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Sonderausstellung DDR-Alltagsgeschichte lebt auf

Großer Auflauf zur Eröffnung der Ausstellung „formschön und praktisch" im Kreismuseum Genthin.

Von Simone Pötschke 15.07.2017, 01:01

Genthin l Ein kleiner Imbiss mit Rotkäppchensekt zum Anstoßen, Hallorenkugeln und Kekse aus Wurzen als Snack. Es erklingen im Museumsgarten Musiktitel von Bärbel Wachholz, Chris Doerk, Frank Schöbel und anderer DDR-Schlagerstars. „Atmosphärische DDR-Schwingungen“ bereicherten die Vernissage der neuen Sonderausstellung im Kreismuseum, zu denen eine Modenschau der Hohenseedener Gruppe „Annodazumal“ maßgeblich beitrug. Bevor die Damen den gepflasterten Zugang zum Museum in einen Laufsteg verwandelten, ergriff Museumsleiterin Antonia Beran das Wort, um die zahlreichen Besucher, für die Stühle aufgestellt worden waren, zu begrüßen.

Was wollen wir mit dieser Ausstellung zeigen?, stellte die Museumsleiterin als Einleitung ihrer kurzen Eröffnung voran.

Zum einen, führte sie aus, wollen wir in Erinnerung bringen, dass Genthin eine Stadt der DDR gewesen sei, die vor allem für ihre Waschmittelherstellung landesweit bekannt war. Zum anderen belege die Sonderausstellung auch, dass zu DDR-Zeiten nicht alles einheitsgrau gewesen sei, sondern es auch recht bunt zugegangen sei.

Vielleicht, so die Museumsleiterin, sei es uns heute nicht mehr so bewusst, aber die Ausstellung belege auch, dass in der DDR vieles nicht uniform gewesen sei. So sei man beispielsweise zu allen Zeiten mit der Mode gegangen und fand in ihr auch Individualität.

In den beiden Ausstellungsräumen würde die erste Fernsehkommode ebenso wie die letzte produzierte Praktika gezeigt. Sie belegten, wie pfleglich die einstigen DDR-Bürger mit den begehrten Konsumgütern umgegangen seien, so dass sie mit einer relativ langen Lebensdauer ausgestattet waren.

Antonia Beran machte darauf aufmerksam, dass für die Dauer der Sonderausstellung ein Quiz veranstaltet werde, an dem sich alle Besucher beteiligen könnten. Die Auswertung würde Anfang Dezember vorgenommen. Zur Sonderausstellung seien auch begleitende Veranstaltungen geplant. Die Vorbereitungen dazu seien allerdings noch nicht fortgeschritten. Die Öffentlichkeit werde zum gegebenen Zeitpunkt auf jeden Fall informiert, versicherte die Museumsleiterin.

Ihren begrüßenden Worten schloss sich der Auftritt der Gruppe Annodazumal an, der die Museumsbesucher in die Welt der Mode entführte, die die Frau vor 60 Jahren trug. Heiter und aufgeweckt moderiert wurde die etwa 30-minütige Modenschau von Ute Braune.

Die Models aus Hohenseeden durchforsteten eigens für diese Modenschau ihre Schränke und wurden fündig.

Gezeigt wurden Plissee-Röcke, der gute alte Petticoat, Kleiderröcke, Cocktailkleider, Mode für den Jugendtanz, Perlonkleider, Faltenröcke, Hüte, Modeschmuck und Taschen. Selbst das alte Malimo-Handtuch war dabei.

Ute Braune erzählte davon, dass einst eine Busreise nach Jengteng zum Einkaufen ein großes Erlebnis gewesen sei. Es wurde mit einer Verkäuferin, die etwas Schickes aus dem Regal zaubern konnte, noch getoppt. Überaus beliebt seien die Modezeitschriften der 1950er Jahre mit Schnittbögen gewesen, so dass die Schneiderei in der guten heimischen Stube groß geschrieben war.

Nach dem Abschluss der Modenschau wurden dann die Ausstellungsräume jeweils für kleinere Besuchergruppen freigegeben. Vor allem das staunende Wiedererkennen einzelner Exponate und sich damit verbindende Erinnerungen oder Erlebnisse standen bei den ersten Rundgängen der Besucher durch die Sonderausstellung im Vordergrund.

Die Sonderausstellung bestreitet das Kreismuseum ausschließlich aus eigenen Sammlungsbeständen. Da die Darstellung der Alltagsgeschichte der DDR in den ständigen Ausstellungen der Einrichtung nicht vertreten ist, wurde sie auf Anregung von Museumsbesuchern nun in der Sonderaussstellung thematisiert.