weit, so bekannt.

Wer aber auf das von Marlies Donak mitgebrachte Wasserthermometer schaut, sieht, welcher Wassertemperatur sich die drei Damen vom Zernausee damit ausgesetzt haben: Null Grad Celsius! Auch die Lufttemperatur lädt mit ebenfalls Null Grad Celsius an diesem Freitag nicht gerade zum fröhlichen Baden und Schwimmen unter freiem Himmel ein.

Die 71-, 72- und 78-jährigen Schwimmerinnen – der „harte Kern“ der Mützeler Schwimmstaffel – haben mit dieser Kältepremiere einfach aus der Not eine Tugend gemacht. Denn eigentlich würden sie in den Wintermonaten in der Genthiner Schwimmhalle täglich ihre Bahnen ziehen. Die Halle aber ist coronabedingt geschlossen. Also sind die sich scherzhaft Hausfrauen-Schwimmerinnen nennenden Wasserratten nach dem Oktober, in dem das Abbaden angestanden hätte, einfach weiter, soweit es ging, jeden Tag in den Zernausee gesprungen. Dabei haben sie die Schmerzgrenze, was Wasser- und Lufttemperatur betrifft, immer weiter nach unten gezogen. Bis eben zur Null-Grad-Celsius-Premiere am Freitag.

Klar hätte immer mal wieder eine der drei keine Lust auf die tägliche Abhärtungsrunde, bekennen Evelyn Sander und Vera Perlberg. Aber dann würde sie von den anderen einfach mitgezogen und hinterher sind alle drei froh darüber, sich einmal mehr überwunden zu haben. Denn wenn sie dann wieder in den warmen Hosen, Stiefeln, Jacken und Mützen stecken, dann fühlen sie sich „einfach wunderbar“. Marlies Donak führt gar ihre spürbar zurückgegangenen Gelenkschmerzen auf das Schwimmen im kalten Wasser zurück. „Andere bekommen wegen so etwas eine Behandlung in der Kältekammer, ich springe halt in den kalten Zernausee“, meint sie dazu trocken.

Auch sonst sind Evelyn Sander, Vera Perlberg und Marlies Donak bewegungsfreudig unterwegs. Ihr Hauptfortbewegungsmittel ist das Fahrrad und wenn genug Schnee liegt, dann schnallen sie sich auch schon mal die Langlaufski unter und umrunden auf diese Art und Weise den Zernausee.

Wenn das Wetter zum Schwimmen gar zu ungemütlich ist, so Marlies Donak, dann wird halt gewandert – um den See herum. Denn soweit, jeden Tag um elf Uhr ein Loch in den zugefrorenen See zu hacken – so weit würden sie dann doch nicht gehen wollen. Aber am Ferchlander Eisbaden zu Jahresbeginn, da hätten sie schon gern teilgenommen, wenn es denn nicht auch der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen wäre.

Dass die Mützeler Schwimmerinnen ihren Hausfrauen-Status im nassen Element längst hinter sich gelassen haben, zeigen ihre Platzierungen bei Schwimmwettbewerben wie zum Beispiel beim Internationalen Saaleschwimmen in Halle. Marlies Donak holte sich zum Beispiel 2019 dort gar den Titel in ihrer Altersklasse. 2018 kehrte die Mützeler Schwimmstaffel mit Evelyn Sander, Erika Freudenmacher, Marlies Donak und Vera Perlberg mit dem Bronze-Platz aus Halle zurück.

Als Urlauberin nahm Marlies Donak immer mal wieder am Schwimm-Event über den Attasee in Oberösterreich teil, wobei 2520 Meter schwimmend von einem Strandbad zum anderen zu überwinden sind. 2015 schwammen auch Gerda Zinke, Erika Freudenmacher, Vera Perlberg und Evelyn Sander mit. Gemeinsam mit 400 weiteren Schwimmbegeisterten. Vera Perlberg konnte dort den ersten Platz in ihrer Altersklasse ergattern und bekam zudem noch den Pokal für die älteste Teilnehmerin.

Trotz aller Abhärtung im kalten See-Wasser wünschen sich die drei Schwimmdamen doch das Ende der Corona-Pandemie mit ihren Einschränkungen herbei. Marlies Donak möchte endlich wieder Kindern das Schwimmen beibringen, das fehle ihr sehr. Wenn die Schwimmhalle wieder öffnet, können auch die anderen Mitglieder der Mützeler Schwimmstaffel, zu denen auch Edith Danner zählt, wieder ihre Bahnen ziehen und die Gemeinschaft mit den anderen pflegen. Bis es soweit ist, werden die drei Damen dem Zernausee weiter, so weit das möglich ist, ihren täglichen Schwimmbesuch abstatten.