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Versorgung Räte uneins über Medizin-Zentrum

Soll Genthin ein Medizinisches Versorgungszentrum bekommen? Diese Frage lässt weiterhin die Köpfe der Stadträte rauchen.

Von Mike Fleske 13.04.2018, 14:51

Genthin l Schnell war am Dienstagabend die Tagesordnung im Bildungs- Kultur- und Sozialausschuss geändert. „Beim Punkt ‚Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums‘, hat sich aufgrund Präsenz des Themas in den Medien weiterer Gesprächsbedarf zwischen Kassenärztlicher Vereinigung und den Johannitern ergeben“, teilte Alexandra Adel, Fachbereichsleiterin der Stadtverwaltung zuvor mit. Die Johanniter Krankenhaus Genthin-Stendal GmbH ist Eigentümerin des Grundstückes, auf dem das ehemalige Krankenhaus steht und muss für eine Weiternutzung des Geländes in die Planungen einbezogen werden.

„Die Beschlussvorlage ist nicht mehr Bestandteil der Tagesordnung“, stellte der Ausschussvorsitzende Gordon Heringshausen (CDU) fest. Der Ausschuss hätte sonst beraten sollen, ob der Stadtrat die Verwaltung beauftragen solle, ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) entstehen zu lassen. Dennoch wurde diskutiert, denn nach der Schließung des Genthiner Krankenhauses bleiben die Gemüter erhitzt. „Das Versorgungszentrum ist kein Problem der Stadt“, machte Helmut Halupka (SPD) seinem Unmut Luft. Wenn es Interessenten aus Magdeburg gebe, sollten sich diese mit der kassenärztlichen Vereinigung zusammensetzten.

„Wir müssen auch nicht die restlichen Gebäude der Johanniter übernehmen“, fand der SPD-Mann. Lisa Wolf (Die Linke) plädierte für die Verbesserung der ärztlichen Versorgung. „Die Menschen interessieren sich nicht für Kompetenzen, sondern dafür, wer sie im Notfall versorgt.“ Gordon Heringshausen machte deutlich, dass sich mit der Gründung eines Versorgungszentrums auch Risiken etwa bei der Finanzierung oder bei der Sicherstellung der Versorgung ergäben.

Daher hätten deutschlandweit nur acht Kommunen ein Versorgungszentrum, wie es in Genthin angedacht sei. Auf noch etwas wies Heringshausen hin: „Wir haben derzeit in Genthin eine fachärztliche Überversorgung, es fehlt nur eine halbe Hausarztstelle.“ Eine weitere Ansiedlung von Ärzten, wie sie durch ein MVZ geschehen würden, möchte auch Günter Sander (Die Grünen) nicht. „Wir haben ein intaktes, gut belegtes Ärztehaus, warum sollten wir in direkter Umgebung Konkurrenz schaffen?“, fragte er und nannte es wenig sinnvoll, weitere Räume für Ärzte zu schaffen.

Zudem kritisierte Sander, dass die Landesregierung erst jetzt kleinere Krankenhäuser im ländlichen Raum aufwerten werde und diese zu regionalen Gesundheitszentren ausgebaut werden sollen. „Unser Krankenhaus ist jetzt zu“, stellte Sander fest. Heringshausen verwies darauf, dass es in Genthin, einen Notarzt und zwei Rettungswagen gebe, zudem seien die umliegenden Krankenhäuser in 20 Minuten zu erreichen.

Sein CDU-Kollege Alexander Otto wollte sich damit nicht zufriedengeben: „Es wird gegen geltendes Bundesrecht verstoßen, da die Zentren der Grundversorgung von Privatleuten nicht in 30 Minuten erreicht werden können.“ Otto machte sich für stationäre Notfallversorgung stark: „Wir haben den Chemiepark, wir haben Schwerindustrie, wenn es einmal mehrere Unglücke gleichzeitig gibt, reichen zwei Krankenwagen nicht mehr.“

Die Beschlussvorlage wird nach den weiteren Gesprächen der möglichen Träger eines MVZ mit der kassenärztlichen Vereinigung erneut aufbereitet und soll, so Alexandra Adel, in der zweiten Jahreshälfte vorgelegt werden.