Handwerk Duftende Produkte

Die Groß Quenstedterin Michaela Kühn ist Seifenmacherin.

Von Christian Besecke 20.10.2015, 18:03

Groß Quenstedt l Einfach war der Weg hin zum professionellen Seifensieden für Michaela Kühn nicht. Die gelernte Zahntechnikerin und Kosmetikerin ist seit Juni Inhaberin der „Traumseifen-Manufaktur“ in Groß Quenstedt.

Angefangen hat alles mit kleinen Präsenten, die sie zu Weihnachten an Freunde, Bekannte und Kunden verteilte. „Diese Cupcakes aus Seife habe ich in meiner Freizeit selber hergestellt. Ich bastle gern und bin oft handwerklich tätig“, berichtet sie im Gespräch mit der Volksstimme. „Ich bekam eine gute Resonanz und beschäftigte mich daraufhin intensiver mit dem Thema.“ In ihr reifte deshalb der Entschluss, die Sache auf professionelle Beine zu stellen.

Der Weg dahin dauerte aber etwa ein halbes Jahr. „Es gibt so unglaublich viele Dinge zu beachten“, sagt sie. „Im Prinzip kann jeder seine Seife bei sich zu Hause herstellen. Geschieht das aber gewerblich, müssen selbst die einzelnen Zutaten nach dem Lebensmittelgesetz kontrolliert sein.“ Das Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung der Kreisverwaltung Harz sei ihr eine große Hilfe gewesen. „Dort hatte man ein offenes Ohr für meine Belange und ich bekam viele wichtige Tipps, und man hat mir entsprechende Gesetzesblätter herausgesucht“, lobt sie.

Heute arbeitet sie mit etwa 40 Zutaten. „Für jede einzelne brauche ich Formblätter“, beschreibt sie. „Verwendet werden feste und flüssige Öle, Duftstoffe und Farben.“ Michaela Kühn spricht über Ziegenmilchseife, die Verwendung von Honig und Kaffee sowie Pflanzen. „Den Honig beziehe ich aus Halberstadt“, führt sie aus. „Das Datenblatt für den Kaffee habe ich von der Firma Röstfein aus Magdeburg in nur wenigen Stunden bekommen.“

Sie habe in der Landeshauptstadt angerufen und ihr Anliegen geschildert. „Das Erstaunen war groß“, erinnert sie sich. „Ebenso aber auch die Hilfsbereitschaft. Am selben Abend hatte ich eine entsprechende E-Mail in meinem Postfach.“

An anderer Stelle hätte die Prozedur aber schon einmal wesentlich länger gedauert. „Die gewerbliche Seifenherstellung ist schon irgendwie ein Exot“, schätzt sie ein. „Dabei gibt es gerade hier unendliche viele Variationen. Ich tüftle mir viele Dinge selber aus.“ Gerade hat sie eine Rasierseife entwickelt, die sich noch in der Testphase befindet. „Ich habe sie an Bekannte und Kunden verteilt, die mir nun über ihre Erfahrungen und Ansichten berichten“, erzählt sie. „Wenn das Experiment positiv abgeschlossen wird, dann ist die Seife soweit, dass ich sie in mein Programm aufnehmen kann.“

Auch das ist dann mit Aufwand verbunden. Eine neue Kreation muss in ein Labor eingeschickt und dort untersucht werden. „Erst wenn ich das Ergebnis der Untersuchung in den Händen halte, kann ich das Produkt verkaufen“, betont Michaela Kühn. „Das ist aufwendig und kostet Geld, meine Kunden können dann aber absolut sicher sein, dass die Inhaltsstoffe passen.“ Insgesamt 45 verschiedene Seifen sind schon auf diese Weise untersucht worden. Für jede einzelne gibt es ein spezielles Gutachten. Auf jeder Verpackung werden zudem die Ingredenzien aufgeführt. „Das ist wichtig, falls es doch einmal zu allergischen Reaktionen kommt“, erklärt sie. „Selbst eine vorsorgliche Meldung an die Giftzentrale erfolgt.“

Bei der „Traumseifen-Manufaktur“ werden nur Naturprodukte verwendet. „Kokos-, Oliven- und Rapsöl finden sich da natürlich auch“, führt die Unternehmerin aus. „Wenn ich mal in der Küche etwas knapp bin, kann ich mich da ohne weiteres bedienen.“ Sie lacht über den gelungenen Scherz.

Ihre Produkte stellt sie nicht etwa in der heimischen Küche her. „Nein, ein eigener, ausgestatteter Raum ist da Voraussetzung“, sagt sie. „Mein Mann Rainer spricht da immer von der ‚Hexenküche‘.“

Michaela Kühn hat 13 Grundrezepte entwickelt, die je nach der Seife variieren können. Eine Auswahl von Dekoseifen gehört auch dazu. Während des Gesprächs steht sie auf und tritt an ihren Herd. „Hier, diese Stücke habe ich einmal vorbereitet“, sagt sie. In den Händen hält sie eine Form, in der fertige Seifen zu sehen sind. Mit einem Stempel drückt sie ein Logo in die Unterseite. Dann hebt sie die kleinen Modelle vorsichtig heraus. Zum Vorschein kommen kleine Deko-Weihnachtsbäume.

„Ich bin gerade dabei, die Weihnachtskollektion herzustellen“, erzählt sie weiter. „So eine Seife ist nicht mal eben gemacht.“ Die Herstellung nehme etwa ein bis zwei Stunden in Anspruch. „Nach 24 Stunden kommen die Stücke aus der Form heraus und müssen dann vier bis sechs Wochen aushärten“, berichtet die Groß Quenstedterin weiter. Die Familie Kühn nutze selber nur noch Seife – auch zum Duschen. Einen Tipp hat die Inhaberin noch. „Seife lagert man am besten offen, Licht spielt keine Rolle. Wasser sollte von ihr abtropfen können, damit sie länger halten kann“, sagt sie abschließend.