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Würdigung  Edlef-Köppen-Weg für Genthin?

Die Mitglieder des Genthiner Edlef-Köppen-Freundeskreises möchten den großen Sohn der Stadt mit einer Straße würdigen.

Von Mike Fleske 04.03.2019, 00:01

Genthin l „Man kann sich uneingeschränkt mit Köppen beschäftigen, er ist eine untadelige Person seiner Zeit“, machte Gabriele Herrmann vom Köppen-Freundeskreis deutlich.

Der Freundeskreis feierte in der vergangenen Woche sein 15-jähriges Bestehen, bei dem auch Bürgermeister Matthias Günther zugegen war. Daher nutzten die Mitglieder die Möglichkeit, um für ihr Anliegen zu werben.

Köppen sei durch seine traumatischen Erlebnisse im Krieg zum Pazifisten geworden, habe sich als Rundfunkpionier um die Literatur im Radio verdient gemacht und als Dramaturg bei der Filmfirma Tobis in den 30er Jahren trotz seiner verantwortlichen Stellung eine kritische Distanz zum NS-Regime gewahrt.

Auch deshalb kam aus der Runde des Freundeskreises der Wunsch nach einer Ehrung des Schriftstellers im Stadtbild auf. „Burg würdigt seine große Tochter Brigitte Reimann mit einer Promenade, da sollten wir nicht nachstehen“, fand Christa Jukiel vom Freundeskreis und schlug vor, eine Straße oder einen Weg nach Köppen zu benennen. Dabei bezog sie sich auch auf die Stadt Gießen in Hessen, wo Köppen 1939 starb. „Dort gibt es einen Edlef-Köppen-Weg“, führte sie aus.

„Ich nehme den Vorschlag mit in eine wohlwollende Prüfung“, signalisierte Bürgermeister Matthias Günther seine Zustimmung. Der Bürgermeister machte allerdings auch deutlich, dass es nicht möglich sei, etwa die Mühlenstraße, wo Köppen geboren wurde, oder eine andere große Straße umzubenennen, da der Aufwand und die Kosten zu groß seien.

Die Diskussion um die Benennung von Straßen nach großen Persönlichkeiten, gibt es häufig in Deutschland. Oft stockt die Diskussion im Hinblick auf die Umstände für Anlieger, die mit einer kompletten Ummeldung vergleichbar ist. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen sind besonders betroffen. Internetauftritte müssen geändert, Geschäftspartner informiert werden.

„Wir könnten uns vorstellen, dass etwa der Treidelweg entsprechend benannt wird, dieser ist bei Spaziergängern beliebt und es wäre kein Wohngebiet betroffen“, machte Gabriele Herrmann einen Vorschlag. Hier stieß sie auf Zustimmung des Bürgermeisters. „Wir wollen den Treidelweg ohnehin attraktiver für die Bevölkerung gestalten“, sagte er.

Der Freundeskreis solle dabei mit einbezogen werden. Letztlich muss es in der Bevölkerung einen Konsens für den neuen Namen einer Straße geben. Wie kontrovers solche Debatten geführt werden können, zeigte die Diskussion in Burg um den Helmut-Kohl-Platz. Solche Auseinandersetzungen möchte der Freundeskreis im Hinblick auf Edlef Köppen nicht. Denn schließlich habe man in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten viele historische Schätze aus dem Leben des Schriftstellers Edlef Köppen (1893 bis 1939) gehoben.

Angefangen habe alles schon in den frühen 90er Jahren, berichtete die langjährige Bibliotheksleiterin Gabriele Herrmann. 1992 informierte der Genthiner Schriftsteller Manfred Helmecke über den anstehenden 100. Geburtstag Köppens. 1996 bekam die Bibliothek zum 825-jährigen Stadtjubiläum den Namen des Schriftstellers.

Aus ersten Forschungen ergab sich die Möglichkeit für die Stadt, den Nachlass Köppens zu übernehmen. „Wir haben uns damals die Frage gestellt, wie es damit weitergehen soll“, erinnerte sich Gabriele Herrmann. Die Idee, die wissenschaftliche Arbeit zu verstetigen, kam vom Jerichower Jochen Gutte.

„Wir wollten kontinuierlich an der Pflege des Schriftstellernachlasses wirken“, erinnerte sich Gutte in der Runde. Acht bis zehn Mitglieder sind heute mit der Aufarbeitung des Nachlasses, der Vorbereitung von Kolloquien, Lesungen und Ausstellungen zu Leben und Wirken Edlef Köppens beschäftigt.

Mit dem Wunsch nach einer Straße oder einem Weg mit dem Namen des Schriftstellers trägt der Freundeskreis nun seiner Arbeit weiter in die gesellschaftliche Diskussion.