1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Deponie lässt Kiesabbau-Pläne wackeln

Wirtschaft Deponie lässt Kiesabbau-Pläne wackeln

Der geplanten Kiesabbau in Parchen wurde während einer Informationsveranstaltung vorgestellt.

Von Mike Fleske 12.07.2018, 14:41

Parchen l Vorsichtiges, gegenseitiges Beschnuppern war in der Klapperhalle für Kiesabbau-Kritikern und -Befürworter angesagt. Zahlreiche Parchener und Wiechenberger waren gekommen, um dem Gesprächs- und Informationsangebot der Starkenberger Baustoffwerke aus Thüringen zum avisierten Kiesabbau nachzukommen. Große Ungewissheit über das Vorhaben weckte das Interesse der Einwohner.

Das Unternehmen aus Thüringen legte erstmals öffentlich die Karten auf den Tisch. Auf einer Fläche von 110 Hektar zwischen Parchen und Wiechenberg will das Unternehmen im so genannten Nassverfahren für die Dauer von 34 Jahren in einer Tiefe von zehn bis 20 Metern jährlich 500 000 Tonnen Kies fördern. Die Abbaufelder werden 300 Meter an Parchen und 400 Meter an Wiechenberg heranrücken. Drei bis fünf Jahre nach dem Aufschluss rechnet das Unternehmen in den Hauptproduktionsphasen mit einem täglichen Lkw-Aufkommen von 50 bis 100 Lkw.

Dr. Ralf Müller von den Starkenberger Baustoffwerken ließ bei der Vorstellung des Projektes keinerlei Zweifel daran, dass sich die Planung zum Kiesabbau in Parchen erst in der Anfangsphase befinde.

Bisher nur unter Insidern bekannt, machte Müller nun öffentlich, dass die Starkenberger Gruppe bei einem so genannte Scoping-(Behörden)Termin zur Durchführung eines einjährigen Grundwassermonitoring verpflichtet worden sei. Stein des Anstoßes ist die alte Deponie bei Wiechenberg.

Bescheinigt das Monitoring, mit dem bereits im Mai begonnen wurde, eine Belastung des Grundwassers, wäre dies das Aus für die Kiesförderung in Parchen. Das machte Müller mehrfach deutlich. Hier wäre, so die Parchener während der Veranstaltung, durch das Waschmittelwerk Waschmittel ausgebracht worden. Bedenken, dass die Deponie möglicherweise nicht „dicht sei“, nährte Ortschaftsratsmitglied Hermann Meyer (CDU).

Er wisse von einem Wiechenberger, der schon zu DDR-Zeiten den Behörden angezeigt habe, dass Leitungswasser, das er in seinem Haushalt entnommen hatte, auffällig stark schäumte. Das könnte ein Indiz für belastetes Grundwasser sein, formulierte Hermann Meyer vorsichtig.

Ortsbürgermeister Hubert Schwandt zeigte sich im Anschluss an die Veranstaltung tief besorgt zum Ausgang des Grundwassermonitorings. „Werden Belastungen für Parchen nachgewiesen, wird es ganz hart. Es kann sein, dass wir damit ein zweites Vehlitz erleben. Dann müssen Verantwortlichkeiten geklärt werden.“ Das alles könne für die Parchener zum Bumerang werden.

Ist das Monitoring abgeschlossen, obliegt es der Bergbaubehörde, über die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens zu entscheiden. Erst damit kann der aufwendige Genehmigungsweg für den Kiesabbau in Parchen in Gang gesetzt werden. Bis Kiese bzw. Sande in Parchen tatsächlich gefördert werden, könnten Müller zufolge etwa vier bis sechs Jahre vergehen. Beruhigend wirkte diese Ankündigung auf die Parchener und Wiechenberger erwartungsgemäß nicht.

Im Gegenteil. So treibt die Einwohner die Angst vor eine Grundwasserabsenkung um, die der Kiesabbau nach sich ziehen könnte. Es war wiederum Hermann Meyer, der vor der Verödung der Landschaft sprach und damit den Beifall des Publikums erntete. Der Unternehmensvertreter entgegnete daraufhin, dass mit der Technologie des Nassabbaus weder Wasser gesenkt noch abgepumpt werde. Das Grundwasser, versicherte er, werde dadurch in seinem Niveau nicht beeinflusst. Die Böden würden nach der Kiesgewinnung wieder aufgefüllt.

Sehr sensibel reagierten die Parchener auf mögliche Staub- und Lärmbelästigungen, die hauptsächlich vom Lkw-Verkehr ausgehen werden. Hinsichtlich der Streckenführung des innerörtlichen Transportweges wollte sich das Unternehmen noch nicht genau festlegen. Mehrere Varianten sind im Gespräch. Sicher ist, dass der Abtransport über die Bundesstraße 1 bzw. 107 und die Autobahn erfolgen muss. Ralf Müller deutete unverbindlich an, dass der Transport, Hauptrichtung wird Brandenburg und Potsdam sein, perspektivisch auch über die Binnengewässer oder Schiene abgewickelt werden könnte.

Stefan Lambertz stellte aus den Gästereihen die Gretchen-Frage des Abends an Ralf Müller. „Sagen Sie mir doch einfach, welche Vorteile Parchen vom Kiesabbau haben wird?“ Müller reagierte darauf geschickt: Zum einen würde die Firma Steuern an die Stadt entrichten, weil hier eine Tochterfirma des Unternehmens gegründet werde.

Und: „Dort, wo wir die Umwelt belasten, werden wir so gut es geht, gegebenenfalls auch finanziell, die Bürger entlasten.“ Müller stellte in Aussicht, den Ort und seine Vereine finanziell zu unterstützen. An anderer Stelle redete er nicht lange drumrum: „Es wird Lärm-, Staub- und Verkehrsbelastungen geben. Wir möchten dafür sorgen, dass sie für die Einwohner erträglich bleiben.“

Auf die Frage, ob die Anlage später rund um die Uhr in Betrieb sein werde, antwortete Müller, dass in den Unterlagen von einer Produktionszeit von 6 bis 22 Uhr ausgegangen werde. Die Arbeitszeit werde sich allerdings nach dem Absatzplan richten. Bisher gehe man von einem Einschicht-System aus. Das Unternehmen, das betonte Müller mehrfach, lebe von Sanden, die noch an Ort und Stelle veredelt werden.

In der Anlage würden „mehr als fünf, aber keine zehn Mitarbeiter“ einen Arbeitsplatz finden. Die Lkw-Fahrer wurden in dieser Auflistung nicht berücksichtigt.