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Waschmittelwerk Neue Hoffnung für Chemiepark

Maschinen und Gebäude des Waschmittelwerkes Genthin hat ein Unternehmer gekauft, der die Produktion wieder hochfahren will.

Von Mike Fleske 20.01.2017, 10:37

Genthin l Seit dem 1. Januar hat die CP-Anlage (Consumer Productions) einen neuen Besitzer. Gekauft wurde das sogenannte Asset (Vermögenswert) der Gebäude und Maschinen von der Mitte 2016 gegründeten BVB Immobilien GmbH. Die iranischen Investoren Khodayar und Zolfaghar Alambeigi sind nicht mehr in Genthin engagiert.

Neuer Eigentümer ist Investor Igor Kuznetsow, ein deutscher Unternehmer mit russischen Wurzeln. Unter welchen Namen zukünftig firmiert wird, sei noch nicht geklärt, sagte Geschäftsführer Joscha Jost, der für den Investor die Presse informierte. Auch über den Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht. Fest steht jedoch, dass ehrgeizige Ziele verfolgt werden. Bis Ende des nächsten Jahres sollen in der Genthiner CP-Anlage 100 Millionen Flaschen für die Belieferung von Discountern abgefüllt werden.

Geplant ist die Produktion von allen Formen von Haushaltsreinigern, von Shampoos über Bad- und Autoreinigern bis zu Waschmitteln. „Unsere Auftraggeber übermitteln uns die Rezepturen ihrer Produkte und wir stellen die Inhalte in Genthin zusammen, füllen sie in Flaschen ab, etikettieren sie mit den Eigennamen und verpacken die Endprodukte in Kartons, die an den Großhandel geliefert werden“, erläutert Jost den Herstellungsweg. Da die Genthiner Produkte unter den Eigennamen der Auftraggeber in den Handel kommen, sei die Herkunft oft „unsichtbar“ für den Verbraucher.

Allerdings werden die Maschinen nun nicht von null auf hundert hochgefahren. Es sei ein sukzessiver Prozess. „Wenn man unsere Entwicklung mit der eines Kindes vergleicht, sind wir jetzt dabei, das Krabbeln zu erlernen, Ende diesen Jahres wollen wir die ersten Schritte machen und Ende nächsten Jahres wollen wir dann mit festem Schritt aufrecht gehen“, sagte Jost. Etwa 80 bis 85 Mitarbeiter sollen bis Ende 2018 wieder im Werk beschäftigt werden. „Die Weichen sind gestellt, wir nehmen langsam Fahrt auf“, zeigte er sich im Gespräch mit der Volksstimme optimistisch.

Die avisierte Mitarbeiterzahl liegt unter dem Stand an Beschäftigten, der 2015 mit 128 angegeben wurde, ist aber deutlich höhrer als die jetzige Zahl der Beschäftigten. Im Verlaufe der Woche war die Belegschaft über den Verkauf informiert worden. Der Betriebsratsvorsitzende Olaf Thiele zeigte sich nach den Gesprächen äußerst optimistisch. „Wir sind positiv gestimmt, dass es am Standort weitergeht und dass wir nun in ruhiges Fahrwasser kommen.“ Die verbliebene Belegschaft hat in den Jahren 2013 und 2014 zwei Insolvenzen der damaligen Eigentümer mitmachen müssen.

Infolge dessen wurden die Anlagen auf einen Notbetrieb heruntergefahren, um die Betriebserlaubnis für das Werk nicht zu verlieren. An den neuen Investor knüpfen die Mitarbeiter nun die Hoffnung für einen dauerhaften Betrieb. „Wir haben einen sehr guten Eindruck von dem neuen Eigentümer und glauben, dass er wirklich etwas bewegen will, Joscha Jost ist zudem ein kompetenter Geschprächspartner, der den Standort kennt.“

Die Bemühungen, die CP-Anlage zu übernehmen, so der Geschäftsführer, liefen bereits seit April 2016. „Wir haben nach einem geeigneten Standort in Deutschland gesucht und in Genthin geeignete Bedingungen vorgefunden.“ Es sei zudem eine rein unternehmerische Entscheidung gewesen. Fördermittel werden keine in Anspruch genommen, auch auf die Vermittlung durch das sachsen-anhaltinische Wirtschaftsministerium brauchte nicht zurückgegriffen werden.

Für den Standort Genthin habe nach dem Dafürhalten Josts seine zentrale Lage und die vorhandene Infrastruktur im Chemiepark gesprochen. „Wir haben ganz klar Länder im Osten im Blick, also Russland, die Ukraine und auch China.“ Das Qualitätssiegel „Made in Germany“ sei auf dem dortigen Markt ein wichtiger Verkaufsfaktor.

Jost verwies zudem auf die gemeinsamen Interessen der im Chemiepark ansässigen Unternehmen, insbesondere auf die großen Chemieunternehmen wie Solvay, Cepsa, Inprotec. Während in großen Chemieparks ein „Riese“ für andere Unternehmen die Bedingungen diktiere, führte Jost aus, sehe er im Genthiner Industriepark den Vorteil, dass die Interessen der Unternehmen darin bestünden, den Standort gemeinsam nach vorn zu bringen. Dazu gehöre auch, dass es einen von den Firmen gemeinsam getragenen Standortbetrieb geben werde.

Bürgermeister Thomas Barz nannte das Engagement des neuen Investors in einer ersten Stellungnahme ein positives Signal für das Industriegebiet aber auch für die Stadt Genthin. „Der neue Eigentümer hat sich zum Standort bekannt und wird den Chemiepark wieder mit Leben füllen.“ In Genthin sind insgesamt zehn Unternehmen ansässig, die 450 Mitarbeiter beschäftigen. Das Industriegebiet in Genthin ist neben Bitterfeld-Wolfen einer von zwei reinen Industrieparks in Sachsen-Anhalt.