Pferdesport Zucht geht weiter

Jörg Wenske führt jetzt den Pferdesport- und Zuchtverein in Halberstadt.

Von Gerald Eggert 18.10.2015, 17:06

Halberstadt l Vor 22 Jahren wurde Andreas Karger zum Vorsitzenden des im Juli 1993 gegründeten Pferdesport- und Zuchtverein der Europaschule „Am Gröpertor“ gewählt. Für eine erneute Amtszeit trat er nicht mehr an.

Nach der Entlastung des alten Vorstandes wurde Andreas Karger und Eberhard Knobbe für ihr langjähriges Wirken im Vereinsvorstand gedankt und neu gewählt: Jörg Wenske ist Vorsitzender und Ralf Raugust sein Stellvertreter, Dagobert Gohla ist Schatzmeister, Heidi Truthmann ist Schriftführerin, Gundula Schiller und Andreas Güldner sind Beisitzer und Regine Werner und Andreas Karger die Rechnungsprüfer.

„Wir haben in den letzten Jahren wieder einiges bewegt. Zum Beispiel wurden die Ställe gestrichen, der Hof gepflastert und ein neuer Weg für die Rollstuhlfahrer angelegt.“ Es bleibe jedoch noch einiges zu tun.

„Wir werden weitermachen, kämpfen und nicht nachlassen in unseren Bemühungen um den Erhalt der Pferdezucht. Denn müssten wir sie aufgeben, wäre sie für immer verloren. Das will niemand“, unterstrich der neue Vorsitzende auf den Tag genau 51 Jahre nach Gründung der damaligen FDJ- und Pionier-LPG, aus welcher der Pferdesport- und Zuchtverein 1993 hervorging.

Andreas Karger schaute zurück: „Gundula Schiller und Dieter Neufert, die schon Vorstandmitglieder gewonnen hatten, baten mich, den Vorsitz für zwei Jahre zu übernehmen. Sie bauten auf meine Erfahrungen, die ich bei der Gründung des Kolping-Bildungswerks in Halberstadt gesammelt hatte.“

„Es gibt uns noch! Und das, obwohl die Lage manchmal ganz schön ernst war.“

Andreas Karger, Pferde- und Zuchtverein der Europaschule in Halberstadt

„Mit Manfred Bartels, Hans-Dieter Neufert, Edelbert Kuwatsch, Werner Hartmann und Eberhard Knobbe starteten wir durch“, erinnerte Karger und betonte, dass ohne das große Engagement dieser Mitstreiter in der für den Fortbestand der Pferdezucht so wichtigen Phase der Verein nicht diese Entwicklung genommen hätte. Damit wäre eine einzigartige Einrichtung an einer Schule in Deutschland auf der Strecke geblieben.

„Wir hatten aber auch Freunde und Förderer auf unserer Seite. Ich denke unter anderem an Matthias Gabriel und Johann-Peter Hinz. Nicht zu vergessen sind das Landrats-amt, die Stadtverwaltung und das Arbeitsamt, mit denen die Zusammenarbeit seit langem gut funktioniert.“

Seinen Dank richtete Karger außerdem an jene Frauen und Männer, die über ABM, sogenannte Arbeitsgelegenheiten (Ein-Euro-Jobs) und als Bundesfreiwilligendienstleistende mit dazu beitrugen, dass es irgendwie immer weiter gegangen ist, obwohl es niemals einfach war“.

Nach 22 Jahren wolle er sich nicht wieder zur Wahl stellen, sagte der Vorsitzende, der eigentlich schon eher aufhören wollte, aber keinen Nachfolger gefunden hatte.

Den gibt es nun mit Jörg Wenske, seinem bisherigen Stellvertreter und Geschäftsführer des Vereins. „Nun kann ich beruhigt gehen“, betonte Andreas Karger und gestand: „Ich brauchte mich in den 22 Jahren wenig um den Verein zu kümmern, denn ich konnte mich stets auf ein engagiertes und zuverlässiges Team verlassen.“

Jörg Wenske freute sich, dass viele ehemalige und aktuelle Mitarbeiter und Mitglieder zur Wahlversammlung gekommen waren. „Es gibt uns noch! Und das, obwohl die Lage manchmal ganz schön ernst war“, stellte er seiner Rückschau auf die letzten Geschäftsjahre voran.

Als Gründe dafür nannte er, dass es immer wieder Mädchen gibt, die eine sinnvolle Freizeit verbringen möchten, sowie viele Bürger, Firmen und Institutionen, die nach wie vor mit Geldspenden und Sachleistungen die Pferdezucht unterstützen.

Als unverzichtbar bezeichnete er die Kommunale Beschäftigungsagentur des Landkreises (Koba), denn diese finanziere die Mitarbeiter. Und mit dem AWZ habe man einen Partner gewonnen, der den Verein vielseitig unterstützt und auch die notwendigen Anträge bei der Koba stellt.

„Die Kooperation mit dem AWZ wird weiter gepflegt, denn wir sehen es als wichtige Aufgabe, junge Leute für grüne Berufe zu interessieren und zu gewinnen.“

Ganz besonders stolz sei er auf seine engagierten Mitarbeiter. „Als klar war, dass ab Ende August kein neuer Ein-Euro-Jobber zur Verfügung steht, standen wir vor einer schwierigen Situation. Es war und ist vor allem Mara Herrmann, die seitdem bis 50 Stunden in der Woche leistet. Unterstützung bekommt sie von Matthias Reichardt. Ohne sie sowie Nicole Schmidt und Uta Wegner, die immer wieder mal einspringen, müssten wir die Pferdezucht vielleicht beerdigen“, lobte Jörg Wenske den aufopferungsvollen Einsatz der Frauen und Männer.

Die Situation werde sich erst entspannen, wenn mithilfe des sogenannten SoTA-Programms zwei neue Helfer Anfang November und ein weiterer ab Dezember beginnen und Mara Herrmann unterstützen. Die Frage, was wird, wenn der Vertrag mit ihr Mitte nächsten Jahres ausläuft, wage er nicht zu stellen. Vor allem vor dem Hintergrund eines zunehmenden Interesses von Behinderteneinrichtungen und von Familien mit behinderten Kindern am therapeutischen Reiten.

Deshalb und um die Pferdezucht überhaupt aufrecht erhalten zu können, müssten neue Tiere angeschafft werden. „Die beiden 2015 geborenen Fohlen werden wir verkaufen müssen, weil wir Tiere brauchen, die acht Jahre alt und ruhig sind, um die Anfängerkinder darauf setzen zu können“, sagte Wenske. Um die Vereinsarbeit fortsetzen und die Angebote vorhalten zu können, sei der Pferdesport- und Zuchtverein weiterhin auf Spenden angewiesen.

Das bekräftigte Schatzmeister Dagobert Gohla als er den Rechenschaftsbericht ablegte. Demnach hielten sich die Einnahmen und Ausgaben des Vereins die Waage. 2013 wurde wegen hoher Ausgaben für die Pferde ein Minus verzeichnet, was jedoch ein Jahr später wieder ausgeglichen werden konnte.