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Ortsumfahrung Lkw sollen draußen bleiben

Der Bau der Ortsumfahrung Halberstadt/Harsleben wird derzeit vorbereitet. Im Stadtrat reichen die Reaktionen von Begeisterung bis Skepsis.

Von Jörg Endries und Jörn Wegner 31.07.2015, 23:01

Halberstadt l Überraschung! Der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Alexander Dobrindt (CSU), hat grünes Licht für den Bau der Ortsumfahrung Halberstadt/Harsleben gegeben. Seit mehr als zwölf Jahren warten Halberstadt und Harsleben darauf. Die Umfahrung soll die Orte vom stetig zunehmenden Schwerlastverkehr entlasten, der zunehmend für Verkehrsprobleme und eine hohe Luftverschmutzung sorgt.

Die Pläne für das Vorhaben liegen bereits seit Längerem fix und fertig im Magdeburger Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr beziehungsweise bei der Landestraßenbaubehörde. „Baurecht besteht bereits“, bestätigte Minister Thomas Webel (CDU) in einer Presseerklärung.

Die Baukosten werden mit etwa 32,7 Millionen Euro veranschlagt, informierte Peter Mennicke, Sprecher des Ministeriums in Magdeburg auf Volksstimme-Anfrage. Nach der erfolgten Freigabe der erforderlichen Haushaltsmittel durch den Bund hätten bereits bauvorbereitende Projekte begonnen. Dazu zählen unter anderem die Umverlegung vorhandener Leitungsanlagen und archäologische Untersuchungen (1. Grabungsphase, Suchschnitt ab Herbst 2015), aber auch naturschutzrechtliche Schritte, wie die Prüfung der Baustrecke auf Hamstervorkommen und das erforderliche Umsetzen der Tiere.

Zur Vorbereitung der eigentlichen Bauarbeiten müssen noch die Ausführungsplanungen für den Brücken- und Streckenbau (konkret insgesamt elf Ingenieurbauwerke und 7,3 km Streckenlänge) sowie die Ausschreibungsunterlagen erstellt werden, berichtet der Ministeriumsprecher. Hierfür seien zunächst Vermessungsarbeiten und detaillierte Baugrunduntersuchungen erforderlich, die derzeit beauftragt und ausgeführt werden. Darüber hinaus sind die für den Bau erforderlichen Flächen zu erwerben.

„Erfahrungsgemäß kann ungefähr ein Jahr nach Vorliegen des unanfechtbaren Planfeststellungsbeschlusses und der Freigabe durch den Bund mit dem Bau der Ortsumgehung begonnen werden“, sagte Peter Mennicke.

Die Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss sei weiterhin anhängig und muss vom Oberverwaltungsgericht (OVG) bearbeitet werden. Möglich ist, dass sich dadurch noch weitere kleinere Änderungen an der Planung ergeben. Der Bau der Ortsumgehung sei dadurch aber nicht in Frage gestellt.

Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) begrüsste die Entscheidung zum Bau der Ortsumfahrung. „In der Tat eine freudige Entscheidung. Ich hoffe, dass es keine Klagen mehr gegen den Trassenverlauf gibt, sodass schnell mit der Umsetzung begonnen werden kann.“

In den Stadtratsfraktionen wird die Ortsumgehung grundsätzlich begrüßt. „Dieser Bau ist wirklich nötig, um die Vekehrsströme sauber zu leiten“, sagte Hans-Joachim Nehrkorn (Die Linke). Halberstadt habe eine permanent erhöhte Feinstaubbelastung, die nun zurückgefahren werden könnte. Dass auf die Nordumfahrung der Stadt verzichtet wurde, hält Nehrkorn für praktikabel. Ebenso den Umweg über die B79 auf die B6 in Richtung Wernigerode und Ilsenburg. Nehrkorn hebt vor allem die Entlastung für die Harslebener hervor.

„Das ist im Prinzip eine schöne Angelegenheit“, sagte Karl-Peter Köpke, Vorsitzender der SPD/Grüne-Fraktion. Allerdings bezweifelt er, dass die Umgehung eine Entlastung für die B81 bedeuten würde. Der Hauptverkehr von Magdeburg nach Wernigerode würde weiterhin durch die Innenstadt fließen. Die Entlastung für Harsleben sei allerdings überfällig, die Zustände dort bezeichnete Köpke als „katastrophal“.

Auch Ralf Barthel (Buko) von der Bürgerfraktion erwartet, dass der Schwerlastverkehr Richtung Wernigerode und Ilsenburg weiterhin die innerstädtische B81 nutzen und den Umweg über die mautpflichtige B6 meiden werden. Mit der Fertigstellung der Umfahrung schlägt er daher vor, die B81 in der Stadt herabzustufen und für den Schwerlastverkehr über 7,5 Tonnen zu sperren. Das liege allerdings nicht in der Hand der Stadt, sondern sei Sache des Bundes.

„Wir sind begeistert“, sagte Daniel Szarata für seine CDU-Fraktion. „Wir sollten froh sein, dass wir eine Ortsumgehung überhaupt bekommen.“ Die Schleife sei „wichtig für den Standort Halberstadt“.

Die Ortsumgehung sei zwar grundsätzlich eine gute Sache, sagte ÖDP-Fraktionschef Jens Rehmann. „Das ist aber mehr ein Reagieren als Agieren.“ Rehmann spricht von Fehlern der Vergangenheit und meint vor allem den großen Bogen, den die B6 um Halberstadt schlägt. Einerseits würde man mit der Ortsumgehung wieder die Natur zerschneiden, andererseits würde die Schadstoffbelastung sinken.