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Stadtrat Vom Konzept zum Boxsack

Im Johanniterhaus Genthin-Wald entsteht ein Bewegungsraum für die Heimbewohner. Seitens der Stadt wird dieser nicht gefördert.

Von Simone Pötschke 04.05.2017, 11:00

Genthin l Anträge auf Förderung eines Vorhabens wie der des Johanniterheimes Genthin-Wald sind im Genthiner Stadtrat unüblich. Dass überhaupt ein Antrag durch die Johanniter bei der Stadt gestellt wurde, erklärte Bürgermeister Thomas Barz damit, dass der Träger durch die anderen Fördermittelgeber verpflichtet worden sei, eben auch an die Tür der Stadt zu klopfen. Hier ernteten die Johanniter, angefangen von den Ausschüssen bis zum Stadtrat, durchweg Ablehnungen. Zuweilen auch sehr deutlich.

Andreas Buchheister (CDU) sagte im Hauptausschuss, dass sich die Kommune in der Haushaltskonsolidierung befinde, auch wenn der Eindruck entsteht, ein Geldsack sei aufgegangen. Harry Czeke (Die Linke) hinterfragte, ob sich auch Elbe-Parey oder Jerichow mit einer Förderung beteiligen, weil auch Bürger aus diesen Einheitsgemeinden in der Einrichtung betreut werden. Später, bei der Stadtratssitzung, konnte diese Frage durch Thomas Barz verneint werden. Dass der Stadtrat die Förderung - einstimmig - ablehnte, war schließlich keine wirkliche Überraschung mehr.

Aber: Die Leiterin des Johanniterheimes in Genthin-Wald, Claudia Tritt, ist dennoch zuversichtlich, dass trotz der Absage der Stadt der Bewegungsraum am Tag der Senioren, am 1. Oktober, seiner Bestimmung übergeben werden kann. Auf etwa 10 000 Euro würden sich die Kosten für den Bewegungsraum belaufen, der aus dem Umbau eines Pflegebades entstehe. Grünes Licht, das Vorhaben finanziell zu unterstützen, haben hingegen Lotto Toto und die Johanniter-Stiftung gegeben. Ob das Nein der Stadt Konsequenzen haben wird, ist derzeit offen.

Für das Vorhaben, das die Diakonie verantwortet, liegen dessen ungeachtet inzwischen Kostenangebote für Sportgeräte und naheliegenderweise eine Konzeption vor. Claudia Tritt hat gute Argumente parat, die für den Bau eines Bewegungsraumes im Johanniterheim sprechen. Zum einen verweist sie auf eine wissenschaftliche Studie, die belegt, dass bei Bewegung der Verlauf von Alzheimer verlangsamt werden kann. Der Bewegungsraum wird in gleichem Maße ein wichtiger Bestandteil der Sturzprophylaxe sein. „Mehr Mobilität und Vermeidung von Stürzen durch Kraft- und Gleichgewichtstraining“, heißt das ausgefeilte und komplexe Konzept, das von der Johanniter Seniorenhäuser GmbH ausgearbeitet wurde.

„Wir sind keine Neueinsteiger, was dieses Thema angeht“, erklärt Claudia Tritt. Im vergangenen Jahr hatte das Johanniterheim bei einem Projekt der Uni Bremen an der sogenannten modellhaften Implementierung (Einsetzen) des Expertenstandards „Erhaltung und Förderung der Mobilität“ mitgewirkt. Nicht so kompliziert ausgedrückt: Das Pflegeteam der Johanniter in Genthin-Wald hat sich im Vorfeld ihres Vorhabens „Bewegungsraum“ wissenschaftlich, also nach neuesten Erkenntnissen in der Altenpflege, begleiten lassen. Bälle, Bänder, eine Sprossenwand, aber auch ein Boxsack, alles Geräte ohne Stromverbrauch, werden zur Ausstattung des Raumes gehören.

Freilich blickte Claudia Tritt auch ein wenig über den Tellerrand, als sich die Frage eines Bewegungsraumes in Genthin- Wald stellte. Eine vergleichbare Einrichtung im Landkreis gebe es bereits in Friedensau, allerdings größer angelegt als die zukünftige in Genthin-Wald, sagt sie.