Motocross Sprung an die Spitze

Die Dardesheimerin Lucy Juska ist Landesmeisterin im Motocross geworden. Mit 14 Jahren ist sie die jüngste Fahrerin in der Damenklasse.

Von Mario Heinicke 14.10.2015, 01:01

Dardesheim l Als die Osterwiecker „Königskinder“ Ende September beim Mittelstraßenfest ausgezeichnet wurden, fehlte Lucy Juska. Die Dardesheimer Sekundarschule „Thomas Mann“ hatte sie für ihre hervorragenden schulischen Leistungen nominiert. Doch die Achtklässlerin erfüllte sich an dem Tag einen anderen Traum – den vom Landesmeistertitel. Sie hatte ihr letztes Rennen der Serie um die Motocross-Meisterschaft. Und das auf ihrer Hausstrecke in Westeregeln, wo die Dardesheimerin im Motorsportclub organisiert ist und ihr Fahrtraining absolviert.

Zwölf Damen hatten sich für die Serie, die Ende April begann, angemeldet. In dem halben Jahr kann viel passieren. Man kann stürzen, krank werden, die Technik kann streiken, die Kraft kann ausgehen. „Man braucht auch ein bisschen Glück.“ Lucy Juska kam als einzige des Feldes durch alle 24 Rennen – auf jedem der zwölf Kurse gab es zwei Läufe – und landete bis auf zwei vierte Plätze in Schollene immer auf dem Treppchen.

„Meine Hoffnung war Platz drei bis fünf“, blickte die 14-Jährige auf ihr erstes Jahr in der Damenklasse zurück. Nun freut sie sich auf die Feier im November in der Altmark, wenn sie als Landesmeisterin ausgezeichnet wird. Ihr Motorsportteam MX Schadenberg hat sie aber vorab schon mit einem speziell bedruckten Meistertrikot geehrt.

Lucy ist damit nun in die Fußstapfen ihres Bruders Max getreten. Er hatte 2010 ebenfalls als 14-Jähriger und Jüngster seiner Klasse den Landesmeistertitel gewonnen.

Die Erfolge der Juska-Sprösslinge kommen nicht von ungefähr. Vater Frank Juska war bis zur Wende Motorradsportler. Seit 15 Jahren, als Max begann, bestimmt der Motorsport die Freizeit der Familie. Lucy saß auch schon mit drei Jahren auf einer Maschine. Der richtige Durchbruch aber kam erst jetzt, vor allem dank des Trainings mit Anne Borchers, einer Fahrerin aus Sachsen-Anhalt, die an Weltmeisterschaften teilnimmt. „Der Knoten ist geplatzt.“ Frank Juska spricht mit Begeisterung davon, wie seine Tochter jetzt auf der Maschine sitzt. Wie sie über die Hügel springt. Und mit welcher Kondition und Kraft sie sich auf den letzten Rennrunden noch zu steigern weiß. Alles erreicht mit fleißigem Training. Denn an den Tagen, an denen Lucy nicht auf der Maschine sitzt, boxt sie im Verein, läuft, radelt oder macht Krafttraining.

Nächstes Jahr, na klar, möchte Lucy ihren Meistertitel verteidigen. Ein Jahr, das wieder Neues bringen wird, auf das sie jetzt schon hinarbeitet. Die größte He­rausforderung ist dabei die neue Maschine, die früher Bruder Max fuhr. Größerer Hubraum, mehr PS. Damit werden Sprünge noch weiter und höher, die Bewegungsabläufe müssen justiert werden. „Die Maschine verzeiht keine Fehler“, weiß Frank Juska aus Erfahrung.

Zwei Rennen hat Lucy mit dem größeren, 125-ccm-Motorrad schon absolviert. Zunächst ein Drei-Stunden-Rennen in Ballenstedt, und nun am Sonntag in Laiser in Hessen. Dorthin war Lucy Jusky als Landesmeisterin zum Deutschen Motocross-Supercup eingeladen worden. Eine Lehrstunde für die 14-Jährige, über die sie nicht so ganz glücklich ist, wie sie zugibt. Denn im 25 Fahrerinnen umfassenden Feld waren allein sieben Profis, die sonst um die Weltmeisterschaft fahren und mit ihrem Können auf einer außergewöhnlich schmalen Strecke quasi noch über Lucy hinweg sprangen. Die Plätze 17 und 20 sprangen heraus. Da freut sie sich jetzt eher auf den Bördecup und Hallencrossrennen in der Region.