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Wirtschaftspreis Bibliothek punktet mit Kompetenz

Der diesjährige Bibliothekspreis der Mittelständischen Wirtschaft ist an die Stadt- und Kreisbibliothek Genthin vergeben worden.

Von Mike Fleske 25.10.2016, 07:00

Genthin l „Dies ist keine klassische Bibliothek“, verdeutlichte Landrat Steffen Burchhardt in seinen Grußworten aus Anlass der Verleihung des Bibliothekspreises. „Es ist ein Ort, an dem sich Menschen treffen und ins Gespräch kommen.“ Die Genthiner Stadt- und Kreisbibliothek Edlef Köppen sei in den vergangenen Jahren zu einer echte Kultureinrichtung geworden. Die Mitarbeiter der Bibliothek seien sehr nah dran an den Bedürfnissen der Menschen. „Der Landkreis möchte deshalb sein Engagement ausweiten, um die wertvolle Arbeit der Einrichtung zu unterstützen.“ Gefördert wird die Bibliothek auch durch den mit 5000 Euro dotierten Bibliothekspreis der mittelständischen Wirtschaft.

Dabei konnte sich der Genthiner Vorschlag gegen Ideen von Bibliotheken aus Salzwedel, Oschersleben, Halle und Magdeburg durchsetzen. Insgesamt waren acht Projekte eingereicht worden. „Mit ihrem Vorhaben, in der Bibliothek ein Kompetenzzentrum „Deutsch als Fremdsprache“ zu installieren, konnte der Wettbewerbsbeitrag bei der Jury punkten,“ sagte der Präsident der Handwerkskammer Magdeburg, Hagen Mauer. Er nahm die Preisverleihung im Namen der beiden Handwerks- und der beiden Industrie- und Handelskammern vor. „Für eine Integration in den Arbeitsmarkt benötigen Flüchtlinge vor allem gute Deutschkenntnisse“, machte er deutlich.

Für Gabriele Herrmann, Leiterin der Stadt- und Kreisbibliothek, ist die Auszeichnung die Fortsetzung der Arbeit, die mit den ehrenamtlich organisierten Deutschkursen Anfang des Jahres 2015 begann. Einige dieser Engagierten waren vor Ort und wurden immer wieder mit direkten Dankesworten von den Rednern bedacht. Gabriele Herrmann umriss das geplante Kompetenzzentrum. Dabei sollen unter anderem Ehrenamtliche in der Wissensvermittlung geschult werden. Dazu gehören unter anderem Kenntnisse über Kultur und Geschichte der Herkunftsländer der Flüchtlinge.

„Es geht zudem darum, Kontakte vermitteln zu können“, erläuterte die Bibliotheksleiterin. „Wohin kann ich jemanden schicken, der sich beruflich weiterbilden will, wohin kann ein Erwachsener gehen, der einen Schulabschluss machen möchte.“ Mit Unterrichts- und Themenkoffern solle diese Wissensvermittlung zusätzlich angereichert werden. „Die heute tätigen Ehrenamtlichen können bereits erprobte Materialien beisteuern.“ In den Koffern befinden sich dann Medien wie Bücher, CDs und DVDs, die das Kennenlernen der anderen Kulturen und der anderen Sprachen, aber auch die unserers Zusammenebens anschaulich machen.

„Sie finden genau so Informationen über unsere Kitas, unser Schulsystem oder über unsere Arbeitswelt.“ Neben der arabischen Sprache sollen auch Farsi, Englisch und Französisch berücksichtigt werden. Denn mittlerweile gäbe es in unserer Region auch Flüchtlinge aus Benin oder Niger. Die Materialien werden landkreisweit für andere Bibliotheken, aber auch Schulen, zur Verfügung gestellt. Für Bürgermeister Thomas Barz ist die Auszeichnung eine schöne Anerkennung für die Bibliothek, aber auch für das Ehrenamt. Im Namen auch der anwesenden Stadträte verschiedener Fraktionen sprach der Bürgermeister seine Glückwünsche für deren Arbeit aus.

In Genthin habe es seit 2014 eine gelebte Willkommenskultur durch Engagierte gegeben. Beleg dafür seien zahlreiche Familien, die als Flüchtlinge gekommen nun in Genthin ein neues Zuhause gefunden hätten. Barz erinnerte an die durchaus kontroversen Diskussionen im Sommer, als es um die Kürzung die freiwilligen Aufgaben ging und auch die städtischen Zuschüsse für die Bibliothek zur Disposition standen. „Der Stadtrat hat sich klar zur Bibliothek bekannt“, machte er deutlich.

Die Vorsitzende des Landesverbandes der Bibliotheken, Sibylle Lucas sagte, dass mit dem Bibliothekspreis die Arbeit der Bibliotheken gewürdigt werden sollen. Denn der Zugang zu Bildung entscheide über den schulischen und auch den beruflichen Weg. „Diesen Bildungszugang ermöglichen Bibliotheken auf vielfältige Weise. Lukas nannte Bibliotheken auch Bewahrer kultureller Werke und einen wesentlichen Bestandteil der allgemeinen Informations- und Meinungsfreiheit. Der Festakt wurde umrahmt durch Darbietungen auf der Kurzhalslaute von Zardasht Badar, einem Schüler des Burger Roland-Gymnasiums.