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Sportserie Plädoyer fürs Wasserlaufen

Dritte Runde der Volksstimme-Sportserie: Redakteurin nahm am Aquajogging mit Übungsleiterin Ursula Koltz in Genthin teil.

Von Kristin Schulze 13.05.2017, 09:00

Genthin l Sport ist gesund, setzt Glückshormone frei und vertreibt den Winterspeck. Doch welche Sportart ist die richtige? Wir testen uns durch die Sektionen von Genthins größtem und vielseitigstem Verein, dem „SV Chemie“.

Für unsere Sportserie geht es für mich heute zum Aquajogging. Laufen im Wasser - dafür dass man nicht untergeht, sorgt ein Schwimmgurt. Klingt einfach. Als ich um 19 Uhr meine Lieblingsserie schaue, stelle ich mich auf einen ruhigen Abend ein.

Es kommt vollkommen anders. Um 20.30 Uhr, ich bin von der Couch ins Becken der Genthiner Schwimmhalle gewechselt, schätze ich Aquajogging realistischer ein. Laufen im Wasser ist viel anstrengender als gedacht. Unsere Übungsleiterin Ursula Koltz erklärt mir die Bewegungen: Rechtes Bein, linker Arm, linkes Bein, rechter Arm… Klingt easy, macht mir aber echte Probleme. Koordination war noch nie mein Ding. Ich brauche ein paar Übungsbahnen, dann klappt es immer besser.

Und bringt Spaß. Wir sind eine Gruppe von 15 Frauen und laufen das Becken der Genthiner Schwimmhalle hoch und runter. Stephanie Koszior findet sich neben mir ein. „Die Zeit ist ideal, bei Kursbeginn um 20 Uhr sind meine Kinder im Bett“, erzählt mir die Mutter von zwei Mädchen. „Man tut seinem Körper etwas Gutes“, erfahre ich noch, dann ist sie an mir vorbei gezogen. „Keine Sorge, die Geschwindigkeit kommt mit der Übung“, muntern mich die anderen Teilnehmerinnen auf, während sie mich überholen. Ich kürze ein bisschen ab, dann fällt nicht auf, dass ich im Schneckentempo unterwegs bin.

„Die Ecken schön ausjoggen“, ruft Ursula Koltz. Erwischt. Nun nimmt sie meine Haltung ins Visier. Nicht im Wasser sitzen, aber auch nicht schwimmen, leichte Schräglage, Hände nicht zur Faust ballen, sondern wie eine Schaufel zusammenführen. Gar nicht so einfach, doch wenn man die Tipps beherzigt, merkt man schnell, welche Vorteile dieser Sport bietet. Im Wasser werden Gelenke und Sehnen weniger belastet, weil die Schwerkraft wegfällt, alle großen Muskelgruppen sind beteiligt und werden gekräftigt. „Aquajogging ist gut für die Ausdauer und das Herz-Kreislauf-System“, sagt Koltz. „Weil die Wirbelsäule entlastet wird, profitiert auch der Rücken. Zusammenfassend kann man sagen, das ist der beste Sport der Welt“, so das Plädoyer der Übungsleiterin fürs Laufen im Wasser. Sie muss es wissen, beim SV Chemie trainiert sie seit vielen Jahren die unterschiedlichsten Zielgruppen. Neben den Aquajoggern hören auch die Walker und die Seniorensportler auf ihr Kommando.

Die 45-minütige Aqua-Einheit bringt Abwechslung in meinen Mittwochabend. Beim „einfachen“ Laufen bleibt es nicht lange. Mal müssen die Arme nach links und rechts schwingen, dann sollen die Hände bei jedem Schritt unter dem Oberschenkel zusammen klatschen.

Um die Effizienz zu erhöhen, bekommen wir Discs in die Hände, das sind flache Scheiben mit Öffnungen für Finger und Daumen. Die drücken wir beim Laufen unters Wasser oder machen kreisende Bewegungen. Ursula Koltz gibt immer wieder Hinweise zur Haltung, denn nur wenn die richtig ist, erzielt man die gewünschten Effekte. Koltz ist hier nicht nur Trainerin, sondern auch Motivatorin. Ich fühle mich zeitweise mit den verschiedenen Bewegungen komplett überfordert. Ohne Anleitung und Feedback wäre ich schnell raus. Koltz versteht es punktgenau ein „Prima!“ oder „Jetzt ist es richtig.“ einzustreuen und mich so zum Durchhalten anzuspornen.

„Ursula macht das super, sie lässt sich für jede Stunde etwas anderes einfallen, hat immer ein nettes Wort parat und achtet darauf, dass man die Übungen auch richtig macht“, erzählt mir Stephanie Koszior hinterher in der Umkleide.

Zum Abschluss der Einheit folgen Lockerungsübungen am Beckenrand. Danach bin ich zwar platt, das Aquajoggen und Ursula Koltz haben aber einen Fan mehr. Zurück auf meiner Couch dauert es keine zehn Minuten, bis ich eingeschlafen bin und davon träume, wieder durchs Wasser zu laufen.