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Sportfest Miteinander statt Medaillenjagd

Gänsehaut pur, als beim Down-Sportlerfestival in Frankfurt/ a. M. die Athleten in die Halle kamen. Mit dabei: Tobias Zitterbart aus Brettin.

Von Mike Fleske 29.05.2017, 06:00

Frankfurt/Brettin l „Schön war es“, da sind der 28-jährige Tobias Zitterbart und seine Eltern Karen und Frank Zitterbart nach ihrer Rückkehr aus Frankfurt einer Meinung. Die Brettiner Familie war in der vergangenen Woche zu Gast beim 15. Down-Sportlerfestival in der Mainmetropole. Stolz präsentiert Tobias Zitterbart seine Medaille und seine Urkunde, die er mitgebracht hat. Auch wenn es nicht um das Gewinnen ging, war es eine schöne Anerkennung der Leistung.

Beim Sportfestival standen für Tobias Zitterbart Tischtennis, Weitsprung, Weitwurf, 100-Meter-Lauf und Fußball auf dem Programm. Wenn man ihn fragt, was seine liebste Sportart war, überlegt der 28-Jährige einen Augenblick und sagt: „Eigentlich war alles gleich schön.“ Mit Engagement und Freude hatte der Brettiner in der vergangenen Woche die Stationen absolviert. Immer angefeuert von seinen Eltern, die auf der Tribüne mit gut 3000 anderen Zuschauern, das Sportgeschehen verfolgten.

„Da waren wir schon sehr oft sehr berührt“, sagt Karen Zitterbart und ihr Mann fügt hinzu: „Das ist ein ganz faires Miteinander, die Teilnehmer warten geduldig bis sie dran sind, da wird nicht gedrängelt.“ Ähnlich entspannt ging es auch auf den Rängen zu.

Dort treffe man viele Familien wieder, die man aus den Vorjahren kenne. „Wir sind über Bekannte aus Hamburg auf die Idee gekommen, zum Sportfestival nach Magdeburg zu fahren“, erinnert sich Frank Zitterbart. Seit 2011 seien sie in Frankfurt dabei. „Das ist schon einiger Aufwand, letztlich ist es eine fünfstündige Autofahrt, manchmal noch länger“, berichtet Frank Zitterbart.

Doch die Atmosphäre in der Sporthalle entschädige für manche Mühen der Anreise. In Frankfurt sei die Stimmung grandios. „Wenn am Ende ‚We are the Champions‘ gespielt wird und die Teilnehmer beieinander stehen, ist das Gänsehaut pur“, verrät Karen Zitterbart.

Schön sei auch, dass sich die prominenten Paten sehr auf die Teilnehmer einlassen, für Fotos bereitstehen, Sonderrunden laufen, nett plaudern. In diesem Jahr waren unter anderem Ex-Nationaltorhüter Timo Hildebrand und Moderatorin Singa Gätgens mit von der Partie. Immer mit dabei: Modeschöpfer Peyman Amin, der einen Bruder mit Down-Syndrom hat.

„Er hat in diesem Jahr Mode für junge Leute mit Down-Syndrom vorgestellt“, erläutert Karen Zitterbart. Das Problem, passende Kleidung zu bekommen, kennt auch die Brettiner Familie. „Der Körperbau ist anders, Menschen mit Down-Syndrom sind fülliger, haben kürzere Arme und Beine, vieles an der Kleidung muss umgeschneidert werden“, erläutert sie. Während einer Modenschau wurden die Entwürfe beim Sportevent vorgeführt. Das war nur ein Teil des vielseitigen Rahmenprogrammes, in dem sich auch nicht behinderte Geschwister der Teilnehmer wiederfinden konnten.

„Das ist gelebte Integration“, findet Frank Zitterbart. Die Familie lobt, dass es diese Sportmöglichkeit gibt. „Wir haben auf dem Festival viele lachende Gesichter gesehen und auch für Tobias war es ein besonderes Wochenende“, meint Karen Zitterbart. Sie bedauert, dass es in der Region wenig Angebote für junge Leute mit Einschränkungen gibt. „Das ist aber auch nicht einfach, da die Betreuung gegeben sein muss. Dies können kleine Vereine kaum leisten.“ Für Tobias ist mittlerweile wieder der Alltag eingekehrt.