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Würdigung Unternehmen geht neue Wege

Die Genthiner Ebert & Telmes GmbH wurde in Magdeburg mit dem Integrationspreis der Landesregierung ausgezeichnet.

Von Simone Pötschke 23.11.2018, 00:01

Genthin l Ines Vandersee, Mitarbeiterin des Genthiner Malerbetriebes Ebert & Telmes, GmbH erledigt gewöhnlicherweise die betrieblichen finanziellen Angelegenheiten mit dem Computer. Dass sie trotzdem am Donnerstag gleich zum Arbeitsbeginn einen großen, und offensichtlich unhandlichen symbolischen Scheck auf dem Bürotisch platziert hat, spricht für ein außergewöhnliches Ereignis. Zurecht.

Der Genthiner Handwerksbetrieb wurde durch die Landesregierung am Mittwochabend bei einer Festveranstaltung im Gesellschaftshaus Magdeburg in der Kategorie „Integration in Ausbildung und Arbeit – Vielfalt in der Unternehmenswelt“ mit einem der diesjährigen Integrationspreise gewürdigt. Der Einladung zur Festveranstaltung waren neben Ines Vandersee als Vertreterin des Unternehmens auch Geschäftsführer Marco Gravert und Anke Rezepka vom Jobcenter gefolgt.

Für Ines Vandersee war die Preisverleihung eine aufregende Angelegenheit. „Als unsere Kategorie aufgerufen und der 2. Platz bekanntgegeben wurde, dachte ich noch bei mir, dass es einfach schön gewesen sei, an einem so großen Event teilnehmen zu können.“ Um so mehr sei sie überrascht gewesen, als dann plötzlich von einem Genthiner Malerbetrieb als Preisträger die Rede gewesen sei. „In diesem Moment hat mich einfach nichts mehr auf meinem Stuhl gehalten“, beschreibt sie ihre große Freude.

„Der Integrationspreis ist für uns schon eine recht große Hausnummer“, sagt Malermeister Tobias Ebert mit berechtigtem Stolz.

Das Genthiner Kleinunternehmen, hieß es in einer Laudatio, widme sich mit großer Ausdauer der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Seit April diesen Jahres hat Ebert im Verlaufe des Jahres vier arabischen Flüchtlinge in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen.

Sich damit um den sachsen-anhaltischen Integrationspreises zu bewerben, geht eigentlich nicht auf seine Intention zurück. Die Bewerbung trieb letztlich ein Vorschlag des Jobcenters voran. „Während meines Urlaubes hat mich Ines Vandersee telefonisch darüber verständigt und ich habe hinter dem Pkw-Lenkrad die Zugspitze vor Augen meine Zustimmung erteilt“, berichtet er etwas erheitert.

Um einen Preis, um eine hohe Auszeichnung, macht Malermeister Ebert schnell klar, sei es im nicht gegangen, als er sich für die Einstellung der Flüchtlinge entschied. Dahinter stand in erste Linie wirtschaftlicher Druck.

So sei sein Betrieb Anfang des Jahres in massive personelle Turbulenzen geraten, ohne dass irgendeine Bewerbung vorgelegen hätte. „Wenn ich wegen Personalmangels Kundenaufträge absagen muss, schadet das langfristig dem Unternehmen. Es musste eine Lösung her “, sagt Ebert.

Über eine Bekannte, die sich in der Integration von Flüchtlingen engagiert, habe sich ihm die Möglichkeit ergeben, zunächst einmal die Beschäftigung eines Flüchtlings in Erwägung zu ziehen.

Ein riesiger bürokratischer Aufwand sei damit verbunden gewesen, den er als Unternehmer ohne die Unterstützung von Elisa Heinke, TGZ- Geschäftsführerin, absolut nicht hätte leisten können. Sie stellte wiederum den Kontakt zu Marco Gravert vom Job-Center her, der die Angelegenheit dann zur Chef-Sache erklärte. Auch als Integrationspreisträger weiß Ebert, dass die Genthiner Arbeitswelt der Flüchtlinge nicht rosarot gefärbt sein kann.

Die vier arabischen Flüchtlinge haben ausnahmslos ein zeitlich befristetes Praktikum leisten müssen, bevor sie einen Arbeitsvertrag erhielten. Nicht jeder, der zur Probe arbeitete, blieb auch im Betrieb. „Es muss einfach zwischen dem Unternehmen, dem Team und dem Flüchtling passen“, zeigt sich Ebert prinzipienfest. Als Unternehmer hat der Malermeister nichts zu verschenken: Handwerklich müsse jeder seinen Aufgaben gewachsen sein, um als „Quereinsteiger einer straffen innerbetrieblichen Qualifikation standzuhalten“. Während der Arbeitszeit gilt für sie die strikte Anweisung deutsch zu sprechen. „Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg, der sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird“, resümiert der Malermeister und denkt dabei vermutlich nicht in erster Linie an den Integrationspreis.