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Kindergärten Nur drei Orte haben freie Krippenplätze

Debatte im Osterwieclker Sozialausschuss. Einige Kindereinrichtungen platzen aus den Nähten.

Von Mario Heinicke 09.09.2015, 01:01

Stadt Osterwieck l „Das ist also der demografische Wandel“, sagte Alexander Kottwitz, der als sachkundiger Einwohner im Ausschuss mitarbeitet, am Montagabend beim Lesen der Zahlen. Aber es ist ein ganz anderer demografischer Wandel, als er republikweit im Gespräch ist. Denn die Osterwiecker Kinderzahlen steigen.

Sieben der zwölf städtischen Einrichtungen mit Krippenbetreuung sind bei den kleinsten Kindern bereits bis Ende 2016 ausgebucht. Mit Stand 1. September gab es gar nur noch fünf freie Krippenplätze in Rohrsheim, zwei in Dardesheim und einen in Hessen. Ganz besonders eng ist es in Osterwieck, wo jetzt schon Neuanmeldungen bis Ende 2017 vorliegen, also voraussichtlich erst 2018 wieder etwas frei ist.

„In Osterwieck fehlen Plätze. Davon profitiert das Umland“, sagte Manfred Riecher, Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, im Sozialausschuss. Er nannte als Beispiele Wülperode, Rohrsheim oder Rhoden, in denen die Geburtenzahlen gegenüber früheren Jahren deutlich zurückgegangen seien. Diese Einrichtungen werden nun ausgelastet mit Kindern aus den Orten, wo kein Krippenplatz mehr frei ist. In der Wülperöder Kita ist sogar jedes dritte betreute Kind von außerhalb.

In der Kernstadt Osterwieck ist das Problem also besonders groß. „Geburtenzahlen von 33 und mehr können die beiden Osterwiecker Kitas nicht stemmen“, erklärte Cornelia Mennecke, im Rathaus für die Kindergärten zuständig, und zog in die Bewertung das „Kinderhaus an der Ilse“ in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt mit ein. Darüber hinaus sind in Osterwieck zuletzt etliche Familien mit kleinen Kindern zugezogen.

Unterm Strich werden derzeit in der Einheitsgemeinde 39 Kinder in Einrichtungen außerhalb ihres Wohnorts betreut. Mennecke verwies darauf, dass für eine Platzvergabe der Antragseingang entscheide. Und ein Antrag könne auch erst gestellt werden, wenn das Kind geboren ist, nicht schon vorher.

Die Stadt Osterwieck betreut in ihren zwölf Kitas 554 Mädchen und Jungen vom Krippen- bis zum Hortalter. „So viele Anmeldungen hatten wir noch nie“, berichtete Mennecke. Hinzu kämen etwa 120 Kinder in den beiden Arbeiterwohlfahrt-Einrichtungen Osterwieck und Schauen. Und der Ausblick auf das zweite Halbjahr 2016 lässt sogar eine noch höhere Auslastung mit insgesamt über 600 Kindern in städtischen Einrichtungen erwarten.

Ausschussvorsitzender Rüdiger Seetge fragte daher an, ob man die Betriebserlaubnis erweitern wolle, um mehr Kinder aufnehmen zu können. Die Verwaltung hält das erstmal nicht für notwendig. „Wir haben noch Kapazitäten“, unterstrich Mennecke. Zumal Kitas, die unter 75 Prozent ausgelastet sind, künftig infrage gestellt werden könnten. Jedenfalls wurde das schon von der Kreisverwaltung angestrebt. Trotz des Kinderbooms würden Ende 2016 Dardesheim, Wülperode und Zilly an dieser Mindestmarke kratzen.

Cornelia Mennecke verwies darauf, dass in der Stadt 74 ausgebildete Erzieherinnen angestellt seien, darunter sind keine Hilfskräfte. Manfred Riecher möchte auf einer der nächsten Ausschusssitzungen nochmal die Elternbeiträge zum Thema machen. Dabei geht es um die prozentuale Kostenteilung von Stadt und Eltern. Gefordert werden von der Stadt 50:50. Halberstadt habe dagegen einen Vorstoß unternommen, die Eltern von Krippenkindern finanziell zu entlasten.