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Treckertreffen Besonderer Premiere in Neuenklitsche

Das erste Erntedankfest und Treckertreffen in Neuenklitsche soll einen neuen Verein hervorbringen.

Von Frank Bürger 28.09.2018, 06:00

Neuenklitsche l Die Neuenklitscherin Heike Levin und Mario Vogel aus dem benachbarten Vehlen haben im Wohnzimmer des Gehöfts im Ortsteil der Einheitsgemeinde Stadt Jerichow Platz genommen. Das Gespräch verrät: Ihre Liebe zu alten Landmaschinen ist wirklich groß. „Vor sechs Jahren haben wir bereits nachgedacht, daraus mehr zu machen“, sagt Mario Vogel.

Denn es gibt schon einige Freunde alter Maschinen in der Region. Und die Freundschaften sind grenzüberschreitend. Von Vehlen ist der Weg nach Neuenklitsche nicht weit. „Wir haben so lange überlegt, es aber nie in eine Form gefasst“, sagt Vogel. Doch nun war der richtige Zeitpunkt da.

Es ist nicht so lange her, da feierte das Dorf seinen 750. Geburtstag. Die Leute strömten an den Festplatz an der Kirche. Hier lag die Organisation in Händen von Fritz Lichtenberg, dem ehemaligen Ortsbürgermeister von Klitsche. Auch dort wurde schon über die Idee gesprochen. Und einen Ortschef gibt es in Klitsche nicht.

Immer noch verwaltet der Jerichower Bürgermeister Harald Bothe, bis zu den Kommunalwahlen im nächsten Jahr, den Ort. Aber auch Fritz Lichtenberg will versuchen, sich mit einem Traktor an dem Spektakel zu beteiligen, sollte nichts dazwischenkommen. Gemeinsam mit Bürgermeister Harald Bothe bespricht er derzeit die Möglichkeit der Förderung für einen generationenübergreifenden Festplatz an der Neuenklitscher Kirche.

Höhepunkte der Feier war damals der Vortrag von Enno von Katte über die Historie der Familie. Enno von Kattes Familie lebt in Wilhelmsthal, das zu Klitsche gehört. Musikalische Akzente setzte bei dem Fest auch Oskar von Katte mit Liedern an der Gitarre.

Nun übernimmt Friederike von Katte eine besondere Funktion und hält am Freitag beim Erntedankfest und Treckertreffen um 18 Uhr auf der Festwiese als Lektorin eine Andacht. Im Fokus steht die Erntekrone, die auch beim Festumzug gezeigt wird. Eine wichtige Rolle beim Fest nimmt Wolfgang Gehrmann ein. Mit seinen 71 Jähren dürfte er einer der ältesten Mitfahrer im Umzug sein.

Er stellt seine Wiese am Stall für die große Feier zur Verfügung. Dort werden auch die Trecker abgestellt, die an dem Umzug teilnehmen. Dazu haben die Nachbarn auch noch einige Flächen zur Verfügung gestellt. „Wir hätten nie gedacht, dass unser Aufruf so große Resonanz findet“, sagt Heike Levin. Bisher gäbe es zirka 55 Anmeldungen. „Wir rechnen aber damit, dass mehr als 60 Fahrer an dem Umzug teilnehmen“, sagt Vogel.

„Die jüngsten Teilnehmerinnnen sind meine Tochter Isabelle und ihre Freundin Gina“, sagt Heike Levin. Beide sind elf Jahre alt und besuchen die Sekundarschule in Brettin. Natürlich hätten beide keinen Führerschein. „Sie fahren mit einem Rasentrecker. Da braucht man keinen Führerschein“, sagt Heike Levin.

Doch das Ganze ist keine Eintagsfliege. „Unser Ziel ist es, abhängig von dem Fest, einen Verein zu gründen“, sagt Mario Vogel. Die Weichen dazu seien nun gestellt. „Wir haben jetzt einfach losgelegt“, sagt Vogel.

Doch nicht nur der Festumzug hat seinen Platz. Es gibt auf der Festwiese ein buntes Treiben. Dort wird nicht nur die Technik vorgestellt, die Organisatoren haben eine Veranstaltung für Kinder und Jugendliche organisiert. Es gibt Kegeln, Kinderschminken ist angesagt, eine Hüpfburg lädt die Kinder ein, viel Spaß und Bewegung zu haben. Auch für die Verpflegung ist gesorgt.

Mitorganisatorin Heike Levin ist ein Neuenklitscher Kind. „Ich bin hier aufgewachsen und mag die Trecker“, sagt sie. Sie ist Hausfrau und Mutter. Die Familie teilt ihre Leidenschaft. „Alle drei Mädchen fahren Trecker“, sagt sie. In ihrem Hof steht ein „Bautz 300 T-D“. Der wurde gerade noch von ihrem Sohn für den Umzug vorbereitet. „Wir haben ihn neu besprüht und Feinheiten wurden noch abgestimmt“, sagt Levin. Alle hoffen natürlich, dass der Dutra D4K-B an dem Umzug teilnimmt.

Das sei noch nicht sicher, sagt Levin. Der ungarische Traktor wurde bis 1960 im Traktorenwerk „Roter Stern“ in Budapest entwickelt. Und von diesem Fahrzeug wissen Levin und Vogel viel zu berichten. Die ersten Traktoren hätten einen Leistung von 60 PS bei 1650 Umdrehungen in der Minute. Und nun der Bogen von Ungarn aus in die damalige DDR: Ab dem Jahr 1965 baute das Traktorendwerk einen modifizierten D4K. Der Allradschlepper hatte nun einen Sechszylinder-Vorkammer-Dieselmotor.

„Der nun mit der Typenbezeichnung D4K-B gelieferte Traktor war der erste Schlepper, der an die geforderten 100 PS herankam“, weiß Heike Levin fachmännisch zu berichten. Dabei blättert sie in einem Büchlein, das die Landwirtschaftstechnik in der DDR bildreich und mit vielen Details beschreibt. „Es gibt bestimmt noch mehr Überraschungen bei, Treffen in Neuenklitsche“, sagt sie lächelnd. Abhängig vom Verlauf, abhängig von der Resonanz will man nach dem Fest entscheiden, wie es weitergeht. Neue Weichen werden in Neuenklitsche gestellt.