Zerben Ein Dorf mit Kultur

Dietmar Kohrt (49) ist seit 2014 Ortsbürgermeister in dem 280-Seelen-Dorf Zerben und freut sich über kulturelle Noten.

Von Frank Bürger 27.05.2018, 05:00

Zerben l Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse, dass der weltbekannte Schriftsteller Theodor Fontane Zerben einmal besucht hat. Aber mit seinem Bestseller „Effi Briest“ hat er diesem Ort einen besonderen Zauber gegeben. Die Geschichte der dort vor 165 Jahren geborenen Elisabeth von Plotho, die als Vorbild der Effi gilt, prägt den Ort nahe der Elbe. 2019 steht das Fontanejubiläum an.

Ortsbürgermeister Dietmar Kohrt ist in Zerben aufgewachsen und verfolgt die Ortschronik der letzten Jahre rund um das Schloss. Denn den Effi-Briest-Verein, der sich einst um das Schloss kümmerte, gibt es seit 2015 nicht mehr. An der Spitze standen Marianne Schünecke und Manfred Kohrt, der Vater von Dietmar. Kohrts Eltern sind zusammen mit Margret Baumert die ehrenamtlichen Schlossführer. „Wir wurden immer älter, der Nachwuchs hat gefehlt, nun liegt die Verantwortung bei der Gemeinde“, so Manfred Kohrt zur Auflösung des Vereins.

Es kommen einige Besucher nach Zerben, um sich einmal anzuschauen, wo die wirkliche Effi geboren wurde und aufgewachsen ist. „Wir haben rund 20 Führungen im Zeitraum von April bis Oktober“, sagt Dietmar Kohrt.

So gibt es die nächste größere Führung bereits am 31. Mai. „Die Interessierten nehmen mit dem Amt Kontakt auf und wir vor Ort organisieren dann die Führungen“, schildert Kohrt. Die Besucher kämen aus der gesamten Bundesrepublik, auch aus Düsseldorf. In Schloss Benrath ist die Entlassungsurkunde von Armand von Ardenne zu sehen. Der Rittmeister hatte nach einer Affäre seiner Frau Elisabeth den Nebenbuhler erschossen. „Wir hier sind froh, dass wir hier den Liebesbrief von Elisabeth haben“, so Manfred Kohrt. Eine Attraktion.

So kommt am 31. Mai eine Gruppe von 50 Personen auf Initiative der Fontane-Gesellschaft nach Zerben. Das teilte uns Gesellschaftsmitglied Ilona Kolar mit. „Wir machen eine Führung durch das Schloss, anschließend besuchen wir das Kloster Jerichow.“

Mit Charlot Elisabeth Illies kommt regelmäßig aus Hohenseeden eine Besucherin, um auf dem Klavier zu spielen. Auch Jürgen Schneider aus Berlin, der das Erbe des bekannten Malers Manfred Pietsch verwaltet, könnte sich im nächsten Jahr eine Ausstellung vorstellen. Demnächst will er sich die Räumlichkeiten anschauen.

Dietmar Kohrt lächelt, er hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Das Fleckchen Erde zwischen Elbe und Elbe-Havel-Kanal hat ihn geprägt. Nach der Schule in Güsen machte er eine Schlosserlehre und ging in Dresden auf die Polizeischule, wo er das Abitur machte. Bis heute unvergesslich die Tage vom 3. bis 7. Oktober. Er besuchte damals mit 21 Jahren die Offiziershochschule der Polizei, als die Wende über die jungen Frauen und Männer dort hereinbrach. Es sei alles so schnell gegangen. „Alle Offiziersschüler mussten in ihre Bezirke zurück“, so Kohrt. In Magdeburg kam er dann zur Bereitschaftspolizei. Seit 1998 arbeitet er nun in Burg als Beamter im Streifendienst. Seit 1984 ist er bei der Feuerwehr, übte das Amt des Gemeindewehrleiters von 2011 bis 2016 aus. Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins der Einheitsgemeinde Elbe-Parey.

Den Vorsitz dort hat die Pareyer Ortsbürgermeisterin Cora Schröder. Dietmar Kohrt ist verheiratet und hat zwei Jungs im Alter von 11 und 15 Jahren. Das Leben im Dorf fördert nach der Auflösung des Effi-Briest-Vereins der Ortsverein. Ihm ist es zu verdanken, dass es auf dem Friedhof seit 2016 ein Urnengrabfeld gibt. Eine weitere wichtige Rolle spielt auch der Anglerverein.

Die Zukunft des Ortes liege bei den Kindern, so Kohrt. So ist die Erweiterung des Spielplatzes eine wichtige Aufgabe. Am 2. Juni um 14 Uhr steht am Schloss das dritte Kinderfest an. Dann gibt es mit der Vogelnestschaukel eine weitere Attraktion. Auf dem Programm stehen Kinderreiten, Torwandschießen dazu noch der vom SV 90 Parey vor zwei Jahren übertragene Kegelgalgen. „Wir haben ganz niedrige Preise. Wir wollen hier am Ort sozial und kinderorientiert arbeiten“, so Kohrt.