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Besondere Aktion in Jerichow Warum ein Gewächshaus zur Markthalle wurde

Stattliche 1270 Euro hat der Kassensturz nach dem zweitägigen Trödelmarkt in der Gärtnerei Mittendorf, der unter der Regie von Konny Ketzler und mit der Unterstützung vieler Helfer über die Bühne ging, am Montag ergeben.

Von Simone Pötschke Aktualisiert: 09.10.2023, 16:26
Konny Ketzler führte an beiden Tagen stets eine weiße Handtasche mit sich, in der sie die Einnahmen des Trödelmarktes verwahrte. „An diese Tasche lasse ich niemanden ran“, scherzte die Klietznickerin. Sie gilt über Jerichow hinaus als ablsolute Trödel-Expertin.
Konny Ketzler führte an beiden Tagen stets eine weiße Handtasche mit sich, in der sie die Einnahmen des Trödelmarktes verwahrte. „An diese Tasche lasse ich niemanden ran“, scherzte die Klietznickerin. Sie gilt über Jerichow hinaus als ablsolute Trödel-Expertin. Foto: Simone Pötschke

Jerichow - Das hat es in Jerichow bisher noch nicht gegeben. Im Gewächshaus, dort, wo Gärtner Mittendorf sonst Geranien und Petunien zieht, wurde am Wochenende kräftig getrödelt.

Ein Unmenge Trödelware, von Küchenutensilien über Uhren, Porzellan, Kristall, Bücher bis hin zu elektrischen Geräten, verbreitete im lichtdurchfluteten Gewächshaus die Atmosphäre einer quirligen Markthalle.

Konny Ketzler und Ilona Fietz haben dabei das Trödelgeschehen voll im Griff. Die langen, mit Trödel belegten Arbeitstische des Gärtnermeisters zeigen sich blitzeblank und noch dazu liebevoll dekoriert. Die Ware, darunter mehr als 1000 Einzelartikel, ist entstaubt und abgewaschen, dieser Markt kommt alles andere als billig daher. „Es ist mir wichtig, alles ordentlich zu präsentieren und auch alles wieder ordentlich zu hinterlassen“, betont Initiatorin Konny Ketzler. Einen ausgesprochenen Renner gibt es an diesen beiden Tagen nicht, aber Sammeltassen gingen schon gut, meinen die beiden versierten Trödelfrauen.

Das Gewächshaus füllte sich mit Trödelfans, die aus Jerichow selbst, aber auch aus Genthin, Burg und aus den Dörfern der Havelberberger Region kamen.
Das Gewächshaus füllte sich mit Trödelfans, die aus Jerichow selbst, aber auch aus Genthin, Burg und aus den Dörfern der Havelberberger Region kamen.
Foto: Simone Pötschke

Wie der Trödelmarkt ausgerechnet in ein Gewächshaus einziehen konnte, erklärt Konny Ketzler ebenso schnell wie lebendig. Sie vertrete Klietznick als Kirchenälteste im Jerichower Kirchspielrat, dem wiederum Gärtnermeister Horst Mittendorf vorsteht. Die Sanierung des Klietznicker Kirchturms und die damit verbundenen hohen Kosten, die das Kirchspiel aufbringen muss, beschäftigte natürlich das Gremien. Ideen und Vorschläge sind gefragt. Für Konny Ketzler, die sich seit nunmehr acht Jahren bei Märkten in Klietznick als „Trödelspezialistin“ qualifiziert hat, lag es deshalb nahe, als Einnahmequelle einen solchen Markt ins Gespräch zu bringen.

Sie gilt mit ihrem riesigen Fundus, den sie in ihrem Heimatdorf unter anderem aus Haushaltsauflösungen und Schenkungen zusammengetragen hat, ohnehin als eine Trödel-Expertin, die weder Aufwand noch Mühen scheut. Warum sie das tut? Die taffe Seniorin lacht: „Ich bin so, wie ich bin“, sagt sie frei heraus. Zweimal jährlich trödelt sie in Klietznick auf ihrem privaten Hof stets für einen guten, sozialen Zweck. Ihrem Prinzip, den Markt niemals für Händler zu öffnen, ist sie dabei treu geblieben.

Für einen Trödelmarkt zugunsten der Klietznicker Kirche brauche sie jedoch mehr Platz als bei den bisherigen, von ihr veranstalteten Trödelmärkten, gab die Klietznickerin gleich eine Ansage. Horst Mittendorf hätte daraufhin als Räumlichkeit das Gewächshaus empfohlen, wobei der Veranstaltungstermin zeitlich nur Anfang Oktober in Frage kam, weil es dann für kurze Zeit freigeräumt ist. „Ich weiß nicht, ob ihm seinerzeit klar war, worauf er sich eingelassen hat“, scherzt Konny Ketzler. Denn der Aufwand für den Gewächshaus-Trödelmarkt sei außergewöhnlich groß gewesen, der ohne viele Helfer nicht zu stemmen gewesen wäre, resümiert die Trödelexpertin ein aufregendes Wochenende. Über eine Woche wurden etwa 150 Kisten voller Trödelware von Klietznick nach Jerichow transportiert. Karl-Heinz Dikof und Nico Ketzler ließen sich dafür in die Pflicht nehmen. 25 Torten und Blechkuchen wurden zum Kaffee angeboten, neben Konny Ketzler standen dafür Rosi Merländer, Susi Steindorf und Helga Ehrecke „ehrenamtlich“ in der Backstube. Manfred Ketzler ließ sich zum Kaffeekochen verpflichten, Margret Grigat, Sonja Reinhardt, Heidi Koblenz und Jana Kaminski waren am Kuchenbuffet im Einsatz. Für die Kartoffelsuppe, die es Sonntag gab, stand noch einmal Konny Ketzler am Herd.

Sie sei mehr als zufrieden sowohl mit dem Verlauf als auch mit dem Erlös des Trödelmarktes. Es habe allen viel Spaß bereitet, hier trödeln zu dürfen, sagte Konny Ketzler gestern beim Aufräumen. „Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt“, bilanziert die Seniorin die beiden Markttage. Mit einem Augenzwinkern setzt sie hinzu: „Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon einen neuen, schönen Kirchturm für Klietznick.“