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Wiesn Hoppenstedt Das schönste Dirndl kommt fast zu spät

„O‘zapft is!“ in Hoppenstedt. Mit Spielen, Musik und Kleidung im bayerischen Stil lockten die Veranstalter 700 Besucher.

Von Sandra Reulecke 12.10.2015, 01:01

Hoppenstedt l Rund 570 Kilometer trennen Hoppenstedt und München, doch das spielte am Sonnabend keine Rolle. Für einen Tag lang verwandelte sich der Osterwiecker Ortsteil in eine Hochburg für bayerische Tradition.

● Das Fest

Seit 2002 wird in Hoppenstedt ein Oktoberfest gefeiert. Es ist das wohl älteste im Landkreis Harz. „Die Idee kam bei der 800-Jahr-Feier unseres Ortes 2001 auf“, berichtet die Mitorganisatorin Margitta Pohl. 2003 war die zweite Wiesn. Mittlerweile findet der Festreigen alle zwei Jahre auf der Schützenwiese statt, 2015 ist die achte Auflage.

● Die Veranstalter

Schirmherrschaft über das Fest hat der Schützenverein. Bei der Vorbereitung und der Gestaltung bringen sich jedoch auch viele Hoppenstedter ohne Vereinszugehörigkeit ein. So zeigen Tanzgruppen und die Bastelfrauen ihr Können, Einwohner backen Kuchen und bei dem Zeltauf- und -abbau packen freiwillige Helfer an, sagt Margitta Pohl.

Von den Hoppenstedter Einwohnern stammt auch die Dekoration: Sie tragen Blumen, Zweige und Erntegaben zusammen, um damit die Tische und Zeltwände zu schmücken. „Uns ist es wichtig, dass natürliche Materialien verwendet werden“, betont Margitta Pohl.

● Die Besucher

Rund 700 Besucher sind für das Oktoberfest nach Hoppenstedt gekommen. Die weiteste Anreise hatte ein Schweizer. Andere Gäste kamen aus dem Vorharz, Goslar, Haldensleben und Stendal.

● Die Band

Für die diesjährige Oktoberfest-Auflage haben die Hoppenstädter zum ersten Mal die „Original Frankenbläser“ verpflichtet. „Die Jungs haben von modern bis urbayerisch ein breitgefächertes Repertoire“, berichtet Ullrich Scholle vom Organisationsteam. „Sie haben die gesamte Zeit für richtig gute Stimmung gesorgt und den Nerv der Gäste getroffen.“

Außerdem brachten die Musiker einige Fans mit: Aus Wasserleben kam eine zehnköpfige Gruppe sowie mehrere Besucher aus dem Frankenland.

● Der Kleider-Wettbewerb

Ganz klar: Tracht ist in bei den Besuchern des Hoppenstedter Oktoberfestes – vom Kleinkind bis zum Rentner. Nur die wenigsten zeigen sich in Zivil. Schließlich gibt es für die Frauen den Titel „Schönstes Dirndl“ zu gewinnen.

Wer das Sieger-Kleid trägt, entscheidet eine Jury – Osterwiecks Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ (Buko) und Hoppenstedts Bürgermeister Hans-Jürgen Saft (parteilos). Die Kriterien sind laut Wagenführ die Ausstrahlung und Bodenständigkeit der Trägerin – „es muss zum Land passen“ –sowie die Stimmigkeit des Outfits von Haar bis Schuhwerk. „Es ist nicht einfach, sich zu entscheiden“, sagt Saft. Seine Mitjurorin stimmt zu: „Ich bin überwältigt, dass so viele Frauen – und auch Männer dem Motto gefolgt sind.“ Ingeborg Wagenführ regt deshalb an, bei der nächsten Wiesn auch das beste Outfit der Männer zu prämieren.

● Die Gewinnerin

Das „schönste Dirndl 20015“ trägt Katja Grundmann. Die 27-Jährige überzeugte die Jury mit ihrem Ensemble in blau und rot. „Damit habe ich gar nicht gerechnet. Hier gibt es so viele tolle Dirndl“, sagt die Krankenschwester aus Hoppenstedt überrascht. Dass sie das Kleid überhaupt tragen konnte, war eine Zitterpartie, verrät sie. Sie hatte es erst wenige Tage vor dem Fest spontan im Internet bestellt, per Express. Für das Flechtwerk aus ihren Haaren verpflichtete sie einen Friseur.

● Die Spiele

Von 14 bis 17 Uhr stehen Spiele auf dem Programm des Hoppenstedter Oktoberfests: Beim Um-die-Wette-Hämmern, Schirm-Weit-Wurf oder Wurststopfen können die Besucher ihre Geschicklichkeit testen.

● Das Getränk

Getränk des Tages ist – wie sollte es bei einem Oktoberfest anders sein – Bier. Eine bayerische Sorte, betont Mitorganisator Ullrich Scholle. „Das hat einige Umdrehungen mehr, als wir es hier gewohnt sind.“ Doch trotz des stärkeren Alkoholgehalts habe es an dem Abend keinen besondere Vorkommnissen gegeben, versichert der Kriminalhauptmeister.

Der Fassanstich ist Chefsache: Vier beherzte Schläge benötigt Osterwieck-Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ.

● Die Kinderschar

Auffällig beim Hoppenstedter Oktoberfest ist die große Anzahl an Kindern unter den Feiernden. Bei einer Einwohnerzahl von 170 leben rund 30 Mädchen und Jungen unter dem Grundschulalter im Dorf. Gerüchte besagen, dass die Geburtenrate gut neun Monate nach den Wiesn- und Schützenfesten im Ort steigt. Ist da was dran? „Ich mache von meinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch“, sagt Ullrich Scholle augenzwinkernd.

● Das Fazit

„Das Feedback ist bisher absolut positiv“, berichtet Ullrich Scholle erfreut. Auch Margitta Pohl ist mit dem Wiesn-Tag zufrieden – von der Vorbereitung, dem Fest selbst bis hin zum Abbau habe alles reibungslos funktioniert. „Wir freuen uns schon auf das nächste Mal“, betont die Hoppenstedterin.