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Umweltausschuss Halle braucht eine neue Heizung

Dem Thema Blockheizkraftwerk (BHKW) in der Sport- und Schwimmhalle widmete sich der Genthiner Umwelt- und Wirtschaftsausschuss.

Von Simone Pötschke 12.05.2017, 06:00

Genthin l Ein Blick nach Jerichow hat den Genthiner Umwelt- und Wirtschaftsausschuss neugierig werden lassen. Dort betreibt Avacon Natur über ein Pachtmodell eine Holzhackschnitzel-Kesselanlage für die Wärmeversorgung von Grundschule und Rathaus, die etwa 80 Prozent des Gesamtwärmebedarfs erzeugt.

Interessant sei das Projekt für Jerichows Bürgermeister Harald Bothe unter anderem durch die Problematik Grünschnittplätze und die im Stadtwald anfallenden Hackschnitzel geworden. Dazu sei gekommen, führte Ausschussvorsitzender Harry Czeke (Die Linke) weiter aus, dass die Verwaltung ohnehin vor der Aufgabe stand, eine veraltete Heizungsanlage erneuern zu müssen. Lutz Nitz fand dieses Projekt nun überlegenswert, und fragte, ob ein ähnliches, technologisch angepasstes Modell, speziell für kommununale Einrichtungen der Stadt Genthin, sinnvoll wäre.

Zudem gäbe es möglicherweise - wie in Jerichow - eine Verwendung für die Holzhackschnitzel, die im Stadtwald und beim Grünschnitt anfallen. Während der Ausschusssitzung legte Marco Sobirey von der Avacon eine Energieanalyse am Beispiel der Sport- und Schwimmhalle aus dem Jahr 2009 zugrunde. Die Untersuchung kam zu dem Schluss, dass durch den Einsatz eines Erdgas- bzw. eines Holzvergaser-BHKW für die Schwimmhalle deutliche Einsparungen in der Strom- und Wärmeerzeugung möglich seien.

Ersten Schätzungen zufolge würde dies Einsparungen von zirka 20.000 Euro im Jahr ausmachen. Der Fachmann machte allerdings in seinem Vortrag darauf aufmerksam, dass in die weiteren Berechnungen noch die Kosten für die Finanzierung und die Instandhaltung der Anlage einfließen müssten. Der Einsatz eines BHKW, arbeitete der Fachmann heraus, könne auch deutliche Kohlendioxid-Einsparungen erzielen. Die Kohlendioxid-Bilanz könnte durch den Einsatz eines BHKW im Jahr um 70 Tonnen (Erdgas) bzw. 225 Tonnen im Jahr (Holzvergaser) verbessert werden.

Im Verlaufe der Ausschusssitzung türmten sich zunächst eine Fülle von komplexen technologischen Fragen und Problemen auf, die das Vorhaben mit Sicherheit auch zukünftig begleiten werden. Ob beispielsweise die Holzhackschnitzel des Stadtwaldes zu einem geringen Preis verkauft werden oder ob die Stadt für höhere Kosten Schnitzel erwerben muss, müsste bei der technischen Umsetzung geprüft werden. Ebenso wie die Frage, wie eine Holz-Anlage am Schwimm- und Sporthallenkomplex in einer erforderlichen Raumhöhe von 2,5 Meter untergebracht werden kann oder eine Containerlösung greift.

Der Teufel liegt hier noch in unendlich vielen Details. Lars Bonitz (CDU-Fraktion) deutete zum Beispiel logistische Bedenken an. Wie lange und wo muss das Holz vor dem Verbrennen gelagert werden, steht der Arbeitskräfte- und der Technikaufwand beim Betreiben eines Holz-BHKW in einem gesunden Verhältnis, warf er als Fragen ein. Dies müsste berücksichtigt werden, um wirtschaftlich zu sein. Seine Einwände traten im Ausschuss sofort eine politische Diskussion los.

Lutz Nitz erwiderte daraufhin, dass es ihn störe, dass nach jedem Vorschlag zuerst erklärt wird, was nicht geht, ohne die Überlegung anzustellen, wie etwas gehen kann. Schützenhilfe erhielt Nitz dabei von Horst Leiste, SPD-Fraktionschef: „Wir haben in der Vergangenheit über die Energiekonzeption der Schwimm- und Sporthalle geredet und geredet, zu einer Entscheidung sind wir in keinem Fall gekommen, und so ist vieles an uns vorübergegangen. Jetzt müssen wir wissen, was wir wollen. Die Entscheidung muss gefällt werden, ob wir diesen Weg gehen oder nicht.“

Harry Czeke (Fraktionschef „Die Linke“ und Ausschussvorsitzender) setzte noch eins drauf: „Bei den vorliegenden Zahlen werden wir die Frage entscheiden müssen, ob es ein Gas- oder Holz-BHKW wird. Ich bin überzeugt, dass wir die harten Einschnitte beim Haushaltskonsolidierungskonzept hätten mildern können, wenn wir uns schon vor zehn Jahren zu einer Entscheidung durchgerungen hätten. Dann hätte sich die Anlage bereits amortisiert.“

Das Vorhaben wird jetzt den Mitgliedern des Hauptausschusses vorgestellt, bevor es in den Stadtrat zur Beratung gehen soll. Zumindest darüber waren sich die Ausschussmitglieder einig.