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Wasserstand Mühlengraben bleibt Sorgenkind

Der Mühlengraben in Genthin. im Sommer komplett ausgetrocknet, führte wieder ungewöhnlich viel Wasser. Der Grund: Biber waren am Werk.

Von Mike Fleske 21.12.2019, 00:01

Genthin l „Der Mühlengraben hat wieder mächtig Wasser“, ist in den vergangenen Tagen einigen Spaziergängern aufgefallen. „Ist das ein gutes Zeichen für das Genthiner Gewässer?“, wollten Anwohner wissen. Dass der Graben im Winter Wasser führt ist nicht ungewöhnlich. „Dass viel Wasser im Mühlengraben ist, kann ich nicht bestätigen“, sagt Eric Maahs, Geschäftsführer des Unterhaltungsverbandes „Stremme/Fiener Bruch“

Der Wasserstand des Mühlgrabens sei auf Normalniveau. „Auf Grund von Biberbautätigkeiten im Bereich Mühlengrabenbrücke Umgehungsstraße Genthin bis zur Einmündung in den Elbe-Havel-Kanal kam es in den letzten Tagen zum Rückstau“, führt Maahs aus. Dies führte zu einem erhöhten Wasserstand in dem Bereich. „Dieses Problem gibt es aber schon seit einigen Jahren. Wir sehen aktuell keine Gefahr oder Probleme, da der ordnungsgemäße Abfluss auf Grund der fast kompletten Durchgängigkeit des Mühlengrabens gesichert ist.“

Der Mühlengraben, als Torfschifffahrtkanal im Jahr 1790 gebaut, wurde vor rund vier Jahren als ein Gewässer zweiter Ordnung eingestuft. Damit fiel er in den Aufgabenbereich des Unterhaltungsverbandes. Größtes Problem ist die weiterhin der viele Müll im Gewässer an zahlreichen Stellen in Genthin und Mützel.

Zweimal im Jahr entfernt der Unterhaltungsverband den Unrat, schwerpunktmäßig im Stadtbereich und entlang der bebauten Flächen. Problem dabei: Die Mitarbeiter des Verbandes holen den Müll zwar aus dem Gewässer, für den Abtransport ist jedoch die Abfallbehörde des Landkreises zuständig. Die Sorgen um das Gewässer sind schon lange in der Bevölkerung angekommen.

Im Frühjahr schaffte es der Mühlengraben sogar auf die Tagesordnung im Mützeler Ortschaftsrat, wo über die dramatische Verschlechterung das Gewässer in den vergangenen Jahrzehnten gesprochen wurde. Seinerzeit wurde seitens des Unterhaltungsverbandes mitgeteilt, dass in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz, der Bereich der festen Stauanlage mit einer langgezogenen Steinschüttung über etwa 100 Meter, einer sogenannten Sohlgleite, überbrückt werde.

Die würde zugleich als Fischtreppe dienen und dafür Sorge tragen, dass sowohl im Mühlengraben, aber auch in der Zernau in Mützel die biologische Vielfalt einen Entwicklungsschub erhält. Denn auch diese ist durch Verschmutzung und Austrocknung in den vergangenen Jahren völlig aus dem Gleichgewicht geraten.

Der Bau der Sohlgleite solle aus Mitteln finanziert werden, die das Land und die Europäische Union zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie gewähren. Geplant ist, dass 2020 gebaut werde. Aber auch wenn der Mühlengraben ein Sorgenkind bleibt, birgt der Wasserstand der vergangenen Tage auch Möglichkeiten für die Natur. „Der am Forstamt angrenzende Erlenwald kann die wechselnden Wasserstände sehr gut vertragen, sicherlich auch die im Verlauf des Mühlengrabens angrenzenden Wiesen, sofern sie nicht zur Beweidung genutzt werden“, sagt Peter Sültmann vom Betreuungsforstamt Elb-​Havel-Winkel.

Er verweist darauf, dass sich im relativ weiten Umkreis um das Gelände der ehemaligen „Burg Plote“ dem heutigen Sitz des Betreuungsforstamtes im anmoorigen und wechselfeuchten Gebiet durch die wechselnden Wasserstände eine Vielzahl von selteneren Tierarten angesiedelt haben.

„Aus forstlicher Sicht, aber auch aus Sicht des Natur- und Landschaftsschutzes sind die wechselnden Wasserstände für den Erlenbruchwald von Vorteil, für die angrenzenden Gärten und die bewirtschafteten Wiesen der Landwirtschaft von Nachteil.“

Bei Letzteren wird die Pflege und Bewirtschaftung der Flächen schwierig.